Von der Unterhaltung im Ersten, über medizinische Fragen hin zur Aufklärung im Sinne Kants. Ganz schön ernst für einen Komiker.
Humor ist nur eine andere Art, ernst zu sein. Und mein großes Vorbild Loriot hat ja in vielen Interviews immer wieder auf dieses Missverständnis hingewiesen. Komik ist eine ernste Sache. Und sie herzustellen erfordert sehr viel Gedanken und Präzision. Gleichzeitig gibt es in einer Sendung wie dem „Fantastischen Quiz des Menschen“ auch viel Situationskomik. Ich liebe auch die Improvisation. Dafür gibt es auch eine eigene Rubrik, die „Sprechstunde“. Da darf mich das Saalpublikum mit Fragen löchern.
Wie nähern Sie sich inhaltlich den Themen an? Wie muss Wissensfernsehen aussehen, damit es unterhält?
Es ist wichtig, die Zuschauer mit einzubeziehen. Klassisches Wissensfernsehen nimmt die Menschen nicht mit auf den Erkenntnisweg. Man sagt: Das wurde herausgefunden und so ist das. Das ist, als würde man beim Krimi direkt am Anfang sagen, wer der Mörder ist. Und an diesem Punkt kommt die Unterhaltung ins Spiel. Deren Ur-Disziplin ist es doch, Spannung aufzubauen. Der Unterhaltungseffekt besteht darin, Querverbindungen zu sehen, auf die man von alleine nicht gekommen wäre.
Das ist der erste Schritt: Die Vermittlung von Wissen. Und wie kommt es schließlich zur Aufklärung?
Es verändert die Wahrnehmung. Ich will Situationen schaffen, an die man sich im Alltag erinnert. Lachen ist doch auch eine Reflexion über die eigene Unzulänglichkeit. Wenn wir beim „Fantastischen Quiz“ die Prominenten zum Blutabnehmen oder Zähne Ziehen verdonnern, ist das albern. Aber hinterher versteht man, worauf es da ankommt und was die Zahnärzte meinen mit 3/8! Wir spielen „Der Preis ist heiß“ mit Walter Freiwald, der absurde Schönheitsoperationen vertickt. Und ich erkläre wie Botox funktioniert, und warum man damit die Menschheit lahmlegen kann. Die Arroganz, zu sagen etwas ist ‚nur’ Unterhaltung, kann ich nicht nachvollziehen.
Vor einigen Jahren lautete eine Regel in den Fernsehredaktionen: Geh' vom dümmsten Zuschauer aus. Hat sich dieses Bild verändert?
Fernsehen hat nach wie vor den Fluch der kurzen Bögen und die Gefahr, dass die Zuschauer eine Auseinandersetzung mit einem Thema scheuen. Das ist bei meinem Bühnenprogramm anders. Da können die Leute nicht weg und hören zwei Stunden am Stück zu. Die „Einschaltquote“ berücksichtigt ja nur Geräte und keine Gehirne. Wenn es für eine Art von Sendung wie das Quiz des Menschen oder Frag doch mal die Maus insgesamt in Deutschland nur fünf Millionen potentielle Zuschauer gibt, und davon vier Millionen zuschauen, ist das eine Quote von 80 Prozent! Das hört sich doch gleich ganz anders an. Jede Sendung ist eine Wundertüte, für jeden was dabei, zum Staunen, zum Lachen, zum Weitererzählen.
Dafür muss man aber auch was reinstecken. Was stecken Sie beim „Fantastischen Quiz des Menschen“ rein?
Das Themenspektrum ist weit: Wie lernt der Mensch lügen, obwohl es ihm niemand gezielt beigebracht hat? Was ist dran an Omas Hausmitteln? Wie transportiert man am besten einen rausgeschlagenen Zahn? Und welche Position gehört zum Kamasutra, welche zum Karate? Allein auf dieses Spiel freue ich mich schon sehr, es mit den Gästen zu spielen. Mehr darf ich nicht verraten.
Herr von Hirschhausen, herzlichen Dank für das Gespräch