Herr Robens, Herr Hrstic, Sie sind beide noch gar nicht so lange in Ihren neuen Funktionen tätig. Wie läuft die bisherige Arbeitsteilung? 

Frank Robens: Ich bin glücklich darüber, dass wir Ivo mit seiner journalistischen Erfahrung als Redaktionsleiter an Bord holen konnten. Er bringt eine beeindruckende Pace und Expertise mit und gemeinsam haben wir uns große Ziele gesetzt. 

Ivo Hrstic: Ich bin nicht nur von der Marke RTL begeistert, sondern auch von den Menschen, die hier arbeiten. Ich sehe viele Potentiale, die zum Teil schon gehoben werden, zum Teil aber noch nicht. Genau das wollen wir forcieren, denn gemeinsam können wir bei RTL viel Wucht entwickeln. Das hat sich jüngst gezeigt, als wir erst mit der Formel 1 und später mit der Nationalmannschaft erfolgreich waren – und zwar nicht nur im linearen Programm, sondern auch am Tag danach über die verschiedensten Plattformen hinweg. Wie wir die Geschichte des Balljungen über TikTok, Instagram und YouTube bis hin zu den eigenen Kanälen erzählt haben, hat uns nicht nur geholfen, weitere Millionen-Reichweiten zu generieren, sondern auch zusätzliche Erlösströme zu erschließen. 

Das Spiel selbst erreichte in der Spitze mehr als zehn Millionen Menschen. Bedauern Sie es dennoch, dass unser Blick auf den Sport in Deutschland ein Stück weit auf den Fußball verengt ist?

Robens: Nein, denn wir stellen uns dieser Herausforderung ja, indem wir viel mehr als Fußball im Angebot haben, wie etwa Motorsport mit der Formel 1 und den 24-Stunden-Rennen oder auch die NFL. Gleichzeitig ist die Entwicklung im Bereich Kampfsport beeindruckend und wir haben in eine dreijährige Partnerschaft Oktagon MMA, Europas größtem MMA-Veranstalter, investiert. Mit MMA erreichen wir vielleicht nicht die breite Masse von zehn Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern, sprechen aber eine bestimmte Zielgruppe für RTL+ an, die wir sonst dort nicht erreichen würden. Am 5. April steht übrigens das nächste mega MMA-Event in der Dortmunder Westfalenhalle an, bei dem unter anderem der bekannte YouTuber Flying Uwe und der Streamer Ediz kämpfen.

Dennoch haben Sie auch zwei Bundesliga-Pakete erworben. Wie weit sind diesbezüglich Ihre Vorbereitungen vorangeschritten?

Robens: Wir sind sehr glücklich über die beiden Pakete. Das Highlight-Clip-Paket ermöglicht es uns, von 617 Spielen pro Saison unmittelbar nach Abpfiff zu berichten – und zwar mit bis zu 15 Minuten Länge. Das gibt uns genau die Möglichkeiten, die wir auf RTL+ brauchen. Ich bin selbst mit der "Sportschau" groß geworden und weiß um ihre Bedeutung. Aber in den jüngeren Zielgruppen, die wir ansprechen wollen, ist die Geduld, zwei Stunden zu warten, bis die Zusammenfassung eines bestimmten Spiels läuft, schlicht nicht mehr so ausgeprägt. Sie können wir mit den Highlights nun viel individueller und schneller erreichen.

Hrstic: Unser Plan ist es, die Spiele in kurzer, mittlerer und langer Form zusammenzufassen und darüber hinaus die Highlights aller Spiele in einem einzigen Clip anzubieten. Die Nutzer können also entscheiden, was sie sehen möchten. Zudem bin ich mir sicher, dass unser Angebot in einem oder zwei Jahren womöglich schon wieder völlig anders aussehen wird. Wir werden datenbasierte Entscheidungen treffen und messen, was die Menschen sehen möchten, um unser Angebot permanent zu optimieren. 

 

"Unser Anspruch ist es, den großen Fußballabend zu feiern, unabhängig davon, in welcher Liga er stattfindet."
Ivo Hrstic

 

Dazu kommt das wöchentliche Topspiel der 2. Bundesliga am Samstagabend. Ist das eigentlich auch etwas für die große Bühne bei RTL?

Robens: Absolut! Wir können ehrlicherweise noch nicht genau sagen, wie viele Zweitliga-Topspiele wir bei RTL zeigen werden, weil das auch damit zusammenhängt, welche Klubs in der nächsten Saison dabei sein werden. Das können acht, zehn oder zwölf Spiele sein – und die anderen werden wir bei Nitro zeigen. Hilfreich ist, dass wir ein First-Pick-Recht haben, wir also bestimmen können, welches das Topspiel am jeweiligen Spieltag ist. Klar ist: Das Zweitliga-Topspiel soll sich wie ein Bundesliga-Topspiel anfühlen. Entsprechend hoch ist unser Anspruch an die Übertragung. 

