Themenwechsel: Herr Froberg, was halten sie davon, wenn sich ein Sender Live-Übertragungsrechte sichert, ohne eine eigene Sportredaktion zu haben? Aktuellstes Beispiel war die Tour de France....
Sven Froberg: Darüber habe ich auch schon nachgedacht (lacht). Dass man auf die Kollegen von N24 zurückgegriffen hat, hat Sinn gemacht. Eine eigene Sportredaktion brauchte man bei Sat.1 ja nicht mehr, als man sich vor zwei Jahren von der Champions League getrennt hat. Mich hat aber überrascht, wie schnell die N24-Sportredaktion zu einem Team von Radsport-Experten wurde. Wenn man innerhalb weniger Stunden ein Live-Recht erwirbt und direkt auf Sendung gehen muss - da bleibt aber auch nicht viel Zeit, sich in die Materie einzuarbeiten. Ab dem zweiten Tag klappte es dann aber schon ganz gut.
Wie hätte eigentlich das DSF reagiert, wenn man die Tour de France-Rechte gehabt hätte und dann Doping-Fälle auftauchen? Können Sie die Entscheidung von ARD und ZDF nachvollziehen?
Sven Froberg: Spannende Frage (überlegt). Ich glaube, man sollte dem Zuschauer das erworbene Live-Recht am Ende nicht vorenthalten. Insbesondere nicht ARD und ZDF vor dem Hintergrund, dass der Gebührenzahler für diese Rechte gezahlt hat. Die Entscheidung, ob man den Sport noch unterstützt oder nicht, sollte beim Zuschauer und seinem Willen zum Einschalten liegen.
Torsten Haux: Das war die Kröte, die ARD und ZDF schlucken mussten, wenn man vorher ankündigt, im Ernstfall abzubrechen. Natürlich ist die Tour de France grundsätzlich auch für das DSF ein sehr attraktives Live-Recht. In der Kurzfristigkeit und mit dem finanziellen Risiko der Parallel-Übertragung auf Eurosport kam es für uns nicht in Frage, einzusteigen. Würden sich ARD und ZDF aber dauerhaft aus einer großen Sportart wie dem Radsport zurückziehen, würde es für uns zu einem Thema, über das man nachdenken kann.
Ein Vorwurf gegen ARD und ZDF war die unkritische Haltung gegenüber dem Radsport in früheren Jahren. Ist die Kumpanei generell ein Problem des Sportjournalismus?
Sven Froberg: Bei der Tour de France ist das heikel gewesen, weil Jan Ullrich eine kleine Eins auf dem Trikot hatte. Das führt zu dem Vorwurf, dass der Sender sich gemein macht mit der Sache - und sich damit zwangsläufig das Verhältnis zwischen Berichterstattern und Handelnden ändert. Trotzdem war die journalistische Sorgfaltspflicht sicherlich schon gegeben. Die Kollegen müssen sich aber fragen, wieso man vom Doping in der Zeit nichts mitbekommen hat.
Wie gefährlich ist das Duzen im Sportjournalismus?
Sven Froberg: Interessante Frage. Beim DSF will ich das "Du" nicht sehen, weil ich darin eine zu große Nähe sehe. Kumpeljournalismus muss verhindert werden. Ausnehmen sollte man aus dieser Argumentation allerdings Reporter- und Moderationslegenden wie z.B. Gerd Rubenbauer, den ich neulich bei einer Veranstaltung erlebt habe. Wenn der Siezen würde, käme einem das komisch vor - wobei es bei der Veranstaltung auch nur um Unterhaltung ging. Aber im Alltagsgeschäft und unter journalistischen Aspekten kann ich keine Kumpanei tolerieren; da hat das "Du" nichts zu suchen. Es gibt ja die elegante Lösung aus Vorname und Siezen.
Auch wenn DSF-Experten ehemalige Kollegen interviewen?
Sven Froberg: Bei unseren Experten wie Thomas Helmer ist es vielleicht auch etwas anders. Wenn der auf Mehmet Scholl trifft und mit ihm spricht, dann sollte man das Duzen nicht verteufeln. Denn ganz offensichtlich kennen sich beide schon seit Jahren. Aber da reden wir über ein Personalityformat und keinen klassischen Spielfeldrand- bzw. Nachrichtenjournalismus.
Kommen wir zurück zum Sender. Auf Ihrer Website steht, das DSF sei "einer der profilstärksten Fernsehsender Deutschlands". Sexy Clips und Call In-Formate können damit aber ganz offenbar nicht gemeint sein...
