Jetzt gibt es eben die von Ihnen angesprochenen zwei Möglichkeiten: Fernseher mit eingebauten Smart TV-Funktionen und Boxen bzw. Receiver, mit denen sich nachrüsten lässt. Sie setzen ja vermutlich auf die, die nachrüsten...
Das ist ein bisschen wie mit den Navigationssystemen im Auto. Viele wollen sich bei der Wahl ihres Autos nicht gleich binden und dem Hersteller das abkaufen, was er ihnen von Haus aus mitliefern würde. Stattdessen sucht man sich lieber individuell das für den eigenen Bedarf beste Gerät und rüstet nach. Bei Smart TV bieten wir mit den Boxen von VideoWeb das beste Nachrüstangebot.
Von wenigen kostenpflichtigen Angeboten abgesehen: Wie soll sich das Smart TV-Engagement für Inhalte-Anbieter auszahlen? Durch Werbung?
Die Anbieter, also beispielsweise Fernsehsender oder Verlage, können frei entscheiden, wie sie Ihre Apps gestalten. Da nehmen wir keinen Einfluss drauf. Aber derzeit experimentieren viele Anbieter beim Thema Smart TV erst einmal und sparen sich Werbung bis zu einer gewissen Verbreitung, die das dann attraktiv macht. Weil es keine Investitionskosten gibt, besteht kein Zwang, kurzfristig ein Geschäftsmodell zu finden. Man kann seine Marke erst einmal auf eine neue Plattform verlängern und bei entsprechender Reichweite dann profitieren.
Stört es Sie eigentlich, wenn bei Mediengipfeln wie den Medientagen München immer von fernen Angeboten wie Google TV gesprochen wird, so als gäbe es nicht vergleichbare Angebote bereits made in Germany?
Bei uns muss nicht unbedingt über beispielsweise Google TV sinniert werden. In Europa gibt es mit HbbTV einen industrieweiten Standard. Die Industrie hat sich mit den Sendern gemeinsam auf Spielregeln geeinigt. In den Führungsetagen mancher deutschen Medienunternehmen sollte das Technologie-Verständnis ausgeprägter sein. Da gilt es Aufklärungsarbeit zu leisten und zu begeistern.
Liegt darin also die wichtigste Herausforderung?
Die Kernherausforderung liegt darin, dass deutsche Unternehmen endlich Chancen nutzen, statt Zeit zu verlieren, weil man nach möglichen Risiken sucht. Diese deutsche Tradition muss sich diesmal nicht wiederholen. Große Brands etablieren sich sicher mal mehr mal weniger auf allen Plattformen. Aber gerade für kleinere Anbieter ist es eine große Chance,früh dabei zu sein, um auf der neuen Plattform Smart TV vielleicht zur maßgeblichen Marke werden zu können.
Herr Greve, herzlichen Dank für das Gespräch.