Servus TVDas klingt ja schön, wenn man auch anspruchsvollen Themen viel Sendezeit einräumt, aber wirkt sich das nicht auf die Quote aus?

Wolfgang Pütz (Foto):
Ja, aber positiv. Wobei da natürlich in der Aufbauphase immer noch viel Luft nach oben ist. Aber ein anderes Beispiel ist unser Literatur-Magazin „LiteraTour“, was wir alle 14 Tage im Programm haben und nicht wie die ARD einmal im Monat. Da widmen wir uns auch großen Büchern, aber auf eine neue Art: Unser Moderator fährt in einem alten AlfaRomeo durch Europa in die Regionen der Autoren und Schauplätze der Bücher. Da nehmen wir den Zuschauer sozusagen mit auf eine Reise und schon wird Literatur nicht trocken und intellektuell. Wir sehen unsere Kunst darin, anspruchsvolles Fernsehen zu gestalten, dass leicht zugänglich bleibt. Das gelingt nicht immer, aber immer öfter.

Martin Blank: Wir sind ja auch in einer Situation in der sich viele Menschen durch das heutige Programmangebot, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich, nicht mehr durch das Medium Fernsehen angesprochen fühlen. Wir wollen diese Menschen für eine neue Art von Fernsehen und das Medium an sich zurückgewinnen. Sie merken, dass das keine Kurzfrist-Aufgabe ist wie bei ProSiebenSat.1 (lacht). Hier lässt sich in längeren Zyklen arbeiten, was mal sehr erfrischend ist. Es geht nicht um die nächste Quartalsbilanz.
 

 
Gut, mit Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz im Hintergrund kann man sich den Luxus ja auch leisten, könnte man sagen. Da scheint das wirtschaftliche Interesse ja geringer zu sein als das, sagen wir, Sendungsbewusstsein...

Martin Blank: Da ist jemand sehr geduldig. Aber der Sender muss sich letztlich selbst finanzieren und tragen. Aber nicht innerhalb von zwei oder drei Jahren.

Wolfgang Pütz: Wenn Red Bull für etwas steht, dann natürlich für wirtschaftlichen Erfolg. Das soll auch bei uns nicht anders aussehen. Aber bei den Investments von Red Bull im Bereich Fußball oder Formel 1 hat sich ja auch gezeigt: Geduld zahlt sich aus. Und da hilft es natürlich, dass Herr Mateschitz dieser Region persönlich sehr verbunden ist und Servus TV diese Region auch medial aufbereiten kann.

Martin Blank: Wenn Herr Mateschitz etwas macht, dann macht er es gescheit. Und mit vollem Einsatz. Das gilt auch bei Servus TV.

Wo wir beim Finanziellen sind. Lässt sich denn das Programm bei Werbekunden verkaufen?

Martin Blank: Es steht und fällt im Werbegeschäft natürlich alles mit Marktanteilen. Wir sind noch sehr jung und erst beim Aufbau der technischen Reichweite. Da haben wir ganz aktuell die flächendeckende Verbreitung im analogen Kabelnetz in Österreich sichergestellt. Und das ist immer noch die stärkste Verbreitungsart. In den anderen Ländern, der Schweiz und Deutschland, wollen wir in die digitalen Kabelnetze. Die wachsen stetig, nicht so schnell wie gedacht, aber sind eine schöne Perspektive. Wir sind damit digital auch in Deutschland bereits flächendeckend empfangbar. Das vervielfacht natürlich die Reichweite, was für die Refinanzierung wichtig ist. Die Reichweite zu nutzen, um mit ihr Geld zu verdienen, ist der nächste Schritt nach dem Aufbau des Senders.