Herr Küttner, wie müde sind Sie, nachdem der Dschungel in diesem Jahr durchweg zwei Stunden früher beginnt?

Eigentlich nicht mehr oder weniger müde als in den Jahren zuvor. Zwar beginnt meine Schicht hier in Australien zwei Stunden früher als gewohnt, aber logischerweise endet sie auch entsprechend früher. Ich spüre also keinen nennenswerten Unterschied zum Vorjahr. 

Wie hat sich dadurch der Arbeitsablauf verändert?

Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen von der Produktionsfirma ITV haben wir das gesamte Schichtsystem genommen und zwei Stunden nach vorne geschoben. Das hat sehr gut funktioniert – meine Nachtschicht beginnt in diesem Jahr bereits um 17 Uhr anstatt um 19 Uhr.

Auffällig ist, dass die linearen Reichweiten um 20:15 Uhr auf ähnlichem Niveau liegen wie im vorigen Jahr um 22:15 Uhr. Hätte man nicht eigentlich davon ausgehen müssen, dass sich zu früherer Zeit mehr Menschen vor dem Fernseher versammeln?

Nein, davon sind wir nicht ausgegangen. Es gab in den letzten drei Jahren immer auch Ausgaben des Dschungels, die bereits um 20:15 Uhr gestartet sind und wir haben seinerzeit die Erfahrung gemacht, dass die Gesamtzuschauerzahl ziemlich stabil ist – unabhängig von der Startzeit. Um 20:15 Uhr haben wir eine ganz andere Konkurrenzsituation. Die Zuschauer haben in der Primetime klare Sehgewohnheiten. Umso zufriedener bin ich, dass die Marktanteile von bis zu knapp 30 Prozent bei den 14- bis 59-Jährigen und auch die Zuschauerzahlen von "Ich bin ein Star" in Woche eins so gut waren.

Dschungelcamp 2025 © RTL Die Dschungelcamper versammeln sich am Lagerfeuer.

Lassen Sie uns über das Geschehen im Camp sprechen. In diesem Jahr nehmen die älteren Camper einen größeren Raum in der Show ein – und keiner von ihnen ist für eine Dschungelprüfung gesperrt. Was schließen Sie daraus?

Pamela Kretzschmar und ihr Team von ITV sind seit über zehn Jahren für die Promi-Zusammenstellung im Dschungel verantwortlich. Sie können sich vorstellen, dass ich seit Jahren sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit bin – in diesem Jahr hatte Pamela aber ein ganz besonders gutes Händchen. Unabhängig von Alter, Geschlecht und Herkunft – der 25er-Jahrgang liefert richtig gute Geschichten und darüber freue ich mich sehr. Und auch wenn ich das hier nahezu jedes Jahr sage: Beim Dschungel-Cast kaufen wir immer auch die Katze im Sack. Ja, wir haben Ideen und Vorstellungen, wie sich die Stars verhalten und entwickeln werden, aber am Ende kommt es eh immer ganz anders. Und dass wir in den ersten acht Shows nur eine einzige Sperre hatten, finde ich großartig. Unsere Stars sind nicht nur besonders unterhaltsam, sondern auch außergewöhnlich fit. 

Haben die klassischen Realitystars, die in der Vergangenheit mitunter ja doch sehr vorhersehbare Storylines lieferten, ihren Zenit also möglicherweise überschritten?

Nein, das glaube ich nicht. Den "klassischen Realitystar" gibt es meiner Meinung nach gar nicht. Gigi, der vor zwei Jahren dabei war, war ein ganz anderer Camper als zum Beispiel Mike, der 2024 teilgenommen hat. Beide haben uns tolle Inhalte und Geschichten geliefert - vorhersehbar war da zumindest für mich eher wenig. In diesem Jahr haben wir Maurice in der Sendung - und er ist ganz anders als seine Reality-Vorgänger. Er interagiert ganz anders mit den Mitcampern und ist einfach ein richtig guter Dschungel-Star. Am Ende entscheidet die Mischung. Wenn Maurice, Yeliz, Jürgen und Timur am Lagerfeuer sitzen, dann geht es um "Love Island", Olympische Spiele, Bill Kaulitz und alleinerziehende Mütter. So eine Vielfalt können nicht viele Programme liefern. (lacht)

 

"Sie sprechen mit einem sehr glücklichen Unterhaltungschef."

