Man hat in den vergangenen Monaten den Eindruck bekommen, es ginge beim Rundfunkänderungsstaatsvertrag eigentlich nur um die Internetfrage. Ist das tatsächlich Ihr Kernthema?
In der öffentlichen Wahrnehmung hat dieser umstrittene Kern des Rundfunkänderungsstaatsvertrag eine zentrale Rolle eingenommen, aber die Internet-Diskussion ist natürlich nur ein Aspekt neben vielen anderen, die immer auch mit dem Programm zu tun haben. Deshalb geht es in diesen Debatten um sehr viel mehr als nur um Übertragungstechnik. Es geht um die Substanz und um die Verfügbarkeit unserer Inhalte in einer Zeit, die von einer radikalen Veränderung des Zuschauerverhaltens geprägt ist, gerade auch bei den jüngeren Generationen. Wenn, wie mein BBC-Kollege Mark Thompson schon vor zwei Jahren gesagt hat, die Zukunft des Fernsehens „on demand“ sein wird, dann zeigt das, wie wichtig die Präsenz von Abrufangeboten künftig werden wird.
Glauben Sie etwa nicht mehr an lineares Fernsehen? Das ist gerade schwer vorstellbar...
Es wird noch lange lineares Fernsehen geben, aber die Bedeutung der linearen Ausstrahlung wird durch Abrufangebote zunehmend relativiert. Gerade als öffentlich-rechtlicher Sender müssen wir das breite Publikum erreichen. Bei den Jüngeren geht das nicht mehr ohne ein attraktives Onlineangebot. Und es wird, in nicht allzu ferner Zukunft, die Zeit kommen, in der die Mediathek neben dem linearen Fernsehen ganz selbstverständlich mit der Fernbedienung vom Sofa ausgewählt wird. Das geht mit entsprechenden Boxen jetzt schon, wie wir auf der IFA zeigen.
Wo Sie die ZDF Mediathek ansprechen. Damit waren Sie vielen Privatsendern und selbst der ARD voraus. Verschärft diese Vorreiterrolle die Diskussion mit z.B. den Privaten noch einmal zusätzlich?
Wir müssen und wollen auch Pionier sein. Wir waren der Motor bei DVB-T, wir waren die ersten, die auf 16:9 umgestellt haben, wir waren vorne dabei mit unseren Digitalsendern und wir haben großen Wert auf eine nutzerfreundliche Ausgestaltung der Mediathek gelegt. Auf die Leistungen meiner Kolleginnen und Kollegin bin ich sehr stolz. Wir sind es, die zusammen mit der ARD jetzt auch HD voranbringen, auch wenn wir pünktlich zur Funkausstellung vom Elektronik-Handel attackiert werden, weil es der Branche wieder einmal nicht schnell genug gehen kann.
Nun, bei HDTV sind Sie aber in der Tat nicht vorne mit dabei: Premiere und Discovery Networks senden seit über zweieinhalb Jahren...
Das ist aber auch Pay-TV, mit einer nicht vergleichbaren Struktur. Die senden in HD produzierte Spielfilme und Dokumentationen mit ständigen Wiederholungen. Ein Vollprogramm mit einem hohen Informationsanteil, vielen Nachrichten- und Magazinsendungen etwa braucht dafür viel länger. Denn die gesamte Produktionslandschaft muss komplett neu gebaut werden. Das kostet viel und geht deshalb nur im Rahmen der ohnehin stattfindenden Neuanschaffungen von Technik. Im Moment stehen in Deutschland etwa 550.000 Set-Top-Boxen die auch in der Lage sind, HD-Signale zu empfangen. Bei 36 Millionen Haushalten ein verschwindend geringer Prozentsatz von knapp 1,5 Prozent, der allenfalls für den PayTV-Sektor attraktiv sein mag. Das hat ProSiebenSat.1 mit seiner spektakulären HD-Peinlichkeit erfahren. Ein Beleg dafür, dass wir uns richtig verhalten haben. Dort wurde viel zu früh auf etwas gesetzt, was von viel zu wenigen genutzt werden konnte. Wir hätten die notwendigen Investitionen in die Programm-Produktion in HD für eine nur so geringe technische Reichweite niemals rechtfertigen können. Wir lassen uns nicht treiben, sondern planen die Zukunft sorgfältig. Im Rahmen unserer HDTV-Roadmap haben wir den Start der regulären HD-Ausstrahlung unserer Hauptprogramme zusammen mit der ARD auf Februar 2010 mit den Olympischen Spielen in Vancouver festgelegt. Schon in weniger als einem Jahr werden wir zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft den Testbetrieb im HD-Standart aufnehmen und bis Vancouver fortführen.
