Die Fläche, die Sie bespielen - mit Stärkung von Super RTL und auch RTL Nitro - war nie breiter. Und trotzdem gibt es ja immer noch Serien, wo man bei der Suche nach einem Sendeplatz verzweifelt.

(lacht) Ja, das gibt es durchaus immer wieder. Motivation und Werdegang manch kreativer Entwicklung wird sich mir vermutlich nie erschließen. Aber das gehört vermutlich auch ein bisschen zur Entertainment-Industrie dazu.

Das führt mich zu der Frage: Sind Output-Deals denn dann noch zeitgemäß? Oder wäre da nicht ein Cherrypicking mit Bieterkampf um einzelne Serien wie bei den britischen Kollegen besser?

Es wäre derzeit vermutlich die bessere Variante. Man pickt sich einzelne Serien raus und dann entscheidet der Markt über den Preis. Aufgrund der unterschiedlichen Positionierungen passt nicht jedes Programm zu jedem Sender. Wird es Outputs in zehn Jahren noch geben? Weiß ich nicht. Für das, was da in den letzten Jahren rauskam, passen die teilweise alten Regeln nicht mehr. Die fixe Abnahme von so und so viel Stunden Drama und Comedy beispielsweise. Das muss schon flexibler werden. Da muss man Selbstverständlichkeiten der letzten Jahre in Frage stellen. Ich habe aber den Eindruck, dass die Botschaft, dass nicht alles, was für die großen US-Networks passend und gut ist, auch international der Hit sein muss, angekommen ist. Daher bin ich vorsichtig optimistisch, dass die US-Studios einen Anpassungsbedarf bei der Gestaltung der nächsten Verträge auch nachvollziehen können. 

Wobei sich die Preisspirale wohl eher weiter nach oben drehen wird...

Ich mache mir da keine Illusionen. Der deutsche Markt ist hoch kompetitiv. Da gibt es Geld zu holen, was für die Aufrechterhaltung des Studiomodells wichtig ist. Allerdings: In Spanien zeigt sich gerade, dass dort in der Krise auch mal eben die Preise halbiert werden und in den Niederlanden, wo die Nachfrage nach US-Serien einfach nicht so groß ist, können die US-Studios auch nur schwer ihre Preisvorstellungen durchsetzen. In Deutschland ist der Wettbewerb extrem und die Produktionskosten der Studios sinken nicht. Aber an den Rahmenbedingungen und der Flexibilität müssen wir arbeiten und es muss ein System etabliert werden, in der Erfolg oder Misserfolg der Output-Produkte bei der Preisfindung besser berücksichtigt wird.

Welche Rolle spielt die internationale Koproduktion für RTL - nach den Erfahrungen mit "Transporter"?

Die Hälfte meiner Termine hier in Los Angeles ist genau zu dem Thema. Da stecken wir nach "Transporter" jetzt nicht den Kopf in den Sand. Die Idee, eine "Transporter"-Serie für RTL zu machen, war richtig. Aber in der Ausführung gab es aus vielerlei Gründen Probleme. Das hat nicht funktioniert und auch wir waren mit dem Produkt nicht zufrieden. Dem Thema Koproduktion bleiben wir aber sehr verbunden. Ich finde es davon abgesehen aber auch wahnsinnig interessant, was sich bei den Non Majors tut, wenn man sich zum Beispiel "Broadchurch" aus Großbritannien anschaut.

Eine starke Serie...

Ja, ich habe sie persönlich sehr gerne geguckt, wüsste aber auch nicht, wo wir sie jetzt gewinnbringend einsetzen könnten. Herausragend produziert, wie auch "The Bridge", ebenfalls von Shine. Das ist eine sehr spannende Entwicklung, die uns auch für die Mediengruppe RTL Deutschland grundsätzlich neue Perspektiven bietet.

Zum Schluss ein Klassiker. Welche Serie hat Ihnen am Besten gefallen bei den diesjährigen Screenings?

Eine naheliegende Frage natürlich. (lacht)

Sagen Sie nicht, sie wären überrascht.

(lacht) Wir sehen hier so viel, da muss man sich erst mal in Ruhe sortieren. Meine persönlichen Favoriten bei den Serien waren: "Blacklist" und "Nightshift" von Sony, "Ray Donovan" von CBS, "Betrayal" und "Shield" von Disney und "Hostages" von Warner. Bei den Comedys haben mir "Undateable" von Warner, "Brooklyn 9-9" von Universal, "Trophy wife" von Disney und die "Millers" von CBS sehr gut gefallen. Es waren diesmal viele interessante Projekte die ich mir gerne angesehen habe und mich an gutem Fernsehen erfreue. Unabhängig davon, wem der Output zufließt und ohne schon einen Sendeplatz dafür im Kopf zu haben. Es geht hier ja auch immer um generelle Trends und die Frage: Sehen wir neues, gutes Fernsehen? Davon gab es dieses Jahr wieder mehr. Zuhause müssen wir dann unser Serienportfolio sortieren und schauen, wie wir mit dem, was wir haben, alle Sender der Mediengruppe möglichst gut und passend bespielen.

Das klingt so als wenn die Saison 2013/14 serientechnisch weitaus spannender werden könnte als die letzte?

Das wird schon spannend. Jetzt müssen wir Line Ups konstruieren, die für den Zuschauer Sinn machen und den Serien Zeit geben, sich zu etablieren. Ich glaube, da müssen wir im Einzelfall auch länger durchhalten, um dann später zu ernten.

Herr Graf, herzlichen Dank für das Gespräch