Markus Kavka© SKM
Sie pendelten in den letzten Jahren mit Ihren Sendungen zwischen beiden Welten, zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Privaten.

Ja, wobei es für mich auch keinen Unterschied macht - von meiner Arbeitsweise her gehe ich an beide Sachen genau gleich heran. Ich will vorbereitet sein, seriöse Arbeit machen und würde meinen Ansatz nicht verwässern, nur weil ich eine Fernsehsendung im Privatfernsehen mache und auch nicht so tun, als hätte ich eine 20 jährige Politikjournalisten-Ausbildung, bloß weil ich eine Sendung im ZDF mache.

Kavka bleibt Kavka?

Genau, diese Konzepte sind ja auch um meine Person herum gestrickt und da weiß man auch, wie ich arbeite und wie es dann im Fernsehen aussieht. Und deswegen treffe ich diese Unterscheidung gar nicht und ich glaube auch, dass sich in manchen Dingen Private und Öffentlich-Rechtliche zunehmend annähern, gerade im Bereich Unterhaltung. Passenderweise läuft parallel zum Sendestart von "Number One" meine neue 3sat-Sendung mit Sarah Kuttner. Beide Sachen habe ich im Sommer gedreht. Inhaltlich ist es sicherlich etwas komplett anderes, aber als ich vor der Kamera stand hatte ich in keinster Weise im Hinterkopf: "Jetzt musst Du aufpassen, das ist jetzt für 3sat" oder aber "Das machste jetzt aus der Hüfte, weil es ist ja Kabel Eins."

 

 

Wo sie gerade "Frau Kuttner und Herr Kavka" ansprechen: Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Sarah Kuttner und ich sind schon sehr lange befreundet. Wir waren schon zu Viva- und MTV-Zeiten gegenseitig bei unseren Sendungen zugange und auch privat funktioniert es einfach, auch wenn wir bislang nicht die Zeit hatten vor der Kamera etwas zusammen machen. Jetzt hat 3sat in letzter Zeit ja viel mit Leuten gemacht, die in einem ähnlichen Fahrwasser sind, wie Charlotte Roche und Katrin Bauerfeind - das passt. Dort arbeiten wirklich gute Leute, die Lust haben im Fernsehen mal andere Sachen auszuprobieren und dort auch nicht den großen Quotendruck haben. Und dann macht man eben eine kleine Produktion - es sind ja vier Sendungen - und guckt einfach, was sich Weiteres ergeben könnte. Da sind wir wirklich offen für alles.

Ohne Quotendruck bedeutet aber auch: Meist ohne großes Publikum. Würden Sie nicht solche Ausflüge jenseits des Musikjournalismus auch gerne mal vor größerem Publikum wagen?

Ich bin nicht der Typ für ganz großes Unterhaltungsfernsehen. Auch perspektivisch bin ich immer jemand, der eine Nische bedient. Musik wird schließlich, egal bei welchem Sender, immer eine Nische bleiben. Bei den Sachen, die ich abseits von Musik mache, ob es nun Politik oder Gesellschaft ist, ist mein Ansatz immer der, dass es nie massenkompatibel sein wird.

Es wird Markus Kavka also nicht zur Primetime geben?

Das einzige, was ich zur Primetime machen würde, wäre die Moderation des "Aktuellen Sportstudios", aber das wird glaube ich nie passieren (lacht)

Was macht denn den Reiz dieses Wechselspiels zwischen Musiktalk und Politik oder Gesellschaftsthemen aus?

Das hält mich gut auf Trab und verhindert, dass es mir auch nur im Ansatz langweilig wird. Seit ich nicht mehr bei MTV fest angestellt bin und dort täglich eine Sendung habe, macht mir es sehr viel Spaß, mich auf verschiedenen Kanälen mit verschiedenen Inhalten herumtreiben zu können.

War die sehr kurzfristige Kündigung von MTV im Rückblick also eher eine Chance als der Schock, als die Sie sie zunächst empfunden hatten?

Auf jeden Fall. Ich bin selbstkritisch und ehrlich genug zu sagen, dass nach zehn Jahren mit den täglichen "MTV News" und einigen anderen Sendungen natürlich irgendwann eine Art Routine kam. Man wird älter und schließlich war ich jenseits der 40 und fast doppelt so alt wie die angepeilte Zielgruppe. Irgendwann wäre sowieso der Zeitpunkt gekommen wo ich mich hätte fragen müssen: Funktioniert das hier noch auf Augenhöhe - oder bin ich dem Ganzen schon entwachsen? Aber solche Gedanken macht man sich natürlich erst final, wenn man ein wenig dazu gezwungen wird.

Um bei MTV zu bleiben: Mit welchen Gefühlen haben Sie die Nachricht vom Wechsel ins PayTV aufgenommen?

Für mich kam es nicht ganz so überraschend, weil ich ja in die strukturellen Änderungen involviert war, die der Sender in den letzten Jahren durchlebt hat. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht kann ich es absolut nachvollziehen, da man sich immer vor Augen halten muss, in was für einer kuriosen Situation Fernsehsender in Deutschland sind.