Ulrich MeyerAlso geht es bei Ihren Internetplänen eher um Zweitverwertung als um neue Formate?

Die Zweitverwertung ist die Ausgangsposition, aus der heraus wir auch originäre Inhalte für das Internet entwickeln wollen. Das muss dann durch neue Einkünfte wahrscheinlich aus der Werbung abgestützt werden, die einen weiter entwickelten Auftritt ermöglichen.

Im Internet und mit der neuen Gesetzgebung eröffnen sich auch neue Möglichkeiten der Einbindung von Product Placement. Ist das auch für Meta Productions ein Thema?


Da bin ich sehr altmodisch, auch nach so vielen Jahren im Produktionsgeschäft: Wenn wir ein hohes Gut zu verteidigen haben, das auch mit dem ziseliertesten Gesetz aus Brüssel nicht in Verbindung zu bringen ist, dann ist es unsere journalistische Glaubwürdigkeit. Zwar haben die Produzenten in den vergangenen Jahren finanziell stark bluten müssen, so dass es auf der Hand liegt, in den neuen Möglichkeiten einen Befreiungsschlag zu sehen. Ich muss aber immer sehr genau abwägen, ob ich mir für einen kurzfristig positiven Effekt nicht doch langfristig negative Folgen ein handele. Die Einstellung des Zuschauers ist hier noch nicht greifbar. Und um den geht’s immer! Ich selbst finde übrigens schon Medienpartnerschaften eigenartig, bei der bestimmte Zeitungen bestimmte Konzerte gut finden müssen, weil Kooperationsverträge das nahelegen.
 

 
Sie machen seit fast zwei Jahrzehnten nicht-fiktionales Fernsehen. Wie schätzen Sie die derzeitige Belegung der Unterhaltungssendeplätze mit Doku-Formaten und Quasi-Dokumentarischen Inhalten ein? Ist das der Ausverkauf des Genres?

Das akademische Festhalten an den hohen und hehren Zielen des Dokumentarischen, die wir alle mal gelernt haben, bringt uns im Moment nicht weiter. Die Sender haben bei ihren Programmen finanzielle Engpässe zu meistern. Irgendwann war klar, dass journalistische Unterhaltung und Abfilmen von Leben das einzige sind, das man im Moment noch einigermaßen spannend und bezahlbar darbieten kann. Dafür hat es auch schon früher gute Beispiele gegeben. Die eigentliche Gefahr liegt doch darin, dass  funktionierende Formate von Nachahmern immer wieder weitergedreht werden. Und so kommt man irgendwann bei Auswüchsen an, die zu Recht abzulehnen sind. Dabei muss man sich aber eingestehen, dass alles aus demselben Schoß gekrochen ist. Das Problem liegt also nicht in einer Versündigung am Dokumentarischen. Das Genre verträgt es, wenn Dinge neu gesehen werden.

Herr Meyer, vielen Dank für das Gespräch.