Nur gibt es eben auch genug nachrichtenarme Tage...

Das stimmt. Aber selbst an diesen Tagen gibt es Nachrichten, die für jeden uns von Bedeutung sind. Und wenn Nachrichten eine gewisse Wertigkeit haben, übersteigen sie in der Relevanz jedes Unterhaltungsangebot. Deswegen ist mir auch nicht bange um die Zukunft des Nachrichtenfernsehens. Wenn man eine Marke richtig positioniert und pflegt, dann hat man einen enormen Vorteil in der großen Angebotsvielfalt der Netzwelt: Wir können das Vertrauen und die Bekanntheit der TV-Marke dort voll ausspielen. Und wir produzieren nebenbei gesagt in unserem Kerngeschäft Fernsehen das, was im Web alle haben möchten, aber für viele unbezahlbar ist – bewegte Bilder.



Der Management-Buyout wurde damals sehr kritisch beäugt. Heute geht es N24 sehr gut. War das damals dann typisch deutscher Pessimismus oder wurden Sie selbst davon überrascht, wie gut es dann lief?

Eine gewisse Skepsis im Markt war nachvollziehbar, weil es so etwas bis dahin nicht gegeben hat. Dass Nachrichtenfernsehen schwer zu refinanzieren ist, ist auch offensichtlich gewesen. Auf der anderen Seite haben wir das grundlegende Geschäftsmodell von N24 auch nach dem  Management-Buyout fortgesetzt: als werbefinanzierter Nachrichtensender und Produzent von Nachrichtenformaten auf zwei unterschiedliche Erlösquellen zu setzen. Das ist seit Senderstart die wesentliche Voraussetzung für den Erfolg von N24. Heute sind wir besser unterwegs, als wir es erwarten konnten. Und unser Spaß daran ist, dass wir das Unternehmen publizistisch führen.

Wobei man durchaus auch merkt, wo und wann sie den Euro zweimal umdrehen. Rein publizistisch klingt jetzt etwas zu idealistisch...

Klar, es muss bezahlbar sein und bleiben. Wir sind nicht gebührenfinanziert. Nicht alles, was wünschenswert ist, kann man machen. Aber wir freuen uns über alles, was wir im Rahmen unserer Möglichkeiten umsetzen können. Und ich persönlich finde es jeden Tag spannend, mit den Kollegen zu überlegen, ob man an einem bestimmten Nachrichtentag in der normalen Programmierung bleibt oder ob man eine Sonderstrecke fährt und zusätzliche Flächen für Nachrichten öffnet.

Das Deutsche Anleger Fernsehen liefert Ihnen die Wirtschaftsberichterstattung zu. Gleichzeitig baut man dort jetzt auch das Programm aus. Wird ihr Programmlieferant zum potentiellen Konkurrenten?

Wir sehen das DAF in jetziger Form und Verbreitung nicht als Konkurrenz, sondern weiterhin als Partner für unsere Finanzberichterstattung. Wenn ihnen das optimierte Programm hilft, dann freut mich das für einen verlässlichen, guten Partner. Die Zusammenarbeit hat sich über die Jahre hervorragend eingespielt.

Das Wahljahr 2013 - für N24 ein besonderes Jahr?

Keines, das uns aus der Ruhe bringt. Wir haben ja schon reichlich Erfahrung mit Wahlberichterstattung und werden das Rad nicht neu erfinden, aber man kann darüber nachdenken, zumindest für eine gewisse Periode ein weiteres Format ins Programm aufzunehmen, um den Wahlkampf etwas intensiver abzubilden.

Woran liegt es eigentlich, dass sowohl n-tv als auch N24 weniger Talkshows im Programm haben als früher mal?

Das kann ich Ihnen sagen: Talk ist vergleichsweise teuer und aufgrund der kurzen Halbwertszeit kaum wiederholbar. Talk muss man sich leisten können, und das tun wir nach wie vor. Für N24 waren die Talkshows immer ein Positionierungsmerkmal. Wir wollen damit polarisieren. Auch auf der neuen Website soll übrigens Meinung mehr Platz bekommen. 


Wie ärgerlich ist es, dass man gerade einen Vermarktungspartner gefunden hat, ein erfolgreiches Jahr hinter sich hatte und es dann bei IQ Media ordentlich im Karton rappelt und sie plötzlich mit verändertem Team dort arbeiten müssen?

Ich bedauere den Abgang von Marianne Dölz. Sie hat uns in operativer Hinsicht zwar nicht persönlich  vermarktet, aber sie hat uns zusammengeführt, die Organisation der IQ erfolgreich umgebaut und mit Kai Ladwig und Franjo Martinovic zwei hervorragende Leute für die TV-Vermarktung geholt. Marianne Dölz als Chefin bei IQ Media zu wissen, hat uns in gewisser Weise Sicherheit und Vertrauen gegeben. Wir beobachten die Entwicklung natürlich, aber ich bin sicher, dass Kai Ladwig und Franjo Martinovic die N24 unverändert gut vermarkten werden. 


Welchen Unterschied macht es eigentlich N24 nicht als Manager im Auftrag eines Konzerns sondern Gesellschafter zu führen?

Keinen, wenn Sie Ihre Managerrolle als Person authentisch ausfüllen. Für mich gibt es nur einen einzigen Unterschied: Als angestellter Manager bin ich mitunter in der Situation gewesen, Entscheidungen vertreten zu müssen, die nicht meine eigenen waren. Das ist jetzt vorbei. Rausreden geht nicht mehr.

Herr Rossmann, herzlichen Dank für das Gespräch.