Herr Butzen, die Deutsche Telekom schraubt an Magenta TV. Was ändert sich?

Wir stellen Ende April einige unserer Top-Inhalte sprichwörtlich ins Schaufenster und machen sie für alle frei verfügbar. Ganz ohne Login, einfach anschauen. Darunter fallen ausgewählte Inhalte aus den Bereichen Serie, Sport und Musik. Und wir werden das später im Jahr auch mit FAST-Channels anreichern. Wenn man so will, machen wir ein ganzes Bouquet an Inhalten kostenfrei verfügbar. Und zwar nicht nur für unsere mehr als fünf Millionen Kunden. Sondern für alle, die an MagentaTV Interesse haben.

Was ist die Intention?

Wir wollen damit noch einfacher zeigen, wie sich Magenta TV anfühlt. Wir haben analysiert, dass sich der Mehrwert von Magenta TV den Kunden am besten erschließt, die es bereits aktiv nutzen. Also wollen wir mehr Leute damit in Kontakt bringen. Im nächsten Schritt kann man dann über einen Free Trial auch das komplette kostenpflichtige Produkt ausprobieren. Diese Testphase des gesamten Angebots von Magenta TV ist dann für OTT-Kunden sieben Tage lang gültig, für unsere Access-Kunden mit Telekom-Festnetzvertrag sogar einen Monat.

Also im Kern das Ziel, die App erstmal auf mehr Endgeräte zu bekommen?

Ja, allerdings starten wir nicht via App, sondern so einfach wie nur möglich online via Browser über unseren Webclient, um auch über alle Werbemaßnahmen hinweg die maximale Zuführung zu bekommen. Keine Hürde, kein Login. Wir wollen alle einladen, Magenta TV auszuprobieren. Wir werden diese Idee dann im nächsten Schritt auch auf Apps, TV-Geräte und unsere eigene Hardware ausweiten. Aber erstmal geht es gezielt um die direkte Nutzung. Ohne Download, App oder Login.

Damit dürfte es ja schon mal kein Desaster geben wie an jenem Achtelfinal-Abend bei der Fußball Europameisterschaft im Juli letzten Jahres…

(lacht) Das kommt jetzt überraschend. Also ich glaube, wir haben beim Spiel Türkei vs. Österreich das Beste aus der Situation gemacht, indem wir dafür gesorgt haben, dass niemand ein Tor verpasst hat. Unsere Kunden hatten ja keine Probleme, es betraf diejenigen, die MagentaTV kurz vor Spielbeginn buchen wollten.  Auf der Buchungsseite selbst haben wir das Spiel live gestellt, sobald wir gemerkt haben, dass der Ansturm unsere ohnehin schon hohen Erwartungen nochmal deutlich übertrifft. Und es dann zusätzlich auch auf YouTube live gestellt. Aber ja: Natürlich hätten wir uns das anders gewünscht. 

Gut, zurück ins Hier und Jetzt: Welche Inhalte kommen vor die Bezahlschranke?

Zum Start sind etwa die erste Folge der finalen „Handmaids Tale“-Staffel sowie die ersten vier Folgen von „Suits LA“ frei verfügbar. Wir zeigen dieses Jahr auch die zweite Staffel von „The Walking Dead: Dead City“ und das europäische Epos „Rise of the Raven“. Das sind Top-Serien, die wir jetzt ganz gezielt für ein noch breiteres Publikum anteasern können. Und aus dem non-fiktionalen Bereich kommen natürlich auch unsere Originals wie „Herr Raue reist“ oder „Bestbesetzung“ dazu, wo gerade erst die Folge mit Markus Lanz bei Johannes B. Kerner online gegangen ist. 

Wird es auch Live-Sport vor der Paywall geben?

Wir werden einzelne Spiele vor die Paywall holen, im April etwa die Länderspiele der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft. Aber nicht nur Magenta Sport, auch Magenta Musik werden wir integrieren, beispielsweise unsere Live-Übertragung von Wacken. So bündeln wir die Stärke unserer Labels Magenta Sport und Magenta Musik bei Magenta TV. Apropos MagentaSport: Bei der jetzt kommenden Basketball-Europameisterschaft freuen wir uns sehr über den neuen Sublizenzierungsdeal mit RTL, wo alle Spiele mit deutscher Beteiligung zu sehen sein werden - und Magenta TV zeigt wieder als einziger Anbieter die gesamte EM live. Und auch hier werden wir einige Highlight-Spiele frei verfügbar anbieten. 

Stichwort RTL: Für wen war der kürzlich ebenfalls verlängerte Deal zwischen Magenta TV und RTL+ wichtiger?

