Aber es ist ja durchaus interessant, dass so viel positives Feedback kommt. Oft schreiben die Leute nur, wenn ihnen etwas nicht gefällt…
Heufer-Umlauf: Das stellen wir komischerweise gar nicht so sehr fest. Man muss aber auch kritische Stimmen aushalten, die sagen, dass etwas Scheiße war. Es gibt allerdings auch viel differenzierte Kritik - all das, was man dem Internet oft abspricht, kann ich gar nicht wirklich nachvollziehen. Man liest zwar auch, dass etwas nicht so gut war, aber oftmals eben auch, warum. Das sollte man schon ernst nehmen. Das sind ja keine computergenerierten Kommentare, die mit der Erfindung des Internets ihren Weg zu uns finden, sondern Leute, die das schreiben, was sie gerade denken.
Kann man in Deutschland eigentlich nur Kritiker-Liebling werden, wenn man ein Programm in der Nische macht?
Heufer-Umlauf: Wenn's der Masse gefällt, dann ist's auch Wurscht. Das ist erst mal ein Wert, der für sich spricht.
So wie beim Dschungelcamp? Da gab's Entrüstung um die Grimme-Nominierung, obwohl es acht Millionen Zuschauer gegeben hat, die sich gut unterhalten fühlten.
Heufer-Umlauf: Auf der anderen Seite wurde bei "Spiegel Online" schon vor der Nominierung jeden Tag über den Dschungel berichtet. Ich find's gut, dass das allmählich angekommen ist.
Winterscheidt: Der Dschungel ist handwerklich auch kein schlechtes Fernsehen.
Heufer-Umlauf: Man kann sich natürlich darüber streiten, ob man es grundsätzlich für sich akzeptiert, dass die Unterhaltung aus der Beobachtung einiger Leute generiert wird. Da hat jeder seine eigenen moralischen Ansprüche. Auf der anderen Seite ist das aber einfach eine gut erzählte Geschichte. Davon lebt im Fernsehen ganz viel. Mir tun nur immer die Käfer leid, die von Fiona Erdmann gegessen werden. Gut, dass sie nicht auch noch den Sack von Klaus Baumgart essen musste. (lacht)
Und da sind wir schon wieder bei der öffentlichen Aufmerksamkeit - verbunden mit bestimmten Erwartungen an Menschen, die im Rampenlicht stehen. Von Ihnen wird ja auch erwartet, lustig zu sein, wo auch immer Sie auftreten. Raum für persönliche Befindlichkeiten gibt's in dem Geschäft kaum, oder?
Heufer-Umlauf: Dazu eine kurze Geschichte: Heute ist mir im Supermarkt am Tiefkühlfach ein junger Mann begegnet, der nach Abitur und Studium aussah - definitv kein Problemjugendlicher, sondern ein gestandener Mann. Der sagte: "Wenn ich du wäre, würde ich die Lasagne probieren." Das war dann eher so ein Kommentar im Bereich 3-. Ich habe ihm nach seinem Witz anerkennend die Hand geschüttelt. Sowas kommt vor...
Dagegen kann man sich dann wohl auch nicht wehren, oder?
Heufer-Umlauf: Der Kerl hat seinen Gag losgelassen und ist verschwunden. Das sind die Geister, die man rief. Sich darüber zu beschweren, wäre kokett.
Winterscheidt: Natürlich wird von uns erwartet, spontan zu reagieren, wenn man einen Spruch bekommt. Aber privat und beruflich sind zweierlei Paar Schuhe und man kann auch mal einen schlechten Tag haben. Die Kollegen in der Redaktion wissen das sicherlich. (lacht)
Heufer-Umlauf: Es gibt immer mal Situationen, in denen es einfach nicht passt, angesprochen zu werden. Ich habe es jedoch noch nie erlebt, dass einer sauer geworden ist, wenn man ihm freundlich erklärt, dass man seine Ruhe haben möchte. Aber klar: Es ist unser Beruf, lustig und spontan zu sein. Tim Mälzer geht ja auch nicht in sein Restaurant und sagt, heute gibt es Fischstäbchen, weil ich auf was anderes keinen Bock habe.