Wie sieht das Programm von joiz aus, wie muss man sich das vorstellen - und in welcher Hinsicht müssen Sie das Programm bzw. Programmschema von joiz in Deutschland anpassen?
Alexander Mazzara: Ein Großteil der Sendungen lässt sich auf den deutschen Markt adaptieren. Formate wie „Living Room“ beispielsweise. Hier wird getalked und es gibt Live- Musik, die Stars sitzen auf der Couch und die Zuschauer können partizipieren und interagieren. Das funktioniert auch in Deutschland. Die Bandbreite der Programmfarben wird auch in Deutschland von Musik, Fashion, Lifestyle, Celebrities, digitalem Leben, Sexualität bis hin zu Politik- und Umweltthemen reichen.
Sie sprachen ja eben schon die Castings an. Wie prominent darf ein joiz-Moderator eigentlich sein? Er muss den Job ja können, aber soll gleichzeitig unverbraucht sein. Stelle ich mir schwierig vor...
Carsten Kollmus: Das Ganze wird sogar noch schwieriger, weil unsere Moderatoren ja nicht nur vor der Kamera arbeiten, sondern gleichzeitig auch ihre eigenen Redakteure sind. Hinzu kommt, dass Chats, Video-Telefonie und Votings, allgegenwärtig sind und das Programm bestimmen. Auch damit müssen die Moderatoren umgehen können. Bei uns gibt es keine Teleprompter und niemand der die Moderatoren durch die Sendung führt. Unsere Moderatorinnen und Moderatoren sind sehr eigenverantwortlich unterwegs. Aber die Castings haben gezeigt, dass es da draußen sehr, sehr viele gute Talente gibt, die bislang noch nicht im TV zu sehen waren, die aber dafür die Sprache des Publikums sprechen und mit diesen interagieren können.
Alexander Mazzara: Da kann ich aus der Schweiz auch noch etwas ergänzen, weil es bei uns nicht anders ist als in Deutschland: Im klassischen Fernsehen gibt es fast keine Flächen mehr für neue Moderatorinnen und Moderatoren. Wir haben gerade unseren 2. Geburtstag mit joiz in der Schweiz gefeiert und wir können heute sagen: Unsere Moderatoren sind in einer breiteren Öffentlichkeit bereits kleine Stars, gerade auch weil sie auf Augenhöhe mit den Zuschauern sind. Das ist natürlich auch für unsere Werbekunden interessant. joiz bietet da wieder ganz neue Einstiegschancen ins Fernsehen, wie es sie lange nicht mehr gegeben hat.
Glückwunsch nachträglich noch zum 2. Geburtstag. Haben Sie denn in der Schweiz schon Geld verdient mit joiz?
Alexander Mazzara: Da müssen wir jetzt unterscheiden. In den letzten Monaten haben wir eine Menge Geld in den Aufbau von joiz in Deutschland investiert. Aber in der Schweiz war unser Cashflow nach nur 18 Monaten nach Sendestart positiv. Ich bin mir sicher, dass unser Konzept auch in Deutschland aufgehen wird.
Weil Sie eben davon sprachen, dass die Moderatoren auch gleichzeitig Redakteure sind, schließt sich die Frage an: Wieviel NBC Giga steckt in joiz?
Alexander Mazzara: Ja, also natürlich gibt es hier Gemeinsamkeiten. Interaktion spielte damals wie heute eine große Rolle. Allerdings hat sich heute die Technik deutlich weiter entwickelt. Auch die Konsumgewohnheiten der jungen Erwachsenen sind anders: der Second Screen oder die Social-Media Nutzung gehören zum Alltag und sind gelernt. Davon können wir heute profitieren. Zudem ist joiz inhaltlich differenzierter aufgestellt und kann somit eine breitere Zielgruppe bedienen.
Nochmal Stichwort Geld verdienen: Suchen Sie einen Vermarktungspartner oder vermarktet sich joiz selbst?
Carsten Kollmus: Aktuell sind wir nicht in Gesprächen und wollen gerne eine eigene Vermarktungseinheit aufbauen, weil wir überzeugt sind, dass man eine so spezielle Marke wie joiz am Besten aus erster Hand vermarktet um alle Vorteile dieses neuen Fernsehens bestmöglich herausstellen zu können. Wir werden aber natürlich beobachten, wie sich das entwickelt. Gespräche schließe ich nie aus und für Mobile und Online werden wir sicher auch mit Partnern arbeiten, wie das viele Medienhäuser tun. Aber die primäre TV-Vermarktung übernehmen wir erstmal selbst.
Was hat den Ausschlag für den Standort Berlin gegeben? War es die attraktivste Förderung?
Alexander Mazzara: Auch. Aber das entscheidende Kriterium ergibt sich aus unserem Programm. Wir haben täglich Live-Gäste im Studio und die bekommen sie in Berlin einfach leichter als in einer anderen deutschen Stadt. Deshalb kam für uns eigentlich nur Berlin in Frage.
Herr Mazzara, Herr Kollmus, herzlichen Dank für das Interview.