Frau Zietlow, im Dschungel glauben inzwischen manche Kandidaten zu wissen, wie man das Spiel spielen muss. Gibt es eine Formel, um „Die Verräter“ zu gewinnen?

Es gibt einen ganz großen Unterschied. Im Dschungel gibt es Leute, die spielen eine Rolle und machen Drama, weil das Publikum zuhause entscheidet, wer drin bleibt. Es ist ja kein Geheimnis, was ich von Reality-Persönlichkeiten, die für Sendezeit alles tun, halte. Das nervt manchmal. Bei „Die Verräter“ kann niemand sein Ding durchziehen, weil sich Dynamiken so schnell verändern und man ständig auf das Spiel der anderen Spieler reagieren muss. Ich glaube nicht, dass man den Dreh raus haben kann, um hier sicher durchzukommen. Wer erst einmal unschuldig verdächtigt wird… Selbst wir, die Produktion, sind bei jeder Staffel sehr gespannt und oft überrascht. Wir beobachten alle zusammen ein Experiment.

Aber es gibt immer mal wieder überraschende Regeländerungen und besondere Bedingungen? Ein paar Stellschrauben gibt es…

Ja, weil Traditionen sonst einfach zu berechenbar sind. Aber das sind alles Variationen aus dem Regelbuch des Formats. Mit denen spielen wir.

Die „Verräter“ werden oft gefragt, wie schwer es ist, das Geheimnis zu bewahren. Sie sind als Hausherrin ja ebenso eingeweiht. Wie schwer fällt es, sich nichts anmerken zu lassen?

Genau das macht für mich den totalen Reiz aus - in meiner Rolle die Oberhand zu haben. Ich bin ja die Allwissende und sehe in viele ahnungslose Gesichter. Ich muss mich da nicht anstrengen, weil es eine diebische Freude macht, dieses Geheimnis zu bewahren. Und es ist ja hier nicht so, dass ich irgendwelche Sprüche raushaue. Nein, bei „Die Verräter“ ist das moderat und neutral.

Die Verräter Staffel 3 © RTL / Stefan Gregorowius

Wenn Sie beim Frühstück das Porträt eines ausgeschiedenen Kandidaten in die Ecke pfeffern, wirkt das alles andere als moderat.

(lacht) Das ist meine Aufgabe. Ich habe übrigens in der ersten Staffel noch ein anderes Porträt weggeworfen. Aber das wurde rausgeschnitten, weil es zu despektierlich wirken könnte. Wurde mir gesagt.

Och, als Schlossherrin ein strenges Regiment zu führen; das hat ja im Grunde ihre britische Kollegin Claudia Winkleman vorgemacht.

Und ich liebe Claudia Winkleman! Ich könnte das immer wieder schauen. Sie mit dem britischen Akzent, so ganz besonders betont. Da denk ich mir: Mensch, warum kann ich das nicht auf englisch machen? (lacht) Überhaupt, die britische Version!

Sie haben mehrere andere internationale Fassungen der Show gesehen. Die britische gefällt Ihnen also am besten?

Ja, mit großem Abstand. Dieses Schloss in Schottland! Stephan Schmitter hat zu mir gesagt: „Mach es zum Erfolg - und wir schicken Euch nach Schottland!“ Jetzt ist es bisher noch nicht der große Erfolg geworden, weil die Leute vielleicht unter Reality auch einfach etwas anderes erwarten und wir nicht typisch für das Genre sind. Klar, es wird gestritten und diskutiert, aber ich finde es erfrischend, mal eine gewisse Diskussionskultur zu sehen. Vielleicht das ist für manchen zu viel. Das müssen wir mit der dritten Staffel jetzt ändern!

Das Format wird oft als Reality bezeichnet. Hat auch in der Kategorie den Deutschen Fernsehpreis gewonnen. Fühlen Sie sich wohl mit dieser Kategorisierung?

Ich finde Reality eigentlich nicht passend. Wir filmen ja nicht auf den Zimmern der Kandidaten. Wir filmen ein Psycho-Spiel, vielleicht ist es auch ein Krimi-Spiel? Es ist Krimi mit anständigen Menschen, die auch anständig miteinander umgehen. Über die Auszeichnung habe ich mich trotzdem gefreut, besonders für unser Team, auch wenn ich selbst so mein Thema habe mit dem Deutschen Fernsehpreis.

Die Verräter Staffel 3 © RTL

Zurück zum Format. Sie küren ja die Verräter. Sympathisiert man dann eher mit denen, die man auserwählt hat als mit den Loyalen?

Ich liebe es einfach, wenn gut gespielt wird und dann ganz egal auf welcher Seite. Mal ist es der Plan der Verräter, dem man die Daumen drückt, aber wenn die Loyalen auf einer Spur sind, ist es genauso spannend zu schauen ob das auch die Dynamik am runden Tisch überlebt. Aber nein, ich fiebere nicht grundsätzlich mehr mit den Verrätern als den Loyalen.

Bevor die Verräter gekürt werden, führen Sie Gespräche mit allen. Wie oft waren Sie überrascht von den Aussagen darüber, ob man nun Verräter sein wolle oder nicht?

Also mich überrascht niemand mit der Aussage, dass er kein Verräter werden will. Es ist jetzt nur eine Vermutung, aber ich denke dass Prominente nicht gerne dieses Bild abgeben wollen. Weil die Rolle des Verratens vielleicht für Deutsche auch nochmal eine ganz anderen Unterton hat und negativ bewertet wird. Deswegen bin ich eher von denen überrascht, die gerade raus bekennen, sehr gerne sogar Verräter werden zu wollen. Mirja DuMont zum Beispiel. Da kommt diese schlanke, ruhige, blonde Frau und erklärt: Klar wolle sie, sie liebe mörderische Spiele. Und lügen könne sie auch. Das war für mich krass und sie hat mich auch danach immer wieder gekriegt. Die war ganz schön abgebrüht.

So abgebrüht wie zwei der drei Verräterinnen im Finale der 2. Staffel, die ihrer Mitstreiterin auf der Zielgerade hintergangen haben?

War das krass? Wir hatten keine Ahnung davon. Es war schon sehr spät und wir dachten wir wären dann auch durch - und dann wird das rote Säckchen geworfen - und ich höre in meinem InEar-Piece nur ein „Oh mein Gott“ - und genau das dachte ich mir auch. Was für ein Finale!

Was erwartet uns in der neuen Staffel?

Ich weiß gar nicht, wie viel ich verraten darf, aber es wird wieder Überraschungen geben. Wir hatten diesmal mehr Drehtage als bei der vergangenen Staffel, sind zu tollen Locations gefahren und haben Spiele in alten Burgen und Schlössern veranstaltet. Dann haben wir auch einen Trauerzug, wo wir jemanden der vergiftet wurde, lebendig zu Grabe tragen. Ich habe die Kandidaten auch in eine Casino-Situation gebracht. Man merkt ja eh, dass ich Fan bin! Wir haben in dieser Staffel einfach alles sehr schön umgesetzt - und der Cast ist natürlich einfach super.

Frau Zietlow, herzlichen Dank für das Gespräch.

"Die Verräter - Vertraue Niemandem" startet am 29. April um 20.15 Uhr bei RTL und läuft sechs Wochen lang dienstags zur besten Sendezeit linear und on demand bei RTL+, wo nach jeder TV-Ausstrahlung die kommende Folge bereits abrufbar ist.