Foto: Tele 5Herr Blasberg, seit Anfang des Jahres sind Sie als Geschäftsführer bei Tele 5 im Amt. In welchem Zustand haben Sie den Sender übernommen?

Uns geht es gut und wir haben Rückenwind. Wir sind das einzige Fernsehunternehmen in Deutschland, das jeden Morgen sagen kann, uns geht es heute besser als gestern.

Das sagen andere – auch größere Mitbewerber – ebenfalls von sich.

Wir empfinden das aber auch wirklich so! Ich möchte erreichen, dass alle Menschen – egal ob Zuschauer oder Geschäftspartner – sagen, dass wir besser geworden sind. Das ist mehr ein Gefühl als eine Rationalität.

Wie wollen Sie dieses Gefühl schaffen?

Wir haben vor rund zwei Jahren angefangen, ein verlässliches Angebot zu erstellen. Als Spielfilmsender mit einem sehr heterogenen Angebot, das nicht für den Sender selbst erstellt worden ist, müssen wir Inhalte subsumieren. Daher arbeiten wir mit unserer Haltung „Wir lieben Kino“ und Programm-Labels wie „Meisterwerke“ und „Fünf Sterne Kino". Mit „Talk of Fame“ haben wir jetzt ein drittes Label aufgemacht, weil wir nun drei Sender-Gesichter haben, die man darunter zusammenfassen kann.
 


Welche neuen Akzente sind im laufenden Jahr noch zu erwarten?

In diesem Jahr werden wir mehr deutsche Erstausstrahlungen haben, als im letzten Jahr. Gleichzeitig wird unsere Programmware jünger, frischer, neuer. In diesem Jahr haben wir rund zwanzig Free-TV-Premieren! Das ist ein klares Investment unseres Gesellschafters, der Tele München Gruppe.

Und wie wird es beim Wachstum aussehen?


Wir werden keine großen Sprünge machen, sondern langsam wachsen, wie auch schon in den Jahren zuvor. Letztlich muss man sehen: Wer von 0,3 Prozent im Sommer 2005 kommt und bei 1 Prozent im April 2008 steht – da braucht man keinen Taschenrechner um zu erkennen, wo es hingeht.

Als Spielfilmsender ist Ihnen beim Marktanteil aber eine natürliche Grenze gesetzt. Wo sehen Sie die?


Eine Grenze gibt es nicht, weil für uns der Marktanteil keine Bedeutung hat. Dem Zuschauer ist es egal. Der findet das Programm entweder gut oder schlecht und interessiert sich nicht für Marktanteile.

Die Werbetreibenden sehen das in der Regel aber anders.


Der Werbemarkt kauft Köpfe und keine Marktanteile. Das ist eher ein Vergleichsmodus der Sender untereinander. Ich weiß nicht, warum es den gibt, aber er ist da. Ich lasse mich an so etwas nicht messen. Wichtig ist, dass die Bedeutung des Senders da ist, dass man ein wichtiger Partner in den Werbeplänen ist und dass die Menschen glauben, dass wir immer besser werden.

Das messen die Werbetreibenden aber auch mit der harten Währung des Tausenderkontaktpreises
.

Es gibt mehrere Aspekte, die einen Werbetreibenden bewegen. Es ist auch eine Stimmung, die er aufnimmt, weil auch der Werbetreibende nicht nur rational ist. Er sucht Verlässlichkeit und Qualität im Programmumfeld. Da wir uns steigern und auch nur unsere tatsächliche Reichweite abrechnen, sind wir ein verlässlicher Partner.
 
Ihr Vorgänger als Geschäftsführer Ludwig Bauer hat im vergangenen Jahr einen Marktanteil von bis zu 3,5 Prozent in der Zeit bis spätestens 2010 prognostiziert. Hat er damit Recht?

Da Ludwig Bauer ein sehr erfahrener Fernsehmanager ist, kann man seine Prognose, schon ernst nehmen. Ich selbst bin kein Freund von solchen Ankündigungen. Wenn ich vor ein paar Jahren behauptet hätte, dass es bald vier neue Free-TV-Sender geben wird, die vom Markt fünf Prozent Marktanteil wegnehmen, hätte man mich doch auch für verrückt erklärt. Als wir angefangen haben, lautete unser Motto: „1.000 Spielfilme im Jahr. Besser geht's nicht“. Heute - zweieinhalb Jahre später - haben wir 2.500 im Jahr. Zahlen können schnell hinfällig sein.