Herr Unterseer, erst kürzlich haben Sie die künftige Vermarktung der Turner-Sender angekündigt, heute gibt es schon wieder Neuigkeiten. Sie übernehmen die Vermarktung der Discovery-Sender. Wie kam der Deal zustande?
 
Die Gespräche dazu gab es schon recht lange. Nachdem ich die Premium Media Solutions im Januar übernommen habe, sind wir seit März gezielt in die Gespräche mit den nicht von Premiere produzierten Kanälen gegangen und freuen uns, dass wir nicht nur Turner Broadcasting System sondern jetzt auch ganz aktuell - und das können wir jetzt bestätigen - Discovery Networks überzeugen konnten, die Pay-TV Kanäle von uns vermarkten zu lassen.
 
Übernehmen Sie damit auch die Vermarktung des FreeTV-Senders Dmax?

 
Nein, wir konzentrieren uns zunächst weiter auf PayTV-Marken. Und das ist vorläufig spannende Herausforderung genug. Mit der Verpflichtung von Ariane Koehn haben wir uns eine weitere in der Branche geschätzte Vermarktungs-Expertin an Bord geholt und hier auf dem United Screening Day war die Resonanz auf die Vermarktung der Turner-Sender, die wir vor ja schon vor einigen Tagen bekannt gegeben hatten, bereits sehr gut. Das Gleiche erwarte ich bei den Discovery-Sendern.
 
Aber was kann Premium Media Solutions, was Turner und Discovery nicht selbst können?
 
Wir sind die Ersten gewesen, die PayTV erfolgreich vermarktet haben. Da war Premiere im PayTV-Segment nicht nur im Programm, sondern auch in der Vermarktung ganz vorne mit dabei. Und man muss PayTV grundsätzlich anders verkaufen als FreeTV. Da haben wir inzwischen wertvolles Wissen gesammelt, das anderen Sendern und Vermarktern so nicht zur Verfügung steht und meist auch dort die Personal-Ressourcen sprengen würde. Deswegen gehe ich davon aus, dass Discovery nicht der letzte Partner sein wird, den wir vermarkten werden.
 

 
 
Fürchten Sie Konkurrenz durch einen der beiden großen FreeTV-Vermarkter?
 
FreeTV-Vermarkter tun sich sehr schwer aus Ihrer gelernten TKP- und Reichweiten-Argumentation des Free TV’s, beim PayTV in eine Qualitäts-Argumentation zu gehen, die wir sehr stark nutzen.
 
Aber reicht diese Qualitäts-Argumentation Ihren Kunden wirklich? Es fällt auf, dass die fehlende Reichweitenmessung ein großes Problem für das PayTV darstellt...
 
Am Ende des Tages will natürlich jeder Kunde wissen, welche Leistung er für sein Geld kriegt. Das ist ganz logisch. Premiere hat deswegen auch ein eigenes Panel, welches dem der AGF ähnelt und mit diesen Zahlen gehen wir auch nach draußen auf den Markt. Die Zahlen sind inzwischen eine akzeptierte Größe. Und so können wir auch zu den Discovery-Sendern alle Daten liefern.
 
Christian UnterseerEiner der attraktivsten Inhalte, den sie vermarkten können, ist die Fußball-Bundesliga. Da müssen Sie sich allerdings beeilen: Ob Sie damit ab Sommer 2009 noch Geld verdienen können, ist noch nicht klar...
 
Sport ist in der Werbevermarktung, neben Fiction, für uns sicher mit der wichtigste Programmteil bei Premiere. Aber Sport bei Premiere ist ja deutlich mehr als die Bundesliga und im Notfall, auch die Situation gab es ja in der Vergangenheit, haben wir auch schon einige Monate ohne Bundesliga-Fußball gar nicht mal so schlecht überstanden. Aber erklärtes Ziel von Premiere und natürlich auch von uns als Vermarkter ist es, hochklassigen Bundesliga-Fußball auch ab kommendem Sommer anbieten zu können. Die aktuellen Entwicklungen stimmen mich da auch sehr optimistisch.
 
Ihr Markt wird mit der Vermarktung der Discovery-Sender immer überschaubarer. Einziger Wettbewerber in der PayTV-Vermarktung mehrerer Senderangebote ist noch Das Vierte Media...
 
Das ist richtig. Viele andere haben es probiert und nicht geschafft. Einige haben sich bereits dafür entschieden von unserer Spitzenstellung unter den Pay-TV Vermarktern zu profitieren und sich durch uns vermarkten zu lassen. Was auf Publikumsseite gilt, gilt auch auf Vermarktungsseite: Premiere ist die erste Adresse im Pay-TV und damit auch ein wichtiges Zugpferd für die Vermarktung.
 
Bei der es kürzlich einen Führungswechsel gab - und noch unklar ist, in welche Richtung der neue Vorstandsvorsitzende Mark Williams gehen will. Was erwarten Sie?
 
Für uns hat es zunächst mal keine Auswirkungen, weil wir ein unabhängiges Unternehmen sind und sich an den Programmen, die wir derzeit vermarkten, nichts Grundlegendes ändert. Wir sind aber gespannt auf den Kurs des neuen CEO.
 
Ein Thema muss ich jetzt einfach nochmal anschneiden: Immer wieder habe ich auch heute auf dem USD bei Gesprächen "Premiere Media Solutions" gehört. Wie oft kommt es noch zu dieser Verwechslung von Premiere und Premium?
 
Also bei mir gab es die nie (lacht). Ich habe viel Geld für das Unternehmen bezahlt. Glauben Sie mir, da merkt man sich den Namen gut. Aber mit der Vermarktung von Turner und Discovery sehen Sie ja, welche Idee dahinter stand, eben nicht den Namen Premiere Media Solutions zu wählen.
 
Wie sehen Sie abschließend die aktuelle Entwicklung des PayTV-Marktes im kommenden Jahr?

 
Der PayTV-Bereich wird schneller wachsen als bisher. Wir erleben derzeit zahlreiche Neustarts namhafter Pay-TV Sender. Dies wird der Gattung PayTV zusätzlichen Schub geben. Einige sind auch schon für 2009 angekündigt. Und sollte Premiere noch exklusivere Bundesliga-Rechte erhalten, wird auch das noch einmal die Bedeutung von PayTV verstärken. Derzeit haben bereits über 15 Prozent aller Fernsehhaushalte PayTV-Angebote abonniert. Schnell wird die Marke von 20 oder 25 Prozent geknackt sein und dann kommt in der Media-Planung niemand mehr am PayTV vorbei.