Ich komm auch deshalb auf die Frage nach der Positionierung, weil ProSieben in den vergangenen zwei Jahren sehr konventionell geworden ist. Erfolge feiern lang etablierte Programmmarken und Serien, die nicht einmal brandneu aus den USA kommen sondern schon auf DVD erhältlich sind...

ProSieben ist der innovativste Sender in Deutschland, was aber nicht bedeutet, dass man auf der jetzigen Flughöhe alles riskiert und sich jedes Jahr komplett neu erfinden kann. Das ist ein bisschen der Fluch des Erfolges. Wer erfolgreiche Programmmarken hat, wäre ja schön blöd, diese nicht zu nutzen oder unnötige Experimente zu wagen. Und trotzdem erfüllen wir unser Markenversprechen und bringen ja in diesem Jahr mit „The Voice“ ein innovatives Casting-Format nach Deutschland. Im Serienbereich sehe ich das etwas anders als Sie. Die von Ihnen angesprochene Comedyserien zeichnen sich eben durch eine gute Wiederholbarkeit aus. Das ist ungewöhnlich für uns, weil ProSieben-Zuschauer einen Rerun bei anderen Programmen schnell übel nehmen. Das können andere Sender leichter machen.

Woran liegt das? Haben Sie so ein intolerantes Publikum?

(lacht) Nein, aber ein Publikum mit ausgeprägtem Wunsch nach Neuem.

Bleiben wir aber nochmal bei den Sitcoms in der Primetime. Der Erfolg fing am Dienstag an, jetzt auch am Mittwochabend. Bauen Sie eine Sitcom-Schiene in der LatePrime auf?

Nein, das wird sich zunächst mal im Abendprogramm auf den Dienstag und Mittwoch konzentrieren. Aber ProSieben hat derzeit einfach die besten Sitcoms und ich freue mich persönlich, dass wir endlich widerlegen konnten, dass US-Comedy nicht in der Prime Time funktioniert. Ob wir das weiter ausbauen, hängt davon ab, was uns in zwei Wochen bei den LA Screenings an Nachschub präsentiert wird.

Bleiben wir doch beim Thema Fiction. Was gibt es da für Neuigkeiten?

Auf Seite der Lizenzware in der Tat jetzt vor den LA Screenings nichts. Wir haben natürlich durch unseren FOX-Deal als Sendergruppe Zugriff auf die neue FOX-Serie „Terra Nova“ die drüben allerdings nach Verschiebungen erst im Herbst starten wird. Die würde sicherlich gut zu ProSieben passen, wenn sie den hohen Erwartungen gerecht wird. Aber ganz aktuell sind wir in der Produktion der neuen „Stromberg“-Staffel für den Herbst und es sieht sehr vielversprechend aus für eine Fortsetzung von „Kreutzer kommt“. Wir haben im Herbst noch unseren Eventfilm „Isenhart“ auf dem Programm stehen.

Dann sprechen wir über die neue US-Ware nochmal in zwei Wochen in Los Angeles und kehren erstmal zurück nach Deutschland. Im Bereich Comedy war ProSieben schon mal experimentierfreudiger. Da gab es zuletzt wenig Neues...

Wir entwickeln da auch Bücher und sind im ständigen Austausch mit Produzenten und Künstlern. Und der „Quatsch Comedy Club“ kommt nach längerer Pause im Sommer mit einer neuen Staffel zurück.

Wobei das ja weniger experimentierfreudig ist. Aber wie sieht es in dem Zusammenhang eigentlich mit „Switch Reloaded“ aus? Gibt es eine Fortsetzung?

“Switch Reloaded“ gehört zu den größten Comedy-Marken im deutschen Fernsehen. Natürlich machen wir weiter.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Wir sind im DWDL-Team große Fans einer Show, bei der eigentlich alles schief ging und die trotzdem oder gerade deshalb höchst unterhaltsam war. Deshalb die Frage: Wird das große „Kipp-Roll-Fall-Spektakel“ jemals fortgesetzt?

(lacht) Es würde mich schon irgendwie reizen die Show nochmal ohne all die Pannen zu probieren und ich verspreche Ihnen, ich werde Sie umgehend per SMS informieren, wenn wir da eine Fortsetzung beschlossen haben.

Herr Hörner, herzlichen Dank für das Gespräch.