Wobei Sie die Leichtathletik-WM als Host Broadcaster für den internationalen Markt wohl ohnehin in HDTV produzieren müssten oder?
Nicht unbedingt. Ein HD-Signal ist derzeit nur bei Fußball-Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen Norm.
Kommen wir nochmal kurz zur Mediathek...
... mit der wir dem Zuschauer die Zeitsouveränität anbieten, die wir ihm im linearen Fernsehen abnehmen. Das ist für den Zuschauer ein Gewinn, aber für uns kein Verlust.
Es ist also für Fernsehmacher kein Bedeutungsverlust, wenn der Zuschauer sich nicht mehr an das halten muss, was programmiert wurde?
Der Kern unserer Arbeit ist der Content. Wann diese Inhalte abgeholt werden, entscheidet der Nutzer. Das lineare Programm ist ein Vorschlag, den der Zuschauer annehmen kann oder er wählt seine eigene Zeit. Unser Ziel ist es, dass er sich für unsere Inhalte entscheidet - auf welchem Weg auch immer. Die Souveränität, die wir dem Zuschauer damit in die Hand geben, mindert unsere Autorität nicht. Der Zuschauer hat außerdem schon lange mit der Fernbedienung ein kraftvolles Herrschaftsinstrument.
Sie haben vorhin auch schon mal die digitalen Spartenkanäle angesprochen. Da haben Sie große Pläne mit dem ZDF Dokukanal und wollen daraus ein familienorientiertes Vollprogramm machen. Sie legen sich gerne mit den Privaten an, oder?
(lacht) ... die Auseinandersetzung mit den Privaten gehört schon auch zu meinem Geschäft. Es gibt dort immer noch eine psychologische Schockreaktion auf die Tatsache, dass aus der starken Position der Privaten in den 90er Jahren inzwischen ein permanenter dritter und vierter Platz geworden ist.
In der öffentlichen Wahrnehmung hat dieser umstrittene Kern des Rundfunkänderungsstaatsvertrag eine zentrale Rolle eingenommen, aber die Internet-Diskussion ist natürlich nur ein Aspekt neben vielen anderen, die immer auch mit dem Programm zu tun haben. Deshalb geht es in diesen Debatten um sehr viel mehr als nur um Übertragungstechnik. Es geht um die Substanz und um die Verfügbarkeit unserer Inhalte in einer Zeit, die von einer radikalen Veränderung des Zuschauerverhaltens geprägt ist, gerade auch bei den jüngeren Generationen. Wenn, wie mein BBC-Kollege Mark Thompson schon vor zwei Jahren gesagt hat, die Zukunft des Fernsehens „on demand“ sein wird, dann zeigt das, wie wichtig die Präsenz von Abrufangeboten künftig werden wird.
Glauben Sie etwa nicht mehr an lineares Fernsehen? Das ist gerade schwer vorstellbar...
Es wird noch lange lineares Fernsehen geben, aber die Bedeutung der linearen Ausstrahlung wird durch Abrufangebote zunehmend relativiert. Gerade als öffentlich-rechtlicher Sender müssen wir das breite Publikum erreichen. Bei den Jüngeren geht das nicht mehr ohne ein attraktives Onlineangebot. Und es wird, in nicht allzu ferner Zukunft, die Zeit kommen, in der die Mediathek neben dem linearen Fernsehen ganz selbstverständlich mit der Fernbedienung vom Sofa ausgewählt wird. Das geht mit entsprechenden Boxen jetzt schon, wie wir auf der IFA zeigen.
Wo Sie die ZDF Mediathek ansprechen. Damit waren Sie vielen Privatsendern und selbst der ARD voraus. Verschärft diese Vorreiterrolle die Diskussion mit z.B. den Privaten noch einmal zusätzlich?
