Wobei ich bei reinen Nachrichtensendungen mir zwar ein schickes Studio wünschen würde - aber kein virtuelles. Die Tatsache, dass die Optik gefaked wird, geht für mich nur sehr schwer mit seriösen Nachrichten zusammen.

Durch ein reales Set bekommen die Nachrichten eine gewisse Lockerheit und Natürlichkeit, die bei der Moderation in virtueller Umgebung einfach nicht möglich ist. Es ermöglicht natürliche Interaktion und was sich für die Moderatorinnen und Moderatoren besser anfühlt, kommt beim Zuschauer auch besser an. Unter diesen Gesichtspunkten schaue ich mir auch lieber Nachrichten in USA oder UK an als in Deutschland. Nachrichten werden meistens gepitcht, weil es ja zumindest für die öffentlich-rechtlichen Sender so ziemlich das Wichtigste ist, was man im Programm hat. Aber daran ist mir inzwischen ein wenig die Lust vergangen, weil am Ende immer etwas herauskommen soll, das so aussieht wie das alte Studio - nur irgendwie anders. Da habe ich schon zu oft in letzter Minute den Schwenk in die konservative Richtung erlebt, was es beim wiederholten Male frustrierend macht.

Dann also lieber Show. Zufrieden mit dem neuen „Wetten, dass..?“-Set nach der ersten Saison? Da wurde ja Einiges verändert...

Finde ich persönlich nicht. Die Anordnung ist die gleiche geblieben bis auf das bewegliche Sofa und die Kandidaten-Lounge. Aber die Grundanordnung der Show ist die gleiche geblieben, was auch Sinn macht. Die Show ist ja schließlich gelernt. Ein paar Sachen haben wir optimiert, etwa das Sofa, was uns eine Annäherung ans Publikum erlaubt oder die Möglichkeit die Bühnenelemente zu verhüllen, was für die Logistik der Sendung sehr hilfreich ist. Aber ansonsten: Wenn die Tore offen sind, sieht es doch aus wie vorher auch. Und das Set bzw. der Stil zuvor, den ich eingeführt habe als ich die Verantwortung von Pit Fischer übernommen habe, war ja auch erst zwei Jahre alt. Es gab keinen Grund, alles neu zu erfinden. Da werden wir auch für die nächste Saison nur minimale Dinge korrigieren bei der Gestaltung der Wetten und der Bespielung der Arena zum Beispiel.

Na das klingt jetzt so als hätte sich nix geändert zum Start von Markus Lanz. Das Sofa jetzt in der Regel vor dem Publikum stehen zu haben, ist für mich zumindest schon ein spürbarer, zentraler Unterschied...

Das stimmt. Das mobile Sofa ist sicher die größte Veränderung und eine sinnvolle. Es gibt keine Nackenstarre mehr bei den Prominenten, die den ganzen Abend nach links gucken müssen. Es war also kein Selbstzweck. Hier ging es nicht um einen fahrbaren Schreibtisch...

Tolles Stichwort. „TV Total“ wirkt doch inzwischen sehr altbacken. Das Studio, auch von Ihnen, gibt es inzwischen ewig.

Ich find das immer noch super und dabei lebe ich davon, den Sendern und Produzenten neue Studios zu verkaufen. Ich glaube, wenn Stefan etwas mag und kennt, dann behält er es auch gerne bei. Das sieht man an den Leuten mit denen er arbeitet und auch am Studio. Das hat nichts mit konservativ zu tun. Stefan ist ja nicht konservativ - vielleicht etwas konservativer als früher, aber ich glaube er fühlt sich in seinem Wohnzimmer einfach wohl. Und dann gibt es auch für mich keinen Grund da einen Vorschlag zu machen, wie man es ändern könnte.

Und zum Abschluss die Frage: Welche Wohnzimmer, um das Bild aufzugreifen, renovieren Sie gerade?

Eine ganze Menge. Wir arbeiten gerade am Set von „Celebrity Big Brother“, haben die Tanzshow „Got to Dance“ gemacht, wo wir auch schon das englische Original umgesetzt haben. Die deutsche Version ist eine sehr eigenständige Adaption, auch beim Studioset. Fürs ZDF haben wir das gerade gestartete „Durchgedreht“ gemacht und arbeiten an der neuen „Helene Fischer Show“. Dann arbeiten wir mit Kimmig schon an der diesjährigen Bambi-Verleihung und haben für RTL gerade das neue „Familienduell“-Set gebaut. Das wird übrigens ganz interessant mit einer neuen Technologie, die es so noch in keiner deutschen Show gab. Bin gespannt ob es funktioniert.

Wäre jetzt nicht so schlecht, wenn es funktioniert würde...

(lacht) Also ich hab das schon woanders mal ausprobiert aber für das deutsche Fernsehen zum ersten Mal umgesetzt. Die Show ist ja bekannt und stark formatiert. Also haben wir uns überlegt, was man anders machen kann. Und der Schwerpunkt liegt da natürlich auf der Anzeigentafel. Da wird es etwas Neues geben, was der Zuschauer im Studio auch sehen kann. Eine neue Form der grafischen Darstellung, die real funktioniert. Also nix virtuelles. In gewisser Weise eine Hommage an diese alte Anzeigetafel. Lassen Sie sich überraschen. Auch die „Pool Champions“ haben wir für Eyeworks und RTL in Szene gesetzt und an der neuen Bully-Sitcom arbeiten wir auch. Aber das sind jetzt nur die deutschen Projekte. Wir machen auch noch viel in UK und USA, aber auch China und Australien. Arbeit geht uns nicht aus.

Herr Wieder, herzlichen Dank für das Gespräch.