Herr Gruschwitz, sind Sie nicht ein wenig traurig, dass Sie die Champions League in dieser Saison noch nicht übertragen haben angesichts von 14 Millionen Zuschauern beim Elfmeterschießen am Mittwoch?
Nein, im Gegenteil. Das bestätigt mich nur in meiner Einschätzung, dass wir in Zukunft mit der Champions League ein Premium-Produkt im Programm haben. Den Kollegen von Sat.1 gönne ich jeden Erfolg und wünsche ihnen auch für das Finale alles Gute. Da kommt keinerlei Form von Neid auf.
Sie gehen ab August mit Oliver Welke und Jochen Breyer als Moderatoren in die Champions League-Saison. Nach welchen Kriterien haben Sie Ihr Team zusammengestellt?
Wir haben ein ideales Gespann – auf der einen Seite einen erfahrenen Sport-Moderator, der sich auch durch andere Sendeformen einen Namen gemacht und sehr viel Reputation hat. Auf der anderen Seite haben wir einen Nachwuchs-Moderator mit sehr viel Potenzial, das er schon unter Beweis gestellt hat. Er wird eine andere Form von Moderation und Interviews einbringen. Diese Konstellation ist für uns ideal.
Bei den Kommentatoren setzen Sie dagegen komplett auf bewährte Stimmen...
Mit unseren Kommentatoren sind wir qualitativ so hochstehend ausgestattet, dass wir keinen Bedarf hatten, zusätzliche Verstärkung von außen zu holen.
In der Champions League gibt es aber auch abseits des Personals spannende Themen: Dort bleibt nämlich die Frage, wie das ZDF mit den Sponsoren umgeht. Ab 2013 sind ja keine Sponsoren-Hinweise mehr ab 20 Uhr erlaubt.
Wir werden dieses Verbot natürlich einhalten und die Sendungen nicht mehr durch einen Sponsoren-Hinweis beginnen lassen. Wir werden eine Verpflichtung gegenüber der Uefa leisten, indem wir nach der „heute“-Sendung ein zehnminütiges Magazin präsentieren werden. Dadurch verschiebt sich das weitere Programm geringfügig, wir beginnen dann um 20:25 Uhr mit unserer Übertragung. Wesentliche Elemente der Vorberichterstattung werden wir aber schon in diesem Magazin am Vorabend unterbringen.
Was mich im Zusammenhang mit dem Erwerb der Champions League-Rechte immer wundert: Wird der DFB-Pokal inzwischen eigentlich nicht unterschätzt? Dort sind ja teilweise ähnliche Traum-Quoten möglich – und trotzdem gab es kaum Interessenten.
Das war für uns eine programmliche und finanzielle Abwägung – beides zusammen geht für uns nicht, mehr konnte sich das ZDF nicht erlauben. Man muss aber auch sehen: Mit der Champions League bekommen wir über die Saison verteilt an 18 Tagen hochwertige Ware. Wenn nun auch noch vier deutsche Vereine dabei sind, haben wir fast die Garantie, an jedem Sendetag eine deutsche Mannschaft im Programm zu haben. Selbst wenn am Ende keine deutsche Mannschaft mehr dabei sein sollte, gibt es ganz sicher ebenfalls attraktive Paarungen, an denen das Interesse groß sein wird. Die Champions League ist das Premium-Produkt im europäischen Fußball, von der Europameisterschaft mal abgesehen und das wird sich mit vier deutschen Mannschaften weiter fortsetzen. Der DFB-Pokal ist sicherlich auch attraktiv. Auf der anderen Seite haben Sie Begegnungen mit sieben oder acht Millionen Zuschauern auch frühestens ab dem Viertelfinale. Mit der Champions League haben wir 18 Sendetermine im Jahr, beim DFB-Pokal waren es gemeinsam mit der ARD acht Live-Spiele. So gesehen ist der Anteil von Live-Fußball und die Präsenz des ZDF beim Premium-Fußball nun noch deutlicher.