Martin KrapfIst Ihre Stimmung heute besser oder schlechter als vor sechs Monaten, als die Krise ihren Lauf nahm?

Die Stimmung ist auf gar keinen Fall schlechter als sie vor sechs Monaten war. Unsicherheit ist in der Regel immer unangenehmer als eine fundierte Einschätzung, selbst wenn diese noch unangenehmer ist, als wir es uns vorher gedacht hatten. Es gibt uns mehr Handlungsfähigkeit, wenn wir wissen, wo wir stehen, als unsicher zu sein, wo es hingeht.

Das klingt vorsichtig optimistisch...
 
Es ist ja immer so. Wenn Sie in eine schwierige Zeit hineingehen, dann werden die Anzeichen zunächst verdrängt, keiner will es wahrhaben. Irgendwann werden die Zeichen erkannt, dann wird die Situation dramatisch überschätzt und erst danach kommen alle zu einer realistischen Sichtweise. Und für uns habe ich das Gefühl, dass wir da jetzt angekommen sind. So gesehen ist meine Stimmung heute besser als vor sechs Monaten. (lacht) Darf man sowas im Moment überhaupt sagen, was meinen Sie?

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Das müssen Sie entscheiden. Aber weil Sie eben von Sicherheit sprachen: Gibt es die denn? RTL Group-Chef Gerhard Zeiler hatte zuletzt ja auch erst wieder betont, dass sich für 2009 keine Prognose abgeben lässt...

Das ist doch auch schon mal eine Sicherheit. (lacht)

Ich merke, Sie sind Berufsoptimist.

Es gibt natürlich, um die Frage ernsthaft zu beantworten, wirklich eine gewisse Sicherheit, zumindest bei uns. Die Rahmenbedingungen können Sie nicht beeinflussen. Die Kunst in diesen Zeiten besteht darin, die Dinge zu ändern, auf die man Einfluss hat. Ich weiß natürlich vorher nicht immer, ob wir alles richtig machen, aber ich sehe, dass mancher da über das Ziel hinausschießt.
 

 
Das entspricht dem, was Ihre Chefin Anke Schäferkordt vor einiger Zeit schon forderte: Mehr über Werbewirkung und -qualität zu sprechen als über Rabatte.

Exakt.

Sind Rabatte in der Krise denn so verwerflich?

Rabatte sind per se nichts Schlechtes und können natürlich auch in Krisenzeiten gewährt werden. Das darf allerdings nicht dazu führen, dass Leistung massiv unter Wert verkauft wird.

Wie sieht ihre Bilanz nach den ersten drei Monaten 2009 aus?


Wie wir ins Jahr gestartet sind? Nun, sicher nicht so, dass wir uns vor lauter Begeisterung am Stuhl festbinden müssen. Das ist nicht gut angelaufen, gar kein Zweifel.

Und wie sieht Ihr Ausblick für das Jahr aus?


Egal, wie sich die Wirtschaftskrise entwickelt, wird es im Verlauf des Jahres einen statistischen Effekt geben, weil ja immer so schön mit dem Vorjahr verglichen wird. Es sieht besser aus, ohne dass es wirklich besser wird. Im Vorjahr haben wir Privaten den Sondereffekt der Fußball-Europameisterschaft gespürt, ohne die wird unser Juni in diesem Jahr zumindest besser aussehen.