Wir sind sehr zufrieden mit unserer Partnerschaft und freuen uns, dass wir mit RTL langfristig bis 2030 verlängert haben. Das gibt beiden Seiten viel Planungssicherheit und steht beiden Häusern gut zu Gesicht.

Wo wir eben bei Sport-Rechten waren: Hat die Telekom Interesse an den Übertragungsrechten der XXL-Fußballweltmeisterschaft 2026? Die sind gut ein Jahr vor dem Start noch immer nicht vergeben. Oder scheitert es an den unattraktiven Spielzeiten?

An den Zeiten würde es nicht scheitern, das haben wir ja 2014 bei der WM in Brasilien schon gesehen. Und unsere Reise mit der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar und der Euro im eigenen Land war für uns sehr erfolgreich. Aber noch läuft die Ausschreibung. Schauen wir einfach, ob wir diese Reise fortsetzen können. 

 

"Wie kann HD in 2025 noch immer nicht der Standard sein?"

 

Blicken wir aufs Jahre voraus: Welche technischen Themen stehen auf der Magenta TV Roadmap? Neue Hardware?

Wir haben im Januar unseren neuen Magenta TV Stick gelauncht, der auch schon Preise gewonnen hat. Parallel nutzen immer mehr Kunden unsere neue Magenta TV-Plattform, wobei sich zu unserer Freude auch zeigt: Die Zufriedenheit unter den Kunden ist bei Nutzung der neuen Plattform nochmal deutlich höher als früher. Und sie wird technisch immer besser. Wir haben jetzt auch die Meta-Daten von Netflix integriert, was die übergreifende Suche von Inhalten einfacher macht. Und Targeted Advertising steht für dieses Jahr ebenfalls auf dem Zettel. Da werden wir zeitnah mit den Sendern von ProSiebenSat.1 starten und RTL Deutschland zieht in Kürze nach. Im dritten Quartal wollen wir dann auch unser FAST-Angebot launchen. Was für uns in diesem Zusammenhang manchmal schwer zu verstehen ist, ist warum in Deutschland immer noch so viele Menschen lineares Fernsehen in SD schauen. Ganz unabhängig vom Medium, also egal ob via Kabel oder Satellit. Wie kann HD in 2025 noch immer nicht der Standard sein? Wo wir uns doch längst mit UHD beschäftigen. Hier wollen wir in diesem Jahr noch stärker ansetzen und mit MagentaTV zeigen, wie modernes Fernsehen aussehen kann. Uns wird 2025 also nicht langweilig.

Das war 2024 auch schon nicht. Das Nebenkostenprivileg war großes Thema und noch immer wurden Millionen Haushalte von den Kabelnetzbetreibern nicht abgeschaltet. Wird Ihnen nicht gefallen, nehme ich an?

Wir haben das Gefühl, dass dort noch ein großes Potential von mindestens 2,5 Millionen Haushalten brach liegt. Haushalte, die derzeit einfach vom Markt verschwunden sind, aber weiter Kabel TV schauen, ohne dafür zu bezahlen. Wir hören auch, dass Vodafone-CEO Marcel de Groot angekündigt hat, Schwarzseher jetzt ganz gezielt abzuklemmen. Allein, uns fehlt der Glaube. Unsere Erwartung ist jetzt, dass den Worten auch Taten folgen. Bis jetzt vermitteln die Kabelanbieter nicht unbedingt den Eindruck, sie würden mit Nachdruck daran arbeiten, diese Haushalte auch wirklich abzuschalten.

In diesem Jahr ist Magenta TV als Stifter erstmals Ausrichter des Deutschen Fernsehpreises im September. Wie wird das aussehen?

Wir haben uns mit dem ZDF darauf geeinigt, dass der Deutsche Fernsehpreis 2025 in diesem Jahr bei ihnen ausgestrahlt wird. Die Veranstaltung selbst liegt aber bei uns und wir werden den Deutschen Fernsehpreis zusätzlich auch bei Magenta TV begleiten. So sind wir für die Abendveranstaltung verantwortlich und wollen hier auch einige neue Akzente setzen. 

Und dann gibt es im September noch den größten Fernsehpreis der Welt, die Primetime Emmys, da hatten Sie sich letztes Jahr kurzfristig noch die Rechte gesichert. Dieses Jahr wieder?

Das hat gut funktioniert und großen Spaß gemacht. Ich kann mir gut vorstellen, dass es hier eine Fortsetzung geben wird.

Herr Butzen, herzlichen Dank für das Gespräch.