Schauspieler Matthias Brandt über die Ostalgie

Foto: NDRDWDL: „Der Stich des Skorpion“ ist sicher ein Fernsehfilm. Aber wie viel davon ist auch Dokumentation deutsch-deutscher Geschichte?

Matthias Brandt: Es ist natürlich in erster Linie ein Fernsehfilm, der allerdings beruht auf der Autobiographie von Wolfgang Welsch. Insofern hat der Film natürlich einen hächst authentischen Hintergrund. Ich fand das aber auch sehr reizvoll an dem Projekt,  weil ich genau diese deutsch-deutschen Geschichten für sehr erzählenswert halte.

DWDL: Der Film liegt damit ja auch im Trend des Historytainment. Gerade nach Ostalgie-Shows und „Good Bye Lenin!“. Kommt da „Der Stich des Skorpion“ nicht fast schon zu spät, immerhin erst Anfang 2005 im Programm der ARD?

Matthias Brandt: Wenn ich ehrlich bin, sind das Trends die mich da gar nicht so interessieren oder die ich als Schauspieler vielleicht auch gar nicht im Blick hab. Ich hoffe aber natürlich, dass der Film nicht als Nachzügler dieser Erfolgwelle wahrgenommen wird, aber dafür ist die Geschichte auch eigentlich stark genug

DWDL: Nochmal zu diesen ganzen Ostalgie-Shows bei RTL und Co. Da wird die DDR und ihre Zeit gefeiert. „Der Stich des Skorpion“ zeigt jetzt wieder eine ganz nüchterne Darstellung der DDR. Wie nehmen sie diese DDR-Euphorie auf, gerade wo sie aufgrund der Vorbereitung der Rolle ja so manches über die DDR erfahren haben werden.

Matthias Brandt: Ich glaube man muss aufpassen, dass man nicht zwei verschiedene Genres zu vermischen. Diese Ostalgie-Shows habe ich auch nur begrenzt wahrgenommen, aber z.b. „Good bye Lenin“ ist ein ganz hervorragender Film und dort darf auch über die DDR-Zeit gelacht werden. Das eine schliesst das andere nicht aus.

DWDL: Aber ist es nicht beunruhigend, wenn heutzutage 14-15 jährige Mädchen voller Stolz und vielleicht Unwissen ein DDR-T-Shirt tragen?

Matthias Brandt: Ich kann mir vorstellen, dass es für so jemanden wie Wolfgang Welsch ein sicher sehr befremdliches Erlebnis ist, der die DDR mit ihren Grausamkeiten selbst erlebt hat. Aber ich sehe das für mich persönlich entspannter: Diese Ostalgie kann ja verschiedene Gründe haben. Wer wie ich in Berlin lebt, der erlebt halt diese Sehnsucht nach dem „Früher“, was gar keine Bewertung von Politik ist, einfach nur von Gemeinschaft. Von da aus würde ich das nicht so streng sehen.

DWDL: Herzlichen Dank für das Gespräch und noch viel Spaß auf der Party

Matthias Brandt: Herzlichen Dank