Wie lernt man eigentlich mit dem Zynismus umzugehen, wenn man vor Ort immer noch katastrophale Zustände vorfindet, aber die Redaktion aus Deutschland wissen lässt, dass das Thema niemanden mehr interessiert und man abgezogen wird...
Zynismus ist dafür das falsche Wort. Nachrichten funktionieren nach ihren eigenen Regeln und eine dieser Regeln ist: "Eine Nachricht ist solange eine Nachricht bis irgendwo eine neue Nachricht passiert" Schlimm ist es natürlich meist für die Menschen vor Ort, die die mediale Aufmerksamkeit gut gebrauchen könnten, wie ganz aktuell auch in Pakistan. Und vergleichen Sie mal, wie groß Pakistan gefahren wird im Vergleich zu Haiti.
Und ist das nicht frustrierend? Gerade wenn man z.B. dann vor Ort wäre in Pakistan?
Das kann man leider nur bedingt beeinflussen als Reporter vor Ort. Das ist eine Realität, die einem nicht gefallen muss, die natürlich auch nicht gut ist und die einem das Herz bluten lässt. Wenn Ihnen gesagt wird, sie müssen abreisen und zurück nach Deutschland fliegen, dann habe ich noch heute immer wieder das Gefühl, man lässt die Menschen vor Ort im Stich. Ob das so ist oder nicht, möchte ich jetzt mal dahingestellt sein lassen. Solange man das Gefühl aber behält, merkt man, dass man noch nicht zu abgeklärt geworden ist.
Zynismus ist dafür das falsche Wort. Nachrichten funktionieren nach ihren eigenen Regeln und eine dieser Regeln ist: "Eine Nachricht ist solange eine Nachricht bis irgendwo eine neue Nachricht passiert" Schlimm ist es natürlich meist für die Menschen vor Ort, die die mediale Aufmerksamkeit gut gebrauchen könnten, wie ganz aktuell auch in Pakistan. Und vergleichen Sie mal, wie groß Pakistan gefahren wird im Vergleich zu Haiti.
Und ist das nicht frustrierend? Gerade wenn man z.B. dann vor Ort wäre in Pakistan?
Das kann man leider nur bedingt beeinflussen als Reporter vor Ort. Das ist eine Realität, die einem nicht gefallen muss, die natürlich auch nicht gut ist und die einem das Herz bluten lässt. Wenn Ihnen gesagt wird, sie müssen abreisen und zurück nach Deutschland fliegen, dann habe ich noch heute immer wieder das Gefühl, man lässt die Menschen vor Ort im Stich. Ob das so ist oder nicht, möchte ich jetzt mal dahingestellt sein lassen. Solange man das Gefühl aber behält, merkt man, dass man noch nicht zu abgeklärt geworden ist.
Aber Sie haben jetzt kein Problem damit, dass sich Ihr Reisepensum künftig vermutlich reduzieren wird?
(lacht) Wie stark es sich reduzieren wird, werden wir noch sehen. Aber klar, es wird weniger weil ich nicht mehr für die Nachrichten um die Welt eilen muss. Damit bin ich einverstanden. Denn was auch zu meiner Entscheidung beigetragen hat: Das war auch wahnsinnig anstrengend und nervenaufreibend. Gerade wenn Sie in einer anderen Zeitzone sind und für einen Nachrichtensender alle paar Stunden auf Sendung gehen müssen. Da bin ich auch schon mal vor laufender Kamera eingeschlafen, wenn man seit 48 Stunden auf den Beinen ist. Wenn sich das also reduziert, dann ist das gar nicht so dramatisch.
Gibt es denn bereits ein erstes Projekt bei Kobalt oder schnaufen Sie erstmal durch?
Durchschaufen ist gar nicht mein Ding (lacht). Konkret arbeiten wir zur Zeit an einem Reporter-Format, bei dem ich nach angelsächsischem Vorbild als Journalistin vor Ort mit einer gesunden Portion Selbstironie durch die Geschichte führe. Das gibt es seltsamerweise so noch nicht im deutschen Fernsehen. Aber ich bin auch sonst schon gut beschäftigt. Meine Aufgabe bei Kobalt wird es sein, die Doku- und Feature-Abteilung zu leiten und auszubauen. Da wartet schon ein ganzer Haufen an Themen auf mich, den keiner Zeit hatte zu bearbeiten. Und natürlich bringe ich selbst Herzenprojekte mit ein, die ich gerne umsetzen würde, wie die Geschichte aus Haiti.
Zum Abschluss noch eine Frage zum Nachrichtengeschäft: Wie hat sich der Wettbewerb für Sie als TV-Reporterin gewandelt durch das Internet und Dienste wie Twitter? Und was ist in Abgrenzung dazu die Stärke des Mediums TV?
