Herr Starke, RTL II hat eine schwierige Zeit hinter sich und ist mit Blick auf die Marktanteile wieder auf Kurs. Zeit durchzuatmen?

Wir freuen uns natürlich nach einem eher schwierigen Jahr 2011 jetzt die Ernte der harten Arbeit einfahren zu können. Wir haben viel verändert in den letzten zwei Jahren. Die Programmstruktur von RTL II hat sich deutlich geändert und wird sich weiter verändern. Nehmen Sie die Daytime: Hier haben die Mangas nicht mehr die Marktanteile geholt, die sie früher hatten. Dazu kommt das Versorgungsproblem bei den Sitcoms: Viele neue und attraktive Sitcoms laufen bei den Kollegen in Unterföhring. Das ist ein Grund, weswegen wir die Fläche am Nachmittag – und hier sprechen wir von über 600 bis 800 Programmstunden im Jahr – bisher anders gefüllt haben. Es war und ist harte Arbeit hier Alternativen zu finden. Wir sind auf einem guten Weg und es bleibt noch einiges zu tun.

 

 

Was meinen Sie damit konkret?

Wie schon gesagt, die Versorgungslage wird nicht besser. Deshalb ist der Umbau unserer Daytime ein großes strategisches und langfristiges Projekt. Damit sind wir noch nicht ganz durch. Das Ziel ist ein harmonischer Audience Flow ohne Genre-Brüche über den ganzen Tag hinweg. Zunächst haben wir deshalb die Animes vom Nachmittag zum Sonntag verschoben. Das war der erste Schritt. Dann haben wir die Infomercials-Schiene am Morgen verkürzt und starten nun schon um acht statt um neun Uhr mit unserem regulären Programm. Ab Sendewoche 27 setzen wir jetzt den dritten Schritt um: Wir nehmen die Sitcoms am Nachmittag aus dem Programm und zeigen stattdessen ausschließlich Eigen- und Auftragsproduktionen, von denen wir inzwischen ausreichend Material haben. Wir beginnen mit „Family Stories“, „Trödeltrupp“, „Privatdetektive“ und den erfolgreichen „X-Diaries“. Ab Herbst werden wir dann auch den Anteil der Erstausstrahlungen in dieser Zeitschiene erhöhen und neue Formate einführen. Die Primetime ist bereits jetzt stark. Mit einem optimierten Lead-in ist am Hauptabend noch einige Luft nach oben. Darauf freue ich mich.

Wobei auch Primetime-Sendeplätze von der schlechten fiktionalen Versorgung betroffen sind. Der Mittwochabend etwa läuft nicht rund...

Da haben Sie recht: Am Mittwochabend, der bei uns lange von SciFi-Serien geprägt war, ist die Versorgung schwieriger geworden. Deswegen machen wir bewusst Platz für neue Programmideen und haben – wie vielleicht kein anderer Sender – mutig neue Formate und Piloten on Air gebracht und ausprobiert. Umso schöner ist es natürlich, wenn diese auch funktionieren. Wenn man sich die 19 Uhr-Schiene mit „Berlin - Tag & Nacht“ anschaut, dann haben wir etwas gefunden, was besonders unserer Kernzielgruppe sehr gut gefällt.

„Berlin - Tag & Nacht“ muss man ja nicht mögen, um festzustellen, dass es erfolgreich ist. Da stellt sich die Frage: Werden einem die immer neuen Quotenrekorde selbst irgendwann unheimlich?

Es gibt nichts Schöneres als stetig steigende Marktanteile. Aber wir müssen auf dem Boden der Realität bleiben: Auch „Berlin - Tag & Nacht“ schwankt in der Reichweite, und ein grenzenloses Reichweiten-Wachstum gibt es nicht. Es geht um Verlässlichkeit auf dem Sendeplatz, und das liefert die Sendung. Nach einem verhaltenen Start so eine positive Entwicklung zu beobachten, macht natürlich Spaß. Und am Ende müssen wir den Erfolg auch kapitalisieren können. Da ist eine langsame, aber stetige und nachhaltige Steigerung hilfreicher als große Sprünge bei den Marktanteilen.