Frau Anger, bisher haben Sie für Paramount+ in Deutschland nur das Standard-Abo für 7,99 Euro angeboten, jetzt überarbeiten Sie Ihre Pricing-Strategie. Was ändert sich?
Nach gut zwei Jahren im Markt ist es an der Zeit, unterschiedliche Preispunkte und damit auch mehr Flexibilität für die Konsumenten anzubieten. Das geht einher mit Unterschieden im Leistungsspektrum. Am 26. März führen wir in Deutschland, Österreich und der Schweiz das Premium-Abo ein, das es bereits in anderen Märkten wie den USA, UK oder Kanada gibt. Das kostet 12,99 Euro monatlich und bietet 4K UHD, HDR10, Dolby Vision und Dolby Atmos für ausgewählte Serien und Filme sowie vier parallele Streams. Darauf haben viele Kunden gewartet. Gerade von "Star Trek"-Fans kam von Anfang an der Wunsch nach höherer Audio- und Videoqualität. Den Wunsch kann ich gut nachvollziehen, das ist mir auch ein persönliches Anliegen.
Und am unteren Ende der Preisspanne?
Da kommt zum Sommer unser neues Basis-Abo mit Werbung, das 5,99 Euro im Monat kosten wird. Das gibt Kunden die Möglichkeit, zum besonders attraktiven Preis unsere hochwertigen Filme, Serien und Shows zu erleben, und ist inzwischen bei den meisten Streamern gelernt. Gleichzeitig bleibt das aktuelle Standard-Abo unverändert werbefrei.
Gehen Sie davon aus, dass die Auffächerung der Tarife für spürbares Abo-Wachstum sorgen wird?
Vor allem entsteht dadurch eine echte Wahlfreiheit, von der die Konsumenten profitieren werden. Wir bieten auch künftig die Möglichkeit, Paramount+ sieben Tage kostenlos und unverbindlich zu testen. So kann sich jeder niedrigschwellig mit unserem Angebot auseinandersetzen und etwa das komplette Serien-Universum vom kreativen Mastermind Taylor Sheridan rund um "Yellowstone" entdecken.
Paramount kommuniziert ja leider keine lokalen Zahlen. Aber global betrachtet, befindet sich die Plattform noch immer in einem dynamischen Wachstum.
Paramount+ hatte insgesamt 77,5 Millionen Abonnenten zu Ende 2024 und ist damit allein im vorigen Jahr um zehn Millionen Abos gewachsen. Was ich sagen kann, ist, dass sich die Plattform auch im deutschen Markt sehr gut etabliert hat und wir auch hier weiter wachsen. Über die letzten Monate hatten wir mit "1923", "Yellowjackets", "Tulsa King", "Landman", "Dexter: Original Sin" und "Lioness" sehr große Hits. Das sind Franchises, die eine starke Fanbasis in Deutschland finden und so auch aus lokaler Sicht zum globalen Wachstum beitragen.
Weder würde ich Versprechungen machen wollen noch irgendwas für immer ausschließen.
Sabine Anger, Head of Streaming Northern, Central & Eastern Europe bei Paramount, über die Perspektive für deutsche Originals
Dass Sie vor gut einem Jahr aus den deutschen Originals ausgestiegen sind, hat sich in der Nutzung nicht wesentlich bemerkbar gemacht?

Also keine Kündigungswelle, als "Der Scheich" oder "Eine Billion Dollar" plötzlich weg waren?
Lassen Sie es mich so sagen: Das globale Wachstum, von dem wir eben gesprochen haben, wird auch von Deutschland mitgetragen. Wir sind sehr zufrieden mit unserer Entwicklung.
Was macht "Parallel Me" so besonders, dass Sie es als einzige deutsche Serie fortgeführt haben?
"Parallel Me" ist eine tolle High-End-Produktion und spannende Dramedy, die der Frage "Was wäre wenn?" besonders konsequent in Form alternativer Versionen des Lebens unserer Hauptfigur nachgeht. Mit Malaya Stern Takeda, David Kross, Larissa Sirah Herden, Maria Schrader, Caroline Peters oder Ulrich Noethen sind einige Stars dabei, die ein breites Publikum ansprechen. "Parallel Me" hat das Potenzial, Grenzen zu überschreiten und auch international zu funktionieren. Am 26. April ist zunächst der Start im deutschsprachigen Markt, später dann in den anderen internationalen Paramount+-Märkten.
Deutsche Produzenten, die anders als Gaumont keinen umfassenden länderübergreifenden Rahmenvertrag mit Paramount haben, sollten sich jetzt aber keine voreiligen Hoffnungen machen, dass Sie bald wieder deutsche Originals beauftragen, oder?
Grundsätzlich haben wir für Paramount+ im deutschsprachigen Markt eine Content-Strategie, die bei unseren Zuschauerinnen und Zuschauern ankommt. Das Business ist natürlich immer dynamisch, aber weder würde ich Versprechungen machen wollen noch irgendwas für immer ausschließen.
Wenn Sie im Sommer einen werbefinanzierten Tarif starten, stoßen Sie auf einen Markt, den auch die meisten Streaming-Mitbewerber unlängst für sich entdeckt haben. Wie schätzen Sie das Potenzial ein?
Wir sehen nach wie vor eine gewaltige Nachfrage nach Premium-Videoinventar. Im Umfeld unserer hochwertigen Inhalte können sich Marken perfekt positionieren. Je mehr Streamingdienste sich für die Werbevermarktung öffnen, desto einfacher und komfortabler wird es für die werbetreibende Industrie, sich bewusst für das Segment SVoD, FAST, AVoD und Connected TV zu entscheiden. Dass wir fast alle mehr oder weniger zeitgleich damit rauskommen, zeigt einerseits den Marktbedarf und hilft andererseits dabei, zügig eine selbstverständliche Planungspraxis zu etablieren.
Anders als für manchen anderen Streamer ist Werbevermarktung für Sie kein Neuland.
Ja, das macht den Schritt deutlich leichter. Neben unserer lokalen TV-Vermarktung haben wir mit Pluto TV, unser weltweit führendes werbegestütztes Streaming-Angebot schon lange am Markt. Das heißt, es gibt etablierte Prozesse, sowohl in der Zusammenarbeit mit unserem Paramount Advertising International Team als auch hier im deutschen Markt mit Visoon, unserem TV- und Videovermarkter, der künftig neben Pluto TV und den TV-Marken auch die Vermarktung von Paramount+ übernehmen wird.
Frau Anger, herzlichen Dank für das Gespräch.