Wir müssen und wollen auch Pionier sein. Wir waren der Motor bei DVB-T, wir waren die ersten, die auf 16:9 umgestellt haben, wir waren vorne dabei mit unseren Digitalsendern und wir haben großen Wert auf eine nutzerfreundliche Ausgestaltung der Mediathek gelegt. Auf die Leistungen meiner Kolleginnen und Kollegin bin ich sehr stolz. Wir sind es, die zusammen mit der ARD jetzt auch HD voranbringen, auch wenn wir pünktlich zur Funkausstellung vom Elektronik-Handel attackiert werden, weil es der Branche wieder einmal nicht schnell genug gehen kann.
Nun, bei HDTV sind Sie aber in der Tat nicht vorne mit dabei: Premiere und Discovery Networks senden seit über zweieinhalb Jahren...
Das ist aber auch Pay-TV, mit einer nicht vergleichbaren Struktur. Die senden in HD produzierte Spielfilme und Dokumentationen mit ständigen Wiederholungen. Ein Vollprogramm mit einem hohen Informationsanteil, vielen Nachrichten- und Magazinsendungen etwa braucht dafür viel länger. Denn die gesamte Produktionslandschaft muss komplett neu gebaut werden. Das kostet viel und geht deshalb nur im Rahmen der ohnehin stattfindenden Neuanschaffungen von Technik. Im Moment stehen in Deutschland etwa 550.000 Set-Top-Boxen die auch in der Lage sind, HD-Signale zu empfangen. Bei 36 Millionen Haushalten ein verschwindend geringer Prozentsatz von knapp 1,5 Prozent, der allenfalls für den PayTV-Sektor attraktiv sein mag. Das hat ProSiebenSat.1 mit seiner spektakulären HD-Peinlichkeit erfahren. Ein Beleg dafür, dass wir uns richtig verhalten haben. Dort wurde viel zu früh auf etwas gesetzt, was von viel zu wenigen genutzt werden konnte. Wir hätten die notwendigen Investitionen in die Programm-Produktion in HD für eine nur so geringe technische Reichweite niemals rechtfertigen können. Wir lassen uns nicht treiben, sondern planen die Zukunft sorgfältig. Im Rahmen unserer HDTV-Roadmap haben wir den Start der regulären HD-Ausstrahlung unserer Hauptprogramme zusammen mit der ARD auf Februar 2010 mit den Olympischen Spielen in Vancouver festgelegt. Schon in weniger als einem Jahr werden wir zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft den Testbetrieb im HD-Standart aufnehmen und bis Vancouver fortführen.
Wobei Sie die Leichtathletik-WM als Host Broadcaster für den internationalen Markt wohl ohnehin in HDTV produzieren müssten oder?
Nicht unbedingt. Ein HD-Signal ist derzeit nur bei Fußball-Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen Norm.
Kommen wir nochmal kurz zur Mediathek...
... mit der wir dem Zuschauer die Zeitsouveränität anbieten, die wir ihm im linearen Fernsehen abnehmen. Das ist für den Zuschauer ein Gewinn, aber für uns kein Verlust.
Es ist also für Fernsehmacher kein Bedeutungsverlust, wenn der Zuschauer sich nicht mehr an das halten muss, was programmiert wurde?
Der Kern unserer Arbeit ist der Content. Wann diese Inhalte abgeholt werden, entscheidet der Nutzer. Das lineare Programm ist ein Vorschlag, den der Zuschauer annehmen kann oder er wählt seine eigene Zeit. Unser Ziel ist es, dass er sich für unsere Inhalte entscheidet - auf welchem Weg auch immer. Die Souveränität, die wir dem Zuschauer damit in die Hand geben, mindert unsere Autorität nicht. Der Zuschauer hat außerdem schon lange mit der Fernbedienung ein kraftvolles Herrschaftsinstrument.
Sie haben vorhin auch schon mal die digitalen Spartenkanäle angesprochen. Da haben Sie große Pläne mit dem ZDF Dokukanal und wollen daraus ein familienorientiertes Vollprogramm machen. Sie legen sich gerne mit den Privaten an, oder?
(lacht) ... die Auseinandersetzung mit den Privaten gehört schon auch zu meinem Geschäft. Es gibt dort immer noch eine psychologische Schockreaktion auf die Tatsache, dass aus der starken Position der Privaten in den 90er Jahren inzwischen ein permanenter dritter und vierter Platz geworden ist.