Na die Formulierung hatten wir doch schon mal an anderer Stelle. Ist es denn so schlimm bei ARD und ZDF?

Wenn es spätrömische Dekadenz gibt, dann sicher nie bei den Ärmsten, sondern immer nur bei den Reichsten. Das sind ARD und ZDF. Wenn sie die Olympischen Spiele oder Fußball-WM´s oder Leichtathletik WM´s im täglichen Wechsel übertragen statt sich pro Event abzuwechseln, reisen sie mit Heerscharen an. Da sind in Mainz ganze Stadtteile leer. Da kommen die öffentlich-rechtlichen Anstalten anderer vergleichbarer EU-Länder  mit einem Drittel des Personals aus. Noch ein Beispiel: Der Online-Etat der ARD beträgt in den nächsten 5 Jahren über 600 Millionen Euro. Jetzt kommt das ZDF auch mit neuen Apps. Man darf vermuten, dass dort genau das Gleiche drin steht wie bei der „tagesschau“-App. Natürlich alles umsonst – dank unserer Gebühren. Da kann ich schon verstehen, dass sich die Verleger aufregen. Paid content ade.

Wobei für Apps wirklich kein Vermögen drauf geht. Das zu behaupten wäre Unsinn.

Aber der Online-Etat von ARD und ZDF ist gigantisch, auch wenn man es dort immer anders sieht. Ich verstehe das Verlangen im Internet vertreten zu sein und ja, das sollen sie auch. Aber Kern meiner Kritik ist die hemmungslose Art und Weise wie immer nur nach mehr verlangt wird und wie zum Hohn aller Kritiker dann beklagt wird, dass man ja schon spare. Aber wohl nicht effektiv genug, wenn sie immer mehr Geld brauchen. Bei der bald anstehenden, aus meiner Sicht verfassungswidrigen Umstellung von Gebühr auf Abgabe, sollten wir mal davon ausgehen, dass noch in diesem Jahrzehnt die 10-Milliarden-Grenze an Einnahmen überschritten wird. Wenn wir es nicht mal schaffen, diesen Extremluxus einzudämmen, sollten wir alle gleich die Lichter ausmachen.

Aber die Diskussionen über die Ausgaben der Öffentlich-Rechtlichen gibt es doch nun seit Jahrzehnten. Täglich grüßt das Murmeltier...

Geschehen ist nichts!  Die Diskussion aber beginnt, das werden Sie sehen. Wir leben in einem Land, wo das öffentliche Aufbegehren jüngst einen Bahnhofsbau verhindert oder zumindest verzögert. Auch dort ist alles nach gut eingefahrenen, für die Mächtigen bequemen Regeln abgelaufen. Bald regiert  ein Grüner. Es scheinen ja doch noch Aufbrüche möglich zu sein. Warum aber stört sich niemand daran, wie unser aller Geld bei ARD und ZDF ohne jede Kontrolle ausgegeben wird? In Sachsen gibt es ja jetzt endlich eine Arbeitsgruppe zu dem Thema. Rheinland-Pfalz hat gegen das ZDF Verfassungsklage eingereicht.  Und wenn schon die Politik von selbst auf etwas kommt, dann muss eine  Menge falsch sein. Es geht ja nicht darum, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abzuschaffen. Es geht nur um eine nachvollziehbare Kontrolle dessen, was mit öffentlichen Geldern passiert. Die werden bei den meisten dort offenbar als unverebbarer und stetig schwillender Quell gesehen. Obwohl...

Obwohl was?

Wenn man sich die Aktivitäten der ARD anschaut, dann sind damit alle Anforderungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks abgedeckt. Es gibt für das ZDF, für Arte und 3sat keine Begründung. 3sat ist ja besonders grotesk. Seit 25 Jahren eine Mischung aus Wiederholungen und dem, was man sich im Hauptprogramm aus Sorge um die Quote nicht mehr traut. Ohne jeden Erfolg. Die ARD erfüllt alles, was vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk gefordert wird. Von Fernsehen über Radio bis zu online. Wozu brauchen wir das ZDF und 3sat?

Ein sehr provokanter Diskussionsansatz...

Schreiben Sie doch ruhig als Überschrift „Das ZDF kann eingestellt werden“. Ich stehe mit einer schlüssigen Argumentationskette hinter meinen Aussagen. Wie viele Bewerbungen hat es zur Intendanz des ZDF gegeben? Ein Dreihundertausend-Euro-Job mit Macht im Überfluss? Keine! Das nennt man Closed-Shop. Wohlgemerkt einer, der uns gehört. Ein paar konstruktive Vorschläge: ein Gebührendeckel, der an die Inflationsrate angepasst ist und bis 2020 festlegt, wieviel Geld es gibt. Schließlich hat sogar das Grundgesetz jetzt eine Schuldenbremse. Eine unabhängige Kommission, die liegen ja in der Politik voll im Trend,  die die Sparmaßnahmen in den Häusern auch wirklich überprüft. Und die komplette Abschaffung der Werbung. Auch das diskutieren wir seit 25 Jahren. Sie werden sehen, das wird denen gut tun.

Herr Blasberg, herzlichen Dank für das Gespräch