Wie kamen Sie denn überhaupt zur Polizei?

Ich fand das ganz einfach interessant und wollte mal was anderes probieren. Damals gab es "CSI: Miami" noch nicht, das wäre einfach die Berliner Bullerei gewesen.

Wollten Sie ernsthaft mal auf Streife gehen?

Ich wäre Kriminalbulle geworden. Ich habe Zivildienst im Rettungsdienst gemacht und dabei viele Polizisten kennengelernt. Diese mentale Belastbarkeit hat mich damals sehr beeindruckt. Damals habe ich auch festgestellt, dass ich in Situationen, in denen Leute herumpöbelten, offenbar so etwas Bussi-Bär-artiges ausstrahle. Das hat die Situation oft beruhigt. Ich konnte den Leuten den Eindruck vermitteln, es würde schon alles gut.

Auch wenn Sie in Wirklichkeit wussten, dass es gar nicht so ist?

Ich war in Wirklichkeit oft sehr aufgeregt und hatte Furcht. Aber ich besaß auf der anderen Seite auch die physische Kapazität und hätte Leute verhauen können. Insofern war das eine gute Mischung. Polizisten sind ja keine Haudraufs - die sortiert man ja von vornherein aus. Stattdessen braucht man Menschen mit Einfühlungsvermögen und Menschenverständnis. Deswegen wäre das vermutlich auch kein schlechter Beruf für mich gewesen. Aber dieses Beamtenartige und die Hierachie - man konnte sich schon ausrechnen, was man in 20 Jahren verdienen wird - das ist ein Horror für mich gewesen.

Bei ARD und ZDF ist das ja ganz anders...

Wenn die öffentlich-rechtlichen Anstalten so wären, wie sie immer beschrieben werden, dann würde vieles gar nicht funktionieren. Dann würde sich Olli Dittrich nicht das "Frühstücksfernsehen" ausdenken.

Aber dann stellt sich die Frage, woher dieses Image kommt.

Das gibt es ja auch! An Vorurteilen ist nicht immer alles falsch. Wenn ich bei uns im RBB an der Masurenallee an einem schlechten Tag mit einem Kater durch die Flure gehe, weil ich am Tag zuvor einen getrunken habe, dann denke ich, ich sei im Gefängnis. Es gibt bei uns Anträge, Bürokraten und Verwaltungsheinis ohne Ende. Aber es gibt eben auch die anderen. So wie auch beim ZDF. Da macht dann einer wie Redaktionsleiter Stefan Denzer auch mal die Schultern breit - so kommen wunderbare Formate wie die "Anstalt" oder die "heute-show" zustande. So war das aber immer. Sie werden in der Fernsehgeschichte immer wieder tolle Leute finden, die etwas bewegt haben. Alfred Biolek zum Beispiel.

Denken Sie an "Bios Bahnhof"…

Absolut. Damals hat er Sting als unbekannten Künstler auf die Bühne geholt. Aber auch Carlo von Tiedemann, der sich mit einem Kollegen vom NDR zusammengetan hat. Diese Konstellation war stärker als all die Leute drumherum, die bloß Erbsen zählen. Die muss es natürlich geben, weil wir mit öffentlichem Geld umgehen. Und die Deutschen lieben das ja auch. Sie lieben es, anderen nachzuweisen, wo sie mit Geld herumgeaßt haben. Dagegen kann man sich nicht verwehren.

Wie kommt es eigentlich, dass ZDF auf einmal die Comedy für sich entdeckt hat?

Das ZDF erscheint unglaublich attraktiv, wenn man glaubt, dass Stefan Denzer in einem wunderschönen Kellerraum auf dem Lerchenberg eine Ambriosia stehen hat, von der man ewig jung bleibt. Ich wurde auch mal zu Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf in "neoParadise" eingeladen. Da saßen ganz viele junge Menschen im Publikum, die sich fragten, wer ist der alte Mann da, der aussieht wie unser Deutschlehrer. Es fühlt sich so an wie früher, wenn man auf dem Schulhof mit den coolen Leuten herumgestanden hat. So ist das jetzt für einen Fernsehmoderator beim ZDF auch. Ich hänge jetzt mit den coolen Jungs ab.

Das heißt, Sie wollen "durchgedreht" gerne nicht nur als Sommerpausen-Füller der "heute-show" machen?

Ich kann mir die Sendung auch häufiger vorstellen. Ich finde das ZDF super.

das soll die Überschrift des Interviews sein, oder?

(lacht) Klingt nicht schlecht, aber in erster Linie habe ich meinen Platz beim RBB, wo ich meine Talksendung machen kann. Viele Leute verstehen gar nicht, was für ein Gold das ist! Und dann habe ich es noch nicht mal zu tun mit einem General-Feldmarschall-artigen Heini, sondern mit zwei klugen Frauen an der Spitze, die mir nie reinquatschen. Mit denen gehe ich sogar mal einen Wein trinken! Wir haben gerade die Sendungen mit Rainer Eppelmann und Ali Güngörmüs aufgezeichnet. Da sieht man auch die Spannbreite - den Bürgerrechtler und den Spitzenkoch. Das wird mir das ZDF nicht bieten können. Deswegen: Ich komme gerne wieder, aber ich weiß, wo Zuhause ist.

Das Privatfernsehen können Sie sich nicht als Heimat vorstellen?

Um Gottes willen, nein! Die wollten mich nicht und ich wollte sie nicht. Ich bin für die noch nie schön genug gewesen. Man muss bei den Privaten viel extremer sein. Solche extremen Ausformungen besitze ich gar nicht. Ich weiß, so etwas finden die Leute immer albern, aber der WDR hat zum Beispiel zwei Ringbücher, in denen unter anderem drin steht, wie man sich on air zu verhalten hat. Das finde ich gut. Dass man keine derbe Sprache benutzt…

Aber ich habe gehört, Sie haben jetzt Carolin Kebekus in der Sendung.

Ich habe das Video gesehen, das sie gemacht hat. Das finde ich natürlich gut, aber ich bin auch an Satirik gewöhnt und bringe nicht jede Woche das Gesteck in meiner Kirche in Neheim-Nüsten an. Gemeindearbeit ist nicht mein Leben. Es gibt aber andere Leute, denen es etwas bedeutet, wenn der Papst kommt oder wer ihr evangelischer Landesbischof ist, die nichts wichtiger finden, als ein gottgefälliges Leben zu führen. Die sind natürlich davon angegriffen, wenn man ein Kruzifix ableckt. Da ist dann die Frage: Kann man 17,98 Euro pro Monat erheben und dann sagen: Wir lecken Kruzifixe. Oder sollte man das lieber nicht machen? Ich hätte das als WDR-Hierarch nicht entscheiden wollen. Zum einen sind wir dazu gehalten, Künstler zu inspirieren, auf der anderen Seite wollen wir unsere Kundschaft halten. Und ich möchte der Kundschaft nicht mit dem nackten Hintern ins Gesicht springen.

Sie können also versichern, dass bei "durchgedreht" keine Kruzifixe geleckt werden?

Mohammed-Karikaturen ja, aber keine Kruzifixe lecken!

Herr Thadeusz, vielen Dank für das Gespräch.