Bora DagtekinEs hieß bei den ersten Staffeln, Sie haben auch manche selbst erlebte Story in der Serie verarbeitet. Ist das bei Staffel 3 auch noch so oder hat die Serie inzwischen ein Eigenleben entwickelt?

Ich schreibe nicht autobiografisch. Klar kenne ich die Ausländerproblematiken und weiß, was bestimmte Emotionen sind und in Stoffbesprechungen erzählt dann jeder, wie er sich das bei einer Figur vorstellt, aber im Grunde steuern wir Macher nur die Themen bei. Die Argumente, Reaktionen und Einsichten kommen aus den Figuren. Die haben nach 36 Folgen eine dicke Backstory und daraus resultierend ein Eigenleben bekommen.

Immer wieder tauchen in der Serie Seitenhiebe auf das Mediengeschehen auf. Ein persönliches Anliegen von Ihnen?


Nein, ich mag die Medien ganz gerne, ich arbeite ja für sie. Aber da TFA tonal von politischer Unkorrektheit geprägt ist, passt das einfach. Ich finde es peinlich, wenn im Fernsehen junge Menschen erzählt werden, aber keinen Bezug zur Popkultur haben. Natürlich lästert so jemand wie Lena über Britney Spears, oder eifert ein Cem 50Cent nach. Und natürlich macht es Spaß, als öffentlich rechtliches Produkt über Flachheit im Kabel Scherze zu machen. Dafür sind wir bei der ARD und haben 2 linksliberale Frauencharaktere im Cast. Und wenn wir Ausländerklischees entlarven, dann können wir doch die anderen Klischees gleich mit verarschen. Die ARD hat ja schließlich immer noch einen Bildungsauftrag. Den erfüllen wir gerne und mit einem Augenzwinkern.
 

 
Vom Bildungsauftrag der ARD mal kurz zu Ihrem zweiten Baby „Doctor‘s Diary“. Die RTL-Serie hat kürzlich den Deutschen Fernsehpreis und Deutschen Comedypreis gewonnen. Zwei neue Staffeln sind angekündigt. Wie geht‘s weiter?

Vor allem schnell. Wir wollen mit Doctor`s Diary in der zweiten Jahreshälfte wieder bei RTL auf dem Schirm sein und drehen ab Februar/März 09 die nächsten 8 Folgen.

Fühlen Sie sich im Genre von "Türkisch für Anfänger" und "Doctor's Diary" wohl oder drängt es Sie auch zu anderen Stoffen? Die klassische Schubladen-Frage also...?


Mit der UFA Cinema Produzentin Nina Maag machen Regisseur Christian Ditter und ich nächstes Jahr eine Actionkomödien-Adaption von Schillers „Die Räuber“ fürs Kino. Mehr Anspruch geht doch gar nicht. Aber die Serie wird immer meine größte Leidenschaft sein. Sowohl „Türkisch für Anfänger“, als auch „Doctor‘s Diary“ erzählen genre-übergreifend und passen damit in keine Schublade. Als Autor ist man aber eh relativ frei und wird selten auf ein Genre festgelegt. Aber selbst, wenn es so wäre - „Türkisch für Anfänger“ ist im Moment neben „Stromberg“ die einzige halbstündige deutsche Comedy-Serie. Man hat also relativ viel Platz in der Schublade und kann sich sehr großzügig einrichten.

Bitte vervollständigen Sie den Satz: Autoren in Deutschland sind...

…zu selten am Set.

Und eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: Wofür könnte das Kürzel DWDL Ihrer Meinung nach stehen?

Doris würde glauben, dass es eine neue Casting-Show mit Dieter Bohlen ist.