Torsten Haux: Sport allein lässt sich nicht refinanzieren. Würden wir die "Sexy Clips" und Call In-Formate absetzen, könnten wir - abgesehen von den zusätzlichen Kosten bzw. fehlenden Einnahmen - in den Randzeiten auch keinen Sport zeigen, weil es da nichts zu zeigen gibt. Zumindest live. Am Ende des Tages will man auf der einen Seite ein klares Profil und eine hohe Quote, aber auf der anderen Seite auch einen positiven Deckungsbeitrag. Um hier ganz strikt zu trennen, gilt unser Kernzeiten-Versprechen. Werktags von 17.30 bis 23.00 Uhr und am Wochenende von 9.00 bis 23.00 Uhr zeigt das DSF ausschließlich Sport und männeraffines Programm wie beispielsweise Motor-Magazine.
Sven Froberg: Darüber habe ich auch schon nachgedacht (lacht). Dass man auf die Kollegen von N24 zurückgegriffen hat, hat Sinn gemacht. Eine eigene Sportredaktion brauchte man bei Sat.1 ja nicht mehr, als man sich vor zwei Jahren von der Champions League getrennt hat. Mich hat aber überrascht, wie schnell die N24-Sportredaktion zu einem Team von Radsport-Experten wurde. Wenn man innerhalb weniger Stunden ein Live-Recht erwirbt und direkt auf Sendung gehen muss - da bleibt aber auch nicht viel Zeit, sich in die Materie einzuarbeiten. Ab dem zweiten Tag klappte es dann aber schon ganz gut.
Wie hätte eigentlich das DSF reagiert, wenn man die Tour de France-Rechte gehabt hätte und dann Doping-Fälle auftauchen? Können Sie die Entscheidung von ARD und ZDF nachvollziehen?
Sven Froberg: Spannende Frage (überlegt). Ich glaube, man sollte dem Zuschauer das erworbene Live-Recht am Ende nicht vorenthalten. Insbesondere nicht ARD und ZDF vor dem Hintergrund, dass der Gebührenzahler für diese Rechte gezahlt hat. Die Entscheidung, ob man den Sport noch unterstützt oder nicht, sollte beim Zuschauer und seinem Willen zum Einschalten liegen.
Torsten Haux: Das war die Kröte, die ARD und ZDF schlucken mussten, wenn man vorher ankündigt, im Ernstfall abzubrechen. Natürlich ist die Tour de France grundsätzlich auch für das DSF ein sehr attraktives Live-Recht. In der Kurzfristigkeit und mit dem finanziellen Risiko der Parallel-Übertragung auf Eurosport kam es für uns nicht in Frage, einzusteigen. Würden sich ARD und ZDF aber dauerhaft aus einer großen Sportart wie dem Radsport zurückziehen, würde es für uns zu einem Thema, über das man nachdenken kann.
Ein Vorwurf gegen ARD und ZDF war die unkritische Haltung gegenüber dem Radsport in früheren Jahren. Ist die Kumpanei generell ein Problem des Sportjournalismus?
Sven Froberg: Bei der Tour de France ist das heikel gewesen, weil Jan Ullrich eine kleine Eins auf dem Trikot hatte. Das führt zu dem Vorwurf, dass der Sender sich gemein macht mit der Sache - und sich damit zwangsläufig das Verhältnis zwischen Berichterstattern und Handelnden ändert. Trotzdem war die journalistische Sorgfaltspflicht sicherlich schon gegeben. Die Kollegen müssen sich aber fragen, wieso man vom Doping in der Zeit nichts mitbekommen hat.
Wie gefährlich ist das Duzen im Sportjournalismus?
Sven Froberg: Interessante Frage. Beim DSF will ich das "Du" nicht sehen, weil ich darin eine zu große Nähe sehe. Kumpeljournalismus muss verhindert werden. Ausnehmen sollte man aus dieser Argumentation allerdings Reporter- und Moderationslegenden wie z.B. Gerd Rubenbauer, den ich neulich bei einer Veranstaltung erlebt habe. Wenn der Siezen würde, käme einem das komisch vor - wobei es bei der Veranstaltung auch nur um Unterhaltung ging. Aber im Alltagsgeschäft und unter journalistischen Aspekten kann ich keine Kumpanei tolerieren; da hat das "Du" nichts zu suchen. Es gibt ja die elegante Lösung aus Vorname und Siezen.
Auch wenn DSF-Experten ehemalige Kollegen interviewen?