 

Der frühere Zehnkampf-Star Jürgen Hingsen lästerte vor einigen Tagen über die Allgemeinbildung des Realitystars Maurice und fragte: "Ist das nur was für Blöde hier?" Was würden Sie ihm antworten?

In der Situation hätte ich wahrscheinlich geantwortet "Na klar, sonst wärst du ja nicht hier." (lacht) Im Ernst: Die Geschichte passt doch hervorragend zu meiner letzten Antwort. Im Dschungelcamp treffen sehr unterschiedliche Welten aufeinander: Unterschiedliche Generationen, Weltanschauungen und auch Bildungsgrade. In der von ihnen angesprochenen Situation hat Jürgen sich im Ton vergriffen. Es hat mir sehr gut gefallen, dass die beiden sich nach der mitunter recht heftigen Auseinandersetzung, die Maurice sehr nahe gegangen ist, die Hand gereicht und sich vertragen haben. Es tut gerade in dieser etwas komplizierten Zeit richtig gut, sowas zu sehen. 

Mit dabei ist in diesem Jahr auch die Schlagersängerin Anna-Carina Woitschak, die immerhin die erste "Verräter"-Staffel gewonnen hat. Im Dschungel fällt Sie hingegen kaum auf. Ist eine gute Verräterin so gesehen noch lange keine gute Dschungelcamperin?

Ach, warten wir mal ab, wie Anna-Carina sich noch entwickelt. Auch wenn sie in den ersten Tagen nicht allzu oft im Mittelpunkt stand, war sie doch an einigen Gesprächen und Aktionen beteiligt. Und ich weiß, dass sie sehr ehrgeizig ist – sie will das Ding hier gewinnen und wir dürfen gespannt sein, was sie noch auf Lager hat.

Die Kameras haben erstaunlich gut eingefangen, wie Sam Dylan bei der Abgabe seines Luxusgegenstands schummelte. Was ist wichtiger: Gute Kameratechnik, die sogar bis tief in den Rucksack hinein filmen kann, oder die aufmerksame Crew, der solche Details nicht entgehen?

Die wenig überraschend Antwort: beides. Wir sind hier in Australien technisch auf sehr hohem Niveau unterwegs und das hilft natürlich, auch die kleine Schummelei von Sam, oder vor ein paar Tagen das Haar in seinem Essen gestochen scharf einzufangen. Aber am Ende braucht man natürlich gute Leute an den Kameras, die nicht nur technisch auf Zack sind, sondern auch mitdenken und Spaß an den Inhalten haben. Unsere Kameraleute sind allesamt seit vielen Jahren dabei und ich kann sie nicht genug loben. Und wo ich gerade dabei bin: Ich ziehe auch in diesem Jahr den Hut vor der fantastischen Autorenleistung von Micky Beisenherz, David Flasch, Jens-Oliver Haas und Jörg Uebber; unser Regisseur Michael Maier und sein Team liefern Abend für Abend super Ideen und tolle Bilder; Concha Denhoven und Daniel Kubes von ITV haben ein unglaublich starkes Redaktionsteam zusammengestellt und es ist auch in diesem Jahr eine große Freude für mich und den RTL-EP Tore Trapp, die Show mit ihnen Tag für Tag und Nacht für Nacht auf die Beine zu stellen. Und schließlich haben wir mit Sonja und Jan auch in diesem Jahr das beste Moderationsduo, das man sich