Hrstic: Unser Anspruch ist es, den großen Fußballabend zu feiern, unabhängig davon, in welcher Liga er stattfindet. Wir wollen Fußballromantik und moderne Sportberichterstattung miteinander verbinden und dabei sehr innovativ an die Sache rangehen, indem wir zusammen mit der DFL neue Kameraperspektiven und Live-Technologien ausprobieren. Wir freuen uns auf Traditionsklubs mit vollen Stadien, viel Emotion und einer großartigen Fankultur, das spiegelt sich in unserem Redaktionskonzept sehr stark wider.

Mit Wolff Fuss haben Sie kürzlich einen prominenten Kommentator verpflichtet. Wie viel Platz bleibt da eigentlich noch für Marco Hagemann?

Robens: Wir haben viele zusätzliche Fußballrechte erworben, sodass wir mit Wolff Fuss eine der bekanntesten Stimmen verpflichtet haben. Er wird künftig die Länderspiele, aber auch einen Teil der Europa-League-Spiele kommentieren. Marco Hagemann wiederum prägt seit zehn Jahren die Sportberichterstattung bei RTL und es besteht absolut der Wunsch, auch mit ihm in die Zukunft zu gehen, um unser viel breiter gewordenes Rechteportfolio abzudecken. Wir sprechen daher aktuell mit Marco und hoffen auf eine Fortsetzung der sehr erfolgreichen Zusammenarbeit. Unser Ziel ist es, mit den beiden Besten am Start zu sein.

Auffällig ist, dass Sie immer häufiger auf Kooperationen setzen, etwa mit Sky, Eurosport oder der Telekom. Geht's einfach nicht mehr ohne?

Robens: Wir glauben, dass Kooperationen der richtige Weg sind. Sky hätte sich wahrscheinlich vor drei oder vier Jahren noch nicht vorstellen können, eine Partnerschaft mit uns einzugehen, weil man immer sehr auf Exklusivität setzte. Inzwischen hat man dort allerdings erkannt, dass eine solche Partnerschaft für beide Seiten Vorteile haben kann, weil durch die Präsenz der Formel 1 im Free-TV auch neue Abos und Aufmerksamkeit für die Marke Sky Sport generiert werden können. Solche Partnerschaften sind zudem eine Antwort auf amerikanische Player, die mit ganz anderen finanziellen Möglichkeiten auf den Markt drängen. Für den Sommer gehen wir bereits das nächste Projekt mit einem Partner an.

Worum geht’s?

Robens: Wir werden im Sommer zusammen mit MagentaTV die Basketball-Europameisterschaft übertragen. Konkret wird RTL alle Spiele der deutschen Basketball-Nationalmannschaft im Free-TV zeigen – idealerweise bis hin zum Finale. Darüber hinaus zeigen wir umfangreiche Highlights aller anderen Partien. MagentaTV wird wiederum sämtliche Spiele des Turniers übertragen. In Anlehnung an die Heim-EM im vergangenen Jahr werden wir auch diesmal wieder auf der Produktionsseite kooperieren. Das hat ja ausgesprochen gut funktioniert.

Und dann steht ja auch noch die dritte NFL-Saison bei RTL an. Wie fällt Ihr bisheriges Fazit aus?

Robens: Nach der starken ersten Saison, in der wir aus dem Stand in allen relevanten Zielgruppen die Quoten von ProSiebenSat.1 deutlich übertroffen haben, konnten wir die Reichweiten in der zweiten Saison weiter steigern. Insbesondere die Regular Season und die Championship Games waren sehr erfolgreich. Sicher, der Super Bowl hat in Summe etwas weniger Menschen begeistert, allerdings war das Spiel auch schon früh entschieden, und anders als im Vorjahr fehlte diesmal vielleicht auch die Geschichte von Taylor Swift, Travis Kelce und Las Vegas. Trotzdem wollen wir natürlich noch mehr.

Was haben Sie sich vorgenommen? 

Hrstic: Wir spielen in unserer dritten Saison auf Angriff und wollen die NFL-Übertragungen auch inhaltlich noch einmal schärfen – mit einem angepassten Konzept, das einerseits auf eine starke Vor-Ort-Berichterstattung setzt, gleichzeitig aber auch die Community noch besser integriert. 

Welchen Ansatz wollen Sie darüber hinaus künftig in der Sportberichterstattung verfolgen?

Hrstic: Es braucht nicht immer teure Sportrechte, um zu wachsen. Denken Sie an die Berichterstattung zum Thema Transfermarkt, das sich sehr gut journalistisch besetzen lässt. Auch beim Sportdatenjournalismus sehe ich viele Potentiale. Durch die heutige Datentiefe, vor allem im Fußball, ist in diesem Bereich noch viel mehr möglich. Daneben gilt es, kreativ zu sein und eigene Videoformate rund um den Sport zu entwickeln. Auch die Arbeit mit Künstlicher Intelligenz wollen wir im redaktionellen Alltag konsequent ausbauen, um unter anderem neuen Raum für Kreativität zu schaffen oder zum Beispiel Video-Content erfolgreich zu skalieren.

Herr Robens, Herr Hrstic, vielen Dank für das Gespräch.