Nach dem Wechsel Ihres Vorgänger Kai Pflaume von Sat.1 zur ARD wurde gemunkelt, dass Sie zum neuen Prime-Time-Moderator von Sat.1 aufgebaut werden sollen. „Die große Disney Quizshow“ könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein. Kommt man an Ihnen also bald nicht mehr vorbei?
Ich finde das sind alles so Hirngespinste und Dinge, die super klingen. Ich konzentriere mich, vor allem in dieser schnelllebigen Branche, jedoch darauf, was ich vor der Brust habe. Es ist schön, dieses Vertrauen zu spüren, was ich letztendlich von ProSiebenSat.1 bekomme. Als letztes Zünglein an der Waage sehe ich ohnehin den Zuschauer, der gut unterhalten werden und Spaß haben soll. Ich muss jetzt aber auch erst den Beweis antreten und zeigen, dass ich neben meinen verrückten Dingen, die ich mache, auch in einer Show nicht nur bestehen, sondern sie auch gut mit Leben füllen kann. Klar, wenn man mir sagt, dass ich die nächsten zehn Jahre lauter Shows moderieren werde, dann muss ich sagen: Solange es Spaß macht, warum nicht? (lacht).
Sind denn konkret noch weitere Shows mit Ihnen in Planung. Oder heißt's nach der „Großen Disney Quizshow“ erstmal „Ende aus, Micky Maus“?
Ich bin bis Mitte 2012 ja fest bei ProSiebenSat.1 unter Vertrag. In dieser Zeit habe ich meine ganz normalen Projekte wie „Mission Wissen Weltweit“ im Rahmen von „Galileo“, „Mein Mann kann“ und jetzt eben „Die große Disney Quizshow“, die einmal jährlich läuft und daher überschaubar ist. Darüber hinaus ist derzeit nichts Konkretes geplant, wofür ich aber auch nicht undankbar bin, weil ich mich jetzt erst einmal auf diese Sachen konzentrieren will. Das klingt vielleicht langweilig, aber meine Philosophie ist es, erst das Gehen zu lernen. Wenn man das kann, können wir uns über das Laufen unterhalten. Und wenn das auch ganz gut klappt, kann man sich vielleicht mal darüber unterhalten, ob ich in der Lage bin zu rennen. Ich habe früher einmal den Traum gehabt Fußball-Profi zu werden, doch das hat nicht geklappt. Von daher bin ich damit vertraut, wie es ist, wenn etwas nicht klappt. Ich finde es sehr wichtig, dass man auch verlieren kann, um wieder gewinnen zu können. Alles weitere wird sich so oder so ergeben. Ich hoffe natürlich, dass nach der „Großen Disney Quizshow“ gesagt wird, dass es toll war und dass Kai Pflaume nur von ganz wenigen vermisst wurde. Dann habe ich für mich schon gewonnen. Aber ich kann auch mit Kritik leben.
Sie haben gerade „Mein Mann kann“ angesprochen. Die letzte Ausgabe war ein Promispecial, in Zukunft soll die Sendung sogar nur noch mit Prominenten an den Start gehen. Auch die „Disney Quiz-Show“ setzt ja auf bekannte Gesichter. Funktionieren Primetime-Shows denn heute nur noch mit der Beteiligung von Prominenten? Wär's mit normalen Kandidaten, für die es wirklich um etwas geht, nicht manchmal spannender?
Die Prominenten kennt der Zuschauer natürlich und kann sie durch die Show auch noch besser kennenlernen, daher funktioniert das Konzept gut. Auf der anderen Seite glaube ich auch fest daran, dass die Beteiligung der Zuschauer wichtig ist, beispielsweise die der mitspielenden Familien. Es geht ja auch um den Preis, eine Reise nach Florida, nach Disney World. Die Specials bei „Mein Mann kann“, sind auch immer mit einem guten Zweck verbunden. Am Ende können die Prominenten etwas für die eigene Stiftung erzielen. Aber ich glaube trotzdem, dass der normale Kandidat nach wie vor eine Rolle spielen wird.
Sie sind als Sport-Reporter, als Moderator, als Extrem-Reporter, im Bereich Synchronisation und neuerdings auch noch als Buchautor unterwegs. Was davon machen Sie denn eigentlich am liebsten und wie schwer fiele Ihnen die Entscheidung für nur ein Steckenpferd?
Ich habe davon alles gerne gemacht und versuche die Sachen danach auszuwählen, dass ich voll dahinter stehe. Das Buch war für mich eine riesige Herausforderung, weil es ein ganz anderer Bereich ist. Etwas niederzuschreiben ist etwas ganz anderes, als etwas vor der Kamera zu erzählen. Früher habe ich gleichzeitig Tennis, Fußball und Handball gespielt und irgendwann musste ich mich entscheiden, denn der Tag hat nur 24 Stunden und die Woche sieben Tage. Es war klar, dass ich nicht alles auf oberstem Niveau weiterführen konnte. Da ich meinen Traum von einer Fußballkarriere aufrecht erhalten wollte, musste ich mich daher von den anderen Sportarten verabschieden. Ich glaube so ist es mit allen Sachen, auch wenn es weh tut und einem dann etwas fehlt. Was das in Zukunft bedeutet, kann ich überhaupt nicht abschätzen, denn da höre ich in mich selber rein und kann nicht wirklich Tendenzen ausmachen.
Sie machen Fußball, Magazin und Show – erinnert eigentlich nur uns das an Kerner? Da wird ja auch bald ein Sendeplatz frei...
Ich habe mit einem Praktikum bei „ran - Sat.1 Fußball“ angefangen, wo Johannes B. Kerner Fußball-Moderator war. Ich habe damals Herrn Kerner Faxe ins Studio gereicht. Irgendwann saß ich dann selber als Gast in Herrn Kerners Sendung. Aber es gilt eben: Kerner ist Kerner, so wie Kai Pflaume Kai Pflaume ist. Ich kann kein neuer Kerner und auch kein neuer Pflaume werden. Ich kann nur versuchen Harro zu sein und hoffen, dass der gut ankommt. Wenn ich auf dieser Ebene Chancen bekomme auch andere Dinge zu machen, dann freue ich mich. Das, was ich momentan habe, ist fantastisch, aber es ist erst der Anfang. Ich finde es schön, dass es momentan so läuft, dass ich, um einmal im Sportlerjargon zu bleiben, eine ansteigende Form zeige, aber dass auf der anderen Seite die Kurve noch nicht zu steil geworden ist, sondern sich langsam aufbaut. Es ist wichtig, dass man immer mal wieder schaut, wo man gerade steht. Und der Status Quo ist verdammt geil momentan. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich mich auch immer kritisch hinterfrage und darauf achte, wo das alles hinläuft.
Herr Füllgrabe, vielen Dank für das Gespräch.