Herr Hirschberg, wie schlecht steht's eigentlich um die deutsche Comedy?

Um die deutsche Comedy per sé steht es sehr gut, weil sehr viele junge und etablierte Künstler im Live-Geschäft große Erfolge feiern. Um die deutsche Fernseh-Comedy ist es ein wenig schwieriger bestellt. Hier ist in den letzten Jahren ein Prozess in Gang gekommen, der dazu führte, dass immer weniger Comedy ausgestrahlt wird. Insbesondere die kommerziellen Sender, die früher sehr stark auf dieses Genre gesetzt haben, haben Zug um Zug weniger Slots zur Verfügung gestellt und sie beispielsweise durch amerikanische Einkaufsprogramme ersetzt, die dann auch aus dem Genre Comedy kamen. Da genügt ein Blick zu ProSieben, wo „Simpsons“, „Two and a half Men“ und viele andere US-Sitcoms inzwischen große Teile des Programms füllen.

Bekommen es die deutschen Produzenten nicht hin, den Sendern Formate zu liefern, die sie zufrieden stellen?

Es ist keine Frage der inhaltlichen Qualität und des Humorlevels, sondern vor allem eine Frage des Budgets. Im Vergleich zu einer eingekauften Folge von „Two and a half Men“ ist in Deutschland keine Sitcom herstellbar.  

Womit kann man diesen Wettbewerbsnachteil ausgleichen? Reichen gute Bücher und Geschichten, um den Schlüssel zum Erfolg zu finden?

Die deutschen Sender müssen wieder Geld in die Hand nehmen, um in deutsche Comedy zu investieren. Nur damit können sie in diesem Bereich auf dem Publikumsmarkt wieder Erfolg haben.

An guten Autoren mangelt es nicht?

Eigentlich gibt es viele gute Autoren, die sich in den unterschiedlichsten Genres tummeln. Gleichzeitig ist es aber so, dass viele gute Comedy-Autoren auch literarisch tätig und in den Bestseller-Listen zu finden sind. Viele von ihnen waren vorher im Bereich der Sitcoms und Comedy-affinen Serien tätig. Die fehlen natürlich.

Da drängt sich die Frage förmlich auf: Was macht heutzutage überhaupt einen guten Comedy-Autor aus, der im Fernsehen arbeiten möchte?

Zunächst mal ist ein sehr großes Allgemeinwissen wichtig, aber auch viel Mutterwitz und Leidenschaft. Für gute Comedy muss man jede Menge Zeit, Kraft und Energie investieren. Es ist eben nicht damit getan, sich die tausend besten Witze der Weltgeschichte vorzunehmen und dauerhaft zu wiederholen.