Hat ZDFneo eigentlich gehalten, was sich die Produzenten von ihm versprochen haben?
Für uns haben sich die Erwartungen an die Digitalkanäle komplett erfüllt. Klar, es gibt so ein paar Sachen, wo wir sagen, da könnte man ein bisschen sinnvoller programmieren. Aber da hat sich ja schon viel geändert seit dem Sendestart z.B. bei ZDFneo.
Aber viel Geld lässt sich dort nicht verdienen, klagen viele Produzenten...
Ich hole mal aus. Eyeworks sitzt in der Kölner Innenstadt überm Aldi. Wenn Du bei uns rein kommst, sitzen auf offenen 1.500qm unglaublich viele Menschen und arbeiten an den unterschiedlichsten Ideen. Wenn uns die Spartensender von ARD und ZDF helfen, da auch kleine Ideen auf Sendung bringen zu können, dann freut uns das. Für uns als Unternehmen aber auch für die Kollegen, die sich kleine feine TV-Ideen ausdenken. Kreativität braucht Abspielfläche. Wir freuen uns sehr über Philip Simon und seine „Nate Light“ bei ZDFneo, die im Herbst auch fortgesetzt wird. Ohne die digitalen Kanäle von ARD und ZDF wäre das vermutlich nirgendwo auf Sendung gegangen. Und längst sind ja auch andere Sender in der Nische Experimenten gegenüber aufgeschlossener.
Wie sieht es mit der Experimentierfreude der großen Sender aus?
In Diskussionen, die wir mit den Kollegen über den Comedy-Bereich geführt haben, konnte ich deren Problem gut nachvollziehen: Lust auf Neues haben viele Sender, aber bei den großen Sendern startet man gleich mit einem Erwartungsdruck. Da haben kreative Formate meist gar nicht die Zeit sich zu entwickeln. Aber genau von den großen Sendern bekamen wir auf persönlicher Ebene viel Lob für „Nate Light“. Vielleicht sollten sich ProSiebenSat.1 und RTL auch ein Neo leisten (lacht).
Sie produzieren „Switch: Reloaded“ - Grimme-Preis-Fernsehen - aber auch „We love Lloret“ für ProSieben. Muss man da im Anspruch flexibel sein?
Wir haben zwei große Säulen bei der Eyeworks: die Fiction mit unserer Geschäftsführerin Sabine de Mardt. Dann unseren Non-Fiction-Bereich unterteilt in Factual unter der Leitung von Peter Werse und Comedy in der Verantwortung von Bernd von Fehrn. Darüber hinaus haben wir unser Show-Team, das aus mehreren Senior Producern besteht. Wir pitchen bei den Sendern unabhängig voneinander. Absender ist immer die Marke Eyeworks, aber die Sender wissen, mit wem sie in dem jeweiligen Genre zusammenarbeiten und trennen das klar.
Der „Spiegel“ hat Eyeworks mal als Trash TV-Produzenten bezeichnet. Trifft Sie das?
Wenn man das Gefühl hat, dass da ganz bewusst Produktionen verschwiegen werden, um ein falsches Bild darzustellen, dann ja. Aber ich bin da ganz offen. Wir machen auch „Schwiegertochter gesucht“ - und das gerne. Dazu stehen wir. Dafür kommen wir, wie Stefan Raab mal gesagt hat, später auch in die Hölle, - aber dann nehmen wir Herrn Raab gleich mit, denn der konnte daraus schon viel Programm generieren. Und dann können wir in der Hölle mal gemeinsam darüber nachdenken, ob das wirklich so schlimm war. Eyeworks macht aber auch die Literaturverfilmung „Scherbenpark“, für die wir den Max Ophüls Preis gewonnen haben. Wir müssen beides machen. Das hat auch ganz ehrlich was damit zu tun, dass wir - und das meine ich gar nicht abwertend - mit Formatfernsehen unser Geld verdienen, was uns dann Projekte ermöglicht bei denen es nicht auf Quote und Gewinn ankommt.
Nochmal zurück zum Stichwort „Switch“: Wie geht es damit denn weiter?
Die Idee, die wir gerade mit ProSieben ausbrüten, ist ganz klar, die Specials weiter auszubauen. Zum Beispiel verschiedene Specials im Jahr, dann einstündig und monothematisch. Da hätte sich in diesem Jahr natürlich etwas zur Wahl angeboten, aber es wird schwierig die Künstler vorher noch alle unter einen Hut zu bringen. 2014 wird es „Switch“ mit Sicherheit wieder geben - aber anders als bisher. Das wird noch viel Arbeit an einem schönen Format.
Inwiefern anders?
Bei „Switch“ muss man sich die Frage stellen. Will man eine Sendung machen für die Zielgruppen von Kalkofe und Dittrich, also sehr spitz und medienreferentiell werden, oder will man moderner und anarchistischer sein, wie es die Niederländer mit „TV-Kantine“ machen. Weniger 1:1-Parodie mit aufwändiger Maske als deftiger, direkter Humor. Wir haben ja auch schon Cartoons eingeführt oder Bernhard Hoecker in ein Gottschalk-Kostüm gesteckt, was ja auch nicht mehr verblüffend echt wie Gottschalk aussehen sollte. Das Format bewegt sich also immer zwischen der jungen Zielgruppe von ProSieben und sehr hohen, medienkritischen Erwartungen einer Zielgruppe die mit dem Format halt auch schon etwas älter geworden ist.