Was hat ihre Rolle des Jay Pritchett bei "Modern Family" denn mit Al Bundy gemeinsam?
Er sieht ihm ziemlich ähnlich (lacht) Aber wissen Sie: Als ich anfing Al Bundy zu spielen, war ich Al Bundy sehr ähnlich. Ich komme ursprünglich aus einer kleinen Stadt, meine Familie aus der Arbeiterklasse und ich hatte nie besonders viel Geld übrig. Al Bundy und ich fingen damals an Geld zu verdienen - ich ein bisschen mehr als Al Bundy (lacht). Und jetzt bei "Modern Family" ist meine Rolle wieder sehr nah an mir dran: Ich lebe - wie in der Serie - in Brentwood, ich habe - wie in der Serie - viel Geld gemacht und bin - wie man sieht - auch deutlich älter geworden.
Gibt es eine besondere Herausforderung, wenn man mit fortgeschrittenem Alter in einer Comedy spielt?
Ich bin jetzt in einem Alter, da weiß man nicht mehr was eigentlich noch angebracht ist und was sich nicht mehr gehört. Wie stellt sich Amerika heute einen über 60-Jährigen vor? Ich weiß es nicht. Das ist wirklich schwierig, da verlasse ich mich allein auf die Autoren. Als 30-Jähriger ist klar, was Du in Deiner Rolle darfst und was nicht. Da wäre ich längst bei denen im Büro gewesen und hätte gefragt warum ich Sofía (spielt seine deutlich jüngere Frau, Anm. d. Red.) noch nie küssen durfte. Aber mit 64 will ich da nichts unangemessenes fordern und warte einfach mal (lacht). Ich finde es auch viel reizvoller, dass sich unsere Storylines nicht um das Naheliegende und Offensichtliche drehen. Es geht bei "Modern Family" um drei Paare - aber das muss ich ja nicht durch Küsse oder Sex beweisen. Es geht doch darum, wie diese Paare mit Situationen umgehen. Dabei erfahre ich viel mehr über sie.
Steckt dahinter der Erfolg der Serie? Oder woran liegt es, dass "Modern Family" die erfolgreichste Familien-Comedy seit "Eine schreckliche nette Familie" und der "Cosby Show" ist?
Dem Feedback nach zu urteilen, das wir kriegen, können sich viele Menschen mit Figuren aus der Serie identifizieren, weil wir den Begriff Familie einfach weiter fassen. Es gibt heute so viele verschiedene Arten von Beziehungen und Familien. Alleinerziehende Elternteile, Beziehungen mit großem Altersunterschied, schwule oder lesbische Paare, geschieden und wieder verheiratete Menschen. In "Modern Family" geht es nicht um die amerikanische Vorzeigefamilie. Das macht es vielleicht so einfach sich wiederzufinden.
Stichwort wiederfinden: Haben Sie noch Kontakt zu Ihrer alten TV-Familie aus "Eine schrecklich nette Familie"?
Wir sind über die all die Jahre in Kontakt geblieben. Wir telefonieren hin und wieder, wir sehen uns auch hier und da oder treffen uns mal zum Mittagessen. Nur letztes Jahr bin ich bei Christina (Christina Applegate spielte Al Bundys Tochter Kelly Bundy, Anm. d. Red.) einmal richtig ins Fettnäpfchen getreten. Als "Modern Family" von ABC bestellt wurde, hab ich sie angerufen um ihr zu sagen wie cool das doch ist, dass wir jetzt beide auf dem gleichen Sender laufen. Ich mit "Modern Family" und sie mit "Samantha who?". Und ich machte auch noch in Al Bundy-Art den Scherz "Mach Platz für Papa" - aber wir hatten ihren Sendeplatz übernommen und ihre Serie wurde eingestellt. Der Witz kam nicht so gut an (lacht).
Herr O'Neill, herzlichen Dank für das Gespräch
(Das Interview wurde erstmals im Dezember 2010 bei DWDL.de veröffentlicht)