Würde eine klare und positive Entscheidung für Sportwetten in Deutschland eigentlich so etwas wie die Erlösung für Sport1?
Sportwetten - das ist in Deutschland eine unendliche Geschichte. Jetzt gibt es zwar einen Glücksspielstaatsvertrag, aber die dazugehörigen Werberichtlinien sind noch nicht fertig. Es ist für uns unternehmerisch natürlich höchst unangenehm, dass es eine gesetzliche Regelung gibt, die sich in der Praxis aber noch nicht anwenden lässt. Wir bewegen uns derzeit in einem sehr diffusen Raum, in dem wir versuchen, partnerschaftlich mit der Landesmedienanstalt zu einer Erkenntnis zu kommen, was wir machen können, bis die Werberichtlinien endlich vorliegen. Da sind wir natürlich genauso wie die Wett-Anbieter selbst an einer schnellen Lösung interessiert und zeigen uns deshalb bei den Positionen auch durchaus flexibel. Wir wollen mit dem Gesetzgeber eine für alle Seiten akzeptable Lösung. Nur so kann es ja funktionieren. Sonst suchen sich die Wettanbieter einen Sitz im Ausland, können von dort unreguliert agieren und zahlen keine Steuern. Das kann es ja nicht sein. Da brauchen wir eine belastbare Regelung.
Nochmal zurück zum Sport: Gibt es neben Factual Entertainment und Filmen auch dort Neuigkeiten zu vermelden?
Die wichtigste News in diesem Jahr war für uns die Verlängerung der Bundesliga-Rechte. Das war wirklich ein extrem harter Kampf. Da bin ich voll ins kalte Wasser gesprungen und mein Vorgänger saß plötzlich bei ProSiebenSat.1. Das war knifflig und umso glücklicher sind wir, dass wir uns das Rechte-Paket bis 2017 sichern konnten. Dann haben wir ganz aktuell die Basketball-Bundesliga verlängert, was für uns auch sehr schön ist. MotoGP haben wir noch einige Jahre, auch die Handball-Bundesliga haben wir noch. Und das sind unsere wichtigsten Sportrechte im FreeTV.
Neben Sport1 fällt in den Geschäftsbereich Sport der Constantin Medien ja neben anderen auch der technische Dienstleister Plazamedia. In welchem Verhältnis in Bezug auf Umsatz stehen die beiden Unternehmen?
Einzelne Zahlen veröffentlichen wir nicht. Wir betrachten das Segment Sport insgesamt, aber es ist sicher kein Geheimnis, dass im Segment Sport die Sport1 GmbH und die Plazamedia GmbH die beiden wichtigsten Töchter sind.
Und während Sport1 eine Herausforderung ist, ist Plazamedia ein Selbstläufer?
Nein, so salopp würde ich das nicht sagen. Plazamedia lebt logischerweise zum Teil von Aufträgen von Sport1, hat aber darüber hinaus zwei große externe Produktionspartner: Mit Sky haben wir den Vertrag gerade erst bis Ende 2017 verlängert. Und für die Constantin Sport Medien GmbH übernimmt Plazamedia die Produktion von Liga Total.
Gut, das dürfte ja bald Geschichte sein. Dafür haben Sie das ZDF als neuen Kunden gewonnen bei Plazamedia. Klingt immer noch unproblematischer als bei Sport1...
Wir sind natürlich in Wartestellung und gespannt auf das Ergebnis der Gespräche zwischen Sky und Telekom. Da kann ich den Verhandlungen dieser Beiden nicht vorgreifen. Aber während wir da noch warten, können wir in anderen Bereichen schon Gas geben.
Was meinen Sie?
Wir als Sport1 machen ja längst nicht mehr nur Sport1.de. Wir produzieren inzwischen für viele Partner die Webauftritte inklusive Lösungen für mobile Endgeräte. Und unsere eigene Sport1-App ist fast zwei Millionen Mal heruntergeladen worden, unsere Olympia-App innerhalb von zwei Wochen fast 300.000 Mal. Außerdem gab es zur neuen Saison erstmals auch ein „Sport1 Bundesliga Sonderheft“. Das ist sicherlich das Zukunftgeschäft: Die Nutzung unserer Fachkompetenz auf neuen Plattformen und für neue Partner. Und das über Sport1 hinaus. Denn die Constantin Medien ist im Segment Sport ein vollintegriertes Medienhaus wie auch die Mediengruppe RTL Deutschland oder die ProSiebenSat.1 Media AG.
Und das wollen Sie noch stärker nutzen?
Wir können für alle Plattformen produzieren, wir bespielen alle Plattformen und wir vermarkten alle Plattformen im Segment Sport. Auch im Event-Marketing sind wir tätig und haben unsere eigene Kreativagentur. Das nimmt der Markt noch nicht so wahr. Deshalb müssen wir das auch noch stärker platzieren und nutzen, um über unser Bestandsgeschäft hinaus zu wachsen. Wir können mediale Lösungen anbieten: Von Kreation und Content über Produktion und Plattform bis zur Vermarktung - alles aus einer Hand.
Das wäre Wachstum über externe Partner. Wie sieht es intern aus?
Da haben wir noch einen weiteren Prozess angestoßen, dafür habe ich Rainer Heneis verpflichtet. Wir wollen mit den kreativsten Köpfen unseres Medienhauses über neue Geschäftsmodelle nachdenken, um auch unser eigenes Portfolio noch auszubauen und für künftige Geschäftsfelder vorbereitet zu sein. Für Ideen und Kreativität braucht es natürlich erst mal keine Prozesse und Strukturen. Aber wenn man es ernst meint und die Kollegen zu Ideen und Kreativität ermuntert, dann muss auch sichergestellt sein, dass sie gehört werden. Denn das Räderwerk eines Unternehmens ist immer nur so stark wie das kleinste Rad. Nur wenn alles ineinandergreift und wirken kann, können wir mehr erreichen.
Herr Proff, herzlichen Dank für das Gespräch.