Wie schwer war es denn, die internationale Mutter davon zu überzeugen, die Sender auch mit lokalen Produktionen vor Ort zu verankern?
Heyelmann: Es war anfangs, vor zwei, drei Jahren, als wir mit kleineren Produktionen anfingen, schon schwierig. Aber ich habe gleich gesagt: Ganz oder gar nicht und konnte das Management von diesem Ansatz überzeugen. Der deutsche Markt ist besonders, dem muss man sich anpassen. Bei einem so starken Free-TV-Angebot dürfen Pay-TV-Sender kein Mittelmaß liefern, sondern müssen echten Mehrwert bieten. Aber man muss natürlich auch nicht auf Teufel komm raus anders sein. Es geht nicht darum, aus Prinzip etwas anders zu machen. Vielmehr geht es darum, zu erkennen und zu verstehen, welche Lücken man im Markt finden kann und wie man sie füllt. So haben wir zum Beispiel bei der Marke TNT erkannt, dass in Deutschland ein getrennter Spielfilm- und Seriensender im Pay-TV erfolgversprechender ist als eine Mischung aus beidem. Und unser Glitz in Deutschland wird anders aussehen als Glitz in Lateinamerika. Der dortige Sender ist deutlich jünger aufgestellt als wir es sein werden und setzt mehr auf Lifestyle und Fashion.
Greifeneder: Sender brauchen eine klare Handschrift, ein Herz und ein Gesicht. Die Zeit der Back-to-back-Library-Channels ist vorbei. Die Zuschauer erwarten, gerade weil sie dafür zahlen, einfach mehr.
Heyelmann: Und man muss sich einfach auch mal etwas trauen. Dass wir auf jeden Fall mit Glitz im Mai starten, ist ein sehr offensiver Schritt, denn wir haben mit Kabel Deutschland als Plattformpartner erst einen Verbreitungsvertrag unterschrieben. Wir werden einen super Sender an den Start zu bringen und sind sicher, dass wir damit auch andere Plattformen überzeugen werden. Natürlich wäre es stressfreier, erst dann die Entscheidung zu fällen, einen neuen Sender zu starten, wenn alle Verbreitungsverträge unter Dach und Fach sind. Aber auf diesen Zeitpunkt zu warten, birgt die Gefahr, gar nicht zum Zuge zu kommen und das Feld Wettbewerbern zu überlassen. Wir wissen, dass die Plattformen nicht mehr zehn oder 20 neue Kanäle suchen. Die Portfolios werden in naher Zukunft nicht mehr stark vergrößert, sondern verbessert. Inzwischen trennt man sich ja sogar wieder von namhaften Channels, wenn sie die Erwartungen nicht erfüllen. Die Plattformen erweitern ihre Pakete mit Bedacht und suchen hochwertige Sender. Die liefern wir.
Mit immer mehr Eigenproduktionen und umfassenden Rechteeinkäufen stellt sich die Frage, ob ein eigener Free-TV-Sender als Schaufenster für das Pay-TV-Angebot denkbar wäre...
Heyelmann: Also mal abgesehen von CNN International, was ja ein ganz anderes Genre bedient, glaube ich nicht, dass das eine gute Idee für uns wäre. Wir fokussieren uns bei den Kinder- und Entertainment Sendern ganz klar auf das Pay TV Geschäft. Auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen ist schwierig und klappt häufig nicht gut, wie andere Sender und Sendergruppen auch in Deutschland erlebt haben oder gerade erleben.
Gibt es bei den klassischen Verbreitungswegen noch Verbesserungsbedarf?
Heyelmann: Wir sind bei Sky beim Thema HD und bei der Verbreitung von Cartoon Network, Boomerang und TNT Film im Kabel noch nicht so weit, wie wir gerne wären. Sky ist Exklusivität gerade bei HD immer noch sehr wichtig Aber ich sage das ganz offen: Man kann sich durch Exklusivität positiv, aber auch negativ differenzieren. Mit negativ meine ich, dass, wenn ein Sender nur deshalb nicht verbreitet wird, weil er auch auf anderen Plattformen schon verfügbar ist, Sky letztlich seinen Wettbewerbern eine gewisse Exklusivität bei diesem Kanal schenkt, ohne dass die dafür extra zahlen und natürlich den eigenen Zuschauern einen tollen Sender vorenthält.
Wie stehen Sie zu HD+?
Heyelmann: So wie es derzeit positioniert ist, ärgert es mich. Durch das Plus wird suggeriert, dass es fast ein besseres HD wäre, was ja gar nicht der Fall ist. In der Realität haben die HD+-Sender einen deutlich niedrigeren nativen HD-Anteil als die meisten Pay-TV-Sender. Wir haben zum Beispiel bei TNT Serie im Durchschnitt jetzt schon einen nativen HD-Anteil von ca. 65 Prozent, in der Primetime bereits über 90 Prozent. Und aus der Endkonsumenten-Sicht ist nicht zu verstehen, was der Unterschied zwischen HD+ und Pay-TV sein soll. Wobei ich auch kein Fan des Begriffs Pay-TV bin, weil in Deutschland grundsätzlich für Fernsehen gezahlt werden muss und das meist mehrfach. Aber da müsste man mit anderen Anbietern vielleicht gemeinsam überlegen, ob man lieber einen Begriff wie Premium-TV prägt. Das entspricht auch dem, was die Sender unterscheidet, also nicht die Frage, ob man dafür zahlt, sondern was man dafür bekommt. Aber immerhin: HD+ fördert die Digitalisierung.
Frau Greifeneder, Herr Heyelmann, herzlichen Dank für das Gespräch.