Sven Froberg: Bei unseren Experten wie Thomas Helmer ist es vielleicht auch etwas anders. Wenn der auf Mehmet Scholl trifft und mit ihm spricht, dann sollte man das Duzen nicht verteufeln. Denn ganz offensichtlich kennen sich beide schon seit Jahren. Aber da reden wir über ein Personalityformat und keinen klassischen Spielfeldrand- bzw. Nachrichtenjournalismus.
Kommen wir zurück zum Sender. Auf Ihrer Website steht, das DSF sei "einer der profilstärksten Fernsehsender Deutschlands". Sexy Clips und Call In-Formate können damit aber ganz offenbar nicht gemeint sein...
Torsten Haux: Sport allein lässt sich nicht refinanzieren. Würden wir die "Sexy Clips" und Call In-Formate absetzen, könnten wir - abgesehen von den zusätzlichen Kosten bzw. fehlenden Einnahmen - in den Randzeiten auch keinen Sport zeigen, weil es da nichts zu zeigen gibt. Zumindest live. Am Ende des Tages will man auf der einen Seite ein klares Profil und eine hohe Quote, aber auf der anderen Seite auch einen positiven Deckungsbeitrag. Um hier ganz strikt zu trennen, gilt unser Kernzeiten-Versprechen. Werktags von 17.30 bis 23.00 Uhr und am Wochenende von 9.00 bis 23.00 Uhr zeigt das DSF ausschließlich Sport und männeraffines Programm wie beispielsweise Motor-Magazine.
Jetzt wirft Dmax seit knapp einem Jahr aber die Frage auf: Kann man nicht doch ohne Call In und Sexy Clips ein männeraffines Programm auch in den Randzeiten erstellen?
Torsten Haux: Ich habe keinen Einblick in das Geschäftsmodell von Dmax. Insofern kann ich das letztendlich nicht beurteilen. Aus meiner Erfahrung beim DSF heraus weiß ich allerdings, dass sich in der Daytime allein durch Werbung oder gelegentliches Sponsoring bei einer so speziellen, damit aber geringeren Zielgruppe, kein positiver Deckungsbeitrag erwirtschaften lässt.
Wie viel Sport steckt eigentlich im Pokerspiel?
Torsten Haux: Poker setzt auf Strategie und Konzentration. Bei einem nationalen oder internationalen Turnier muss man langes Steh- und Durchhaltevermögen beweisen, den Gegner einschätzen und Chancen und Strategien erkennen. Das ist das, was Poker ausmacht und auch Spannung transportiert.
Abgesehen von der Spannung würde das alles auch auf Schach zutreffen...
Torsten Haux: Wir haben Poker in einem größeren British Sports-Paket, das wir vor zwei Jahren u.a. mit Darts und Billard erworben haben, entdeckt. Wir waren davon überzeugt und haben von Anfang an festgestellt, dass es exzellent funktioniert. Wir erreichen damit eine sehr junge Zielgruppe. Inzwischen gehen wir in die zweite Saison, haben viele Optimierungen und Verbesserungen gemacht. Poker ist auch ein Beispiel dafür, wie das DSF ein Thema erkennt, etabliert und weiter entwickelt. Wir haben für die zweite Saison die besten Rechte, die es auf dem Markt gibt: Die World Series of Poker, die Premier League Poker oder High Stakes Poker, ein erfolgreiches Format aus den USA. Es gilt dabei, die richtigen Rechte einzukaufen. Denn der Poker-Zuschauer kann unterscheiden, was gutes und was schlechtes Poker ist. Das merken wir auch an unseren Reichweiten.
Woran will sich das DSF am Ende der TV- und Bundesliga-Saison messen lassen?
Torsten Haux: Es gibt profane quantitative Ziele. Ich freue mich über alles, was über 1,1 Prozent bei Z3+ und 2,2 Prozent bei den 14- bis 49-jährigen Männern liegt. Qualitativ wollen wir natürlich Sport- und Männer-Unterhaltung im DSF mit neuen Formaten und Rechten ausbauen.
Sven Froberg: Mir ist es wichtig, dass wir dem Zuschauer erstklassige Live-Formate bieten. Dass er sich aufgrund der sportlichen Kompetenz und Professionalität beim DSF richtig gut informiert fühlt. Wir wollen unseren eigenen Formaten inhaltlich mehr Profil und ein Gesicht geben. In Form eines neuen Sonntagabends, mit stündlichen Kurznachrichten oder einer umfangreicheren Handball-Berichterstattung.