Woher kommt die steigende Attraktivität der Produktion von internationaler Fiktion?
In den USA herrscht inzwischen ein sehr viel stärkerer Wettbewerb als früher. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Cable Channels längst nicht mehr nur mit Reruns arbeiten, sondern auf eigenes Programm setzen, dementsprechend hoch ist die Nachfrage nach Programmen. Auch die Amerikaner suchen inzwischen international, selbst kleinere Sender wie Starz, Ion oder History, der kürzlich seine erste fiktionale Produktion gezeigt hat. Parallel dazu hat sich auch der Online-Bereich mit etablierten Marken wie Netflix oder Hulu weiter entwickelt. All diese Player wollen eigene Inhalte zu attraktiven Konditionen und so öffnet sich der US-Markt immer stärker für internationale Koproduktionen und Akquisitionen.
Gibt es denn zu ihrem „Lilyhammer“-Deal mit Netflix inzwischen Zahlen zur Nutzung? Das würde die Branche sicherlich interessieren...
Netflix gibt keine Nutzungszahlen zu einzelnen Sendungen heraus. Die einzige bekannte Größe ist, dass „Lilyhammer“ zu den Top-5-Netflix-Serien zählt. Wir bereiten gerade die zweite Staffel vor, bei der Netflix jetzt nicht nur Käufer, sondern auch Ko-Produzent ist und sich finanziell beteiligt.
Schade, dass es keine konkreten Zahlen gibt. Aber Netflix scheint ja zufrieden zu sein. Kommt „Lilyhammer“ denn auch nach Deutschland?
Ja, „Lilyhammer“ kommt nach Deutschland, erst Mal ins Pay-TV. Mehr kann ich dazu erst sagen, wenn wir grünes Licht vom Sender für die Kommunikation erhalten.
Wechseln wir mal Richtung Osten. In Hong Kong haben Sie vor Kurzem ein Büro eröffnet: Wie viel Wachstumspotenzial sehen Sie in Asien? Im Vergleich zum Beispiel zum sich öffnenden US-Markt...
Wachstum sehen wir in beiden Regionen, allerdings auf unterschiedlichem Niveau. Der nordamerikanische Markt ist sehr wettbewerbsintensiv, etabliert und ermöglicht Produktionen mit relativ hohen Budgets. Und es ist ein reizvoller Markt: Schafft man es dort, eine Produktion erfolgreich zu platzieren, kurbelt das den internationalen Verkauf spürbar an. Die Signalwirkung der USA ist nach wie vor ungebrochen. In Asien ist es eher eine mittelfristige Perspektive. Wir sind dort über Programmverkäufe schon länger präsent und gehören in China sicher zu den Top-5-Distributoren. Aber der Markt ist noch sehr jung und öffnet sich langsam. Im Grunde werden dort ausländische Formate erst seit zwei Jahren überhaupt zur Kenntnis genommen.
Wie lässt sich der Markt dort denn im Vergleich zu anderen Märkten sehen?
In China arbeitet man noch mit deutlich niedrigeren Budgethöhen als in Europa oder Nordamerika. Aber der gesamte asiatische Markt birgt ein enormes Potenzial. Das hängt einerseits mit der dynamischen Wirtschaftsentwicklung zusammen, aber auch nicht vorhersehbare politische Entscheidungen zur Öffnung der Märkte können viel bewegen. Deswegen ist diese Region besonders spannend, man muss dort sein. Und weil in Asien auch im Geschäftlichen eine persönliche Vertrauensbasis sehr wichtig ist, wollen wir unsere Marke intensiv vor Ort mit einem eigenen Büro aufbauen.
Sie sind viel unterwegs, ich habe Sie jetzt telefonisch in Australien erwischt. Wenn Sie so viel reisen: Kommen Sie selber noch dazu fernzusehen?
Ich gucke in jedem Land fern. Sobald ich auf meinem Hotelzimmer bin, mache ich den Fernseher an, weil mich interessiert, wie das Programm vor Ort aussieht. Welche Genres laufen? Welche internationalen Formate sind on Air? Und zu welchen Uhrzeiten werden bestimmte Programme platziert? In England oder den USA ist das natürlich weniger überraschend, aber wenn man zum Beispiel nach Asien reist, ist das wahnsinnig spannend. Und natürlich bin ich auch immer neugierig, ob es Ungewohntes oder Unbekanntes zu sehen gibt. Wenn ich unterwegs bin, nutze ich viele Online-Angebote oder habe DVDs dabei. Ich lese Fernsehen aber auch sehr oft. In Form von Skripten oder Outlines von Formatentwicklungen. Wir müssen uns ja oft für Programme entscheiden, bevor man sich etwas anschauen kann – denn am Anfang gibt es nur eine Idee.
Herr Richter, herzlichen Dank für das Gespräch