Stichwort RTL: Was denken Sie zu den Trends der letzten Jahre wie dem Beraterfernsehen oder Scripted Reality?

Dazu darf ich mich nicht äußern, hat mein Anwalt gesagt.

Aber über Castingshows haben wir ja schon kurz gesprochen...

Meine Lieblingsshow ist ja „Germanys Next Topmodel“: Da wird in jeder Sendung hundertfach erklärt, dass das Model-Dasein, ich zitiere: „ein knallhartes Business ist“. Nur was das Business so knallhart macht, das hab ich auch nach mehreren Staffeln nicht verstanden. Weil man sich immer aufs neue Föhnen muss? Weil man in einem ausgehöhlten Eisblock eine Kettensäge hochhalten soll? Und auch wie man selbst knallhart wird, wird einfach nie erklärt.

 

Aber „Germanys next Topmodel“ wie auch die RTL-Castingshows haben ein Millionen Publikum. Zweifelt man da oder ist das für Sie nachvollziehbar?

Wir müssen damit leben. Und es ist mir auch klar warum: Wir Deutschen lieben klare Spielregeln. Wir wollen wissen, welcher von 10 „DSDS“-Final-Kandidaten welche Kennziffer hat und ärgern uns lautstark, wenn es mal eine Telefonpanne gibt. Was mich bei „DSDS“ ärgert ist das, was in den Schneideräumen aus den Auftritten der ersten Casting-Kandidaten gemacht wird. Da lässt man zum Teil Menschen mit geistiger Behinderung auftreten und reibt sich dann in der Postproduktion die Hände, wie doof sie sind und legt das Thema von „Spiel mir das Lied vom Tod“ drunter, wenn sie sich versingen!

Aber bevor wir uns jetzt bei Show und Unterhaltung festquatschen. Wie siehts denn bei der Fiction aus, der deutschen Fiction?

Da habe ich mich vorbereitet und mal nachgeschaut. Vor 10 Jahren begannen die Event-Movies mit deutschen Historienstoffen. Sat.1 brachte „Der Tunnel“ und einen meiner absoluten Favoriten, der leider etwas untergegangen ist: „Vera Brühne“. Und wen ich damals für den besten Schauspieler aller Zeiten hielt - und dieser Meinung bin ich heute noch: Ulrich Noethen hat neben Corinna Harfouch herausragend gespielt. Das war großes Fernsehen. Die emotionalen Dramen vor historischem Hintergrund mit dem Plot: „eine Frau muss sich zwischen zwei Männern entscheiden, weil die Russen angreifen und einer ist Heino Ferch“ kamen erst einige Jahre später.

Aber das wehleidige Klagen über die deutsche Serie hat ja gottseidank ein Ende gefunden.

Ja, nachdem man hierzulande in den letzten Jahren mehrfach erfolglos Serien im „CSI“-Stil entwickelt und an die Wand gefahren hat, kommen nun wieder die kleinen Geschichten zurück: „Danni Lowinski“, „Mord mit Aussicht“ oder „Hubert und Staller“.

Man könnte doch auch aus „Pastewka“ sicher eine einstündige Serie machen - zusammen mit „Danni Lowinski“ auch eine schöne Doppelprogrammierung.

Ich möchte unsere „Pastewka“-Geschichten lieber schnell erzählen und das ginge nicht, wenn wir verlängern. Doppelfolgen gerne mal, aber ich mag unser knackiges Tempo. Wir sind schnell drin, geben Gas und schon kommt der Abspann. Der rettet uns öfter mal; wenn uns kein gutes Ende einfällt, kommt einfach der Abspann. Merkt gar keiner, lustigerweise.

Dann muss ich mich um das Ende dieses Interviews ja nicht sorgen. Da schließe ich doch die Frage an, welche Ziele sie sich denn zunächst mal für 2012 vorgenommen haben.

Wir werden die sechste Staffel von „Pastewka“ produzieren und ich möchte mit Anke Engelke eine weitere „Wolfgang & Anneliese“-Show machen. Aber dieses Ansinnen steht nur auf meinem Wunschzettel fürs Christkind, noch ist nichts geplant.

Schon verrückt, wie sich diese beiden Figuren entwickelt haben. Die Shows, jetzt zu Weihnachten das Buch...

..auf das wir sehr stolz sind, denn es führt unser Volksmusikpärchen durch unser schönes Deutschland! Dabei war die Geburtsstunde der ersten „Wolfgang und Anneliese“-Show 2007 doch eigentlich eine Schnapsidee. Eine Schnapsidee von Sat.1 wohlgemerkt, wir sind unschuldig.

Wenn man noch Geld für Alkohol hat, kommt man halt auf Schnapsideen. Aber es war ja eine gute.

Der „verrückte Wolfgang“ dankt!

Herr Pastewka, herzlichen Dank für das Gespräch.