Ist die Entwicklung der Figur des Bernd Stromberg Hoheit von Ralf Husmann oder reichen Sie bei ihm auch einen Wunschzettel ein?
Wir sind alle Diven, jeder auf sein Weise. Wenn ich alle sage, dann ist da natürlich auch Ralf Husmann mit dabei. Der wird einen Teufel tun, einen Menschendarsteller, auch wenn er die Hauptrolle spielt, vorher an einen noch so grünen Tisch zu bitten, um mit ihm seine Ideen durchzusprechen. Das macht der feine Herr Husmann nicht (lacht). Genauso wie auch ich mir allerdings verbitten würde, dass jemand zu mir sagt „Spiel das mal anders“, das ist dann mein kreativer Anteil. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir haben alle einmal mehr auf den letzten Drücker die Bücher bekommen, weil Husmanns Meisterwerke nur unter Druck entstehen, wie Diamanten. An denen gab es wieder einmal nicht nur nichts rumzuschrauben, sondern man konnte sich einfach nur zurücklehnen und freuen. Das erlebe ich in der Branche wirklich selten. Wo man sich bei anderen Büchern eigentlich mit fünf gespitzten Bleistiften an den Schreibtisch setzen muss, macht man sich bei den Büchern, die aus der Husmann'schen Feder kommen, eine Fläschchen Rotwein auf.
Was haben Sie eigentlich in fünf Staffeln „Stromberg“ über Arschlöcher gelernt?
Ich habe das Gefühl bei Menschen, die mir begegnen, noch genauer zu gucken als ich es eh schon getan habe. Ich blicke, glaube ich, noch rascher hinter Fassaden und bestimmte Mechanismen. Ich decke noch schneller prätentiöses Verhalten auf. Das ist in unserer Branche nicht gerade ein Segen, weil sie gespickt ist von genau diesen Untugenden. Deswegen halte ich mich von ihr ja meistens fern und wenn nicht, dann schmunzel ich mir eins und freu mich, dass es mehr Strombergs in der realen Welt gibt als man denkt.
Was macht eigentlich Wolfgang Rademann? Ihr Kreuzfahrtbuch sorgte zwischenzeitlich ja für Aufregung....
Was für eine Überleitung, Herr Lückerath. Also Wolfgang Rademann hat bis heute für mich einen ganz wunderbaren Humor, der nämlich darin besteht, dass er sich selbst und auch das „Traumschiff“ nicht so wahnsinnig ernst nimmt. Das ist so. Ich habe jetzt gerade mit Annette Frier für Sat.1 einen Neunzig-Minüter gedreht, der den Arbeitstitel „Und weg bist du“ hat und da spielte Ruth Maria Kubitschek, die ja bekanntermaßen die Lebensgefährtin von Wolfgang Rademann ist, mit. Da dachte die Produktion und unser Regisseur, dass das ein Hauen und Stechen geben könnte. Flötepiepen! Frau Kubitschek hat mich gleich am ersten Tag ganz herzlich von Wolfgang Rademann gegrüßt und alles andere hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert. Da wurde von einigen Zeitungen etwas aufgebauscht, was letztlich nur ein Sturm im Wasserglas war, vor allem was die Person Rademanns betrifft, der jetzt angeblich kein Wort mehr mit mir spricht, mir Gram ist und nichts mehr von mir wissen will. Nein, letztlich kam die Initialzündung mein Buch zu veröffentlichen von ihm, das ist die Wahrheit.
Und welche Erkenntnisse haben Sie aus dem Buch gewonnen?
Meine Erkenntnis, die ich daraus gewonnen habe, ist, dass ich gerne schreibe. Deshalb sitze ich jetzt auch schon am nächsten Buch. Ich muss dem „Traumschiff“ also ewig dankbar sein, weil ich da noch ein weiteres Talent in mir entdeckt habe.
Um was wird es gehen im neuen Buch?
Das ist noch super jungfräulich, aber es hat auf jeden Fall etwas Autobiographisches, doch es wird abermals kein Schlüsselroman so wie „Ein Traum von einem Schiff“ auch keiner war. Es geht dann eher in eine Mystery-Ecke, aber mehr kann ich da beim besten Willen noch nicht dazu sagen.
Stichwort Mystery bzw. Krimi. Geht es weiter mit „Kreutzer kommt“?
Es geht weiter, das sind zumindest die Wünsche von allen Beteiligten und wir sitzen gerade über dem zweiten Buch. Mit einem bisschen Glück, ich gehe aber fest davon aus, werden wir im Frühjahr den zweiten Film drehen. Ich bin auch total gespannt wie das weitergeht. Es ist auch eine große Freude das zu machen und auch noch auf ProSieben. Die könnten ja auch sagen: „Ne, Herbst ist für uns 'Stromberg', das reicht uns als Farbe.“ Ich freue mich wahnsinnig, dass wir da noch einen zweiten Film machen. Eine Serie sollte es ja nie werden. Von loser Reihe war immer die Rede. Heutzutage, wo an allen Orten gespart wird, grenzt es eh an ein Wunder, dass man sich mit so etwas überhaupt nach vorne traut.
Und mit „Stromberg“, was erwartet uns da? Anders als beim Originalformat steht bei „Stromberg“ ja mehr die Person Bernd Stromberg im Mittelpunkt als die Bürogemeinschaft. Wäre da nicht ein Spinoff abseits des Büroalltags mit der Figur denkbar?
Das stimmt, es ist schon ziemlich Stromberg-fixiert, der ist schon sehr ins Zentrum gerückt. Ja, ich weiß nicht, wo es hingeht. Einen Kinofilm können wir uns alle vorstellen. Die Chancen stehen besser denn je.
Der Kinofilm ist inzwischen aber ein Running Gag, so oft wie der schon angekündigt wurde...
Das lässt sich halt total schwer finanzieren, das Ding. Das kann man sich kaum vorstellen, weil „Stromberg“ ja eine etablierte Marke ist und man eher denkt, die Geldgeber würden Schlange stehen aber dem ist nicht so. Das ist die Herausforderung. Aber ich bin jetzt mal ganz mutig und behaupte, wir werden in 2012 endlich den Kinofilm drehen, auch wenn mir die Aussage möglicherweise schon morgen um die Ohren fliegt. Das ist keine offizielle Ankündigung, aber das sagt mir eben mein Gefühl. Vorausgesetzt die Staffel 5 kackt jetzt nicht ab.
Herr Herbst, herzlichen Dank für das Gespräch.