Es gibt Medien die schneller sind als das Fernsehen. Das ist eine Erkenntnis, die man sacken lassen muss. In jedem Krisengebiet und bei jeder Katastrophe gibt es natürlich Menschen, die schon da sind. Durch Twitter oder Blogs beispielsweise können die sich inzwischen sehr schnell Gehör verschaffen. Ich glaube aber, dass das geschulte Auge eines Journalisten - und da beziehe ich auch die Print-Journalisten mit ein - Situationen anders betrachtet als jemand, der vielleicht sogar persönlich involviert und damit sehr subjektiv berichtet. Ordentliche Journalisten berichten, weil es ihr Beruf ist. Privatpersonen weil sie irgendeine Motivation haben. Das ist nicht schlecht, aber man sollte es immer vor Augen haben.
Welche Rolle spielt also Twitter, Facebook und Co. für Sie?
Dass man natürlich Twitter, Facebook bzw. Social Media im Allgemeinen benutzen muss als Journalist, das ist für mich vollkommen klar und enorm wichtig. Man wäre dumm, wenn man das nicht ernst nimmt. Da wird auch niemand verdrängt. Es befruchtet sich gegenseitig, wenn bloß mehr Journalisten bereit wären, sich damit zu beschäftigen. Ich habe einen Blog und ich twitter auch. Und ganz ehrlich: Wenn irgendwo etwas passiert, dann würde ich natürlich mein Mobiltelefon rausholen und direkt Tweets absetzen.
Frau Sandmann, ich danke für das Gespräch
(lacht) Wie stark es sich reduzieren wird, werden wir noch sehen. Aber klar, es wird weniger weil ich nicht mehr für die Nachrichten um die Welt eilen muss. Damit bin ich einverstanden. Denn was auch zu meiner Entscheidung beigetragen hat: Das war auch wahnsinnig anstrengend und nervenaufreibend. Gerade wenn Sie in einer anderen Zeitzone sind und für einen Nachrichtensender alle paar Stunden auf Sendung gehen müssen. Da bin ich auch schon mal vor laufender Kamera eingeschlafen, wenn man seit 48 Stunden auf den Beinen ist. Wenn sich das also reduziert, dann ist das gar nicht so dramatisch.
Gibt es denn bereits ein erstes Projekt bei Kobalt oder schnaufen Sie erstmal durch?
Durchschaufen ist gar nicht mein Ding (lacht). Konkret arbeiten wir zur Zeit an einem Reporter-Format, bei dem ich nach angelsächsischem Vorbild als Journalistin vor Ort mit einer gesunden Portion Selbstironie durch die Geschichte führe. Das gibt es seltsamerweise so noch nicht im deutschen Fernsehen. Aber ich bin auch sonst schon gut beschäftigt. Meine Aufgabe bei Kobalt wird es sein, die Doku- und Feature-Abteilung zu leiten und auszubauen. Da wartet schon ein ganzer Haufen an Themen auf mich, den keiner Zeit hatte zu bearbeiten. Und natürlich bringe ich selbst Herzenprojekte mit ein, die ich gerne umsetzen würde, wie die Geschichte aus Haiti.
Zum Abschluss noch eine Frage zum Nachrichtengeschäft: Wie hat sich der Wettbewerb für Sie als TV-Reporterin gewandelt durch das Internet und Dienste wie Twitter? Und was ist in Abgrenzung dazu die Stärke des Mediums TV?
Es gibt Medien die schneller sind als das Fernsehen. Das ist eine Erkenntnis, die man sacken lassen muss. In jedem Krisengebiet und bei jeder Katastrophe gibt es natürlich Menschen, die schon da sind. Durch Twitter oder Blogs beispielsweise können die sich inzwischen sehr schnell Gehör verschaffen. Ich glaube aber, dass das geschulte Auge eines Journalisten - und da beziehe ich auch die Print-Journalisten mit ein - Situationen anders betrachtet als jemand, der vielleicht sogar persönlich involviert und damit sehr subjektiv berichtet. Ordentliche Journalisten berichten, weil es ihr Beruf ist. Privatpersonen weil sie irgendeine Motivation haben. Das ist nicht schlecht, aber man sollte es immer vor Augen haben.
Welche Rolle spielt also Twitter, Facebook und Co. für Sie?
Dass man natürlich Twitter, Facebook bzw. Social Media im Allgemeinen benutzen muss als Journalist, das ist für mich vollkommen klar und enorm wichtig. Man wäre dumm, wenn man das nicht ernst nimmt. Da wird auch niemand verdrängt. Es befruchtet sich gegenseitig, wenn bloß mehr Journalisten bereit wären, sich damit zu beschäftigen. Ich habe einen Blog und ich twitter auch. Und ganz ehrlich: Wenn irgendwo etwas passiert, dann würde ich natürlich mein Mobiltelefon rausholen und direkt Tweets absetzen.
Frau Sandmann, ich danke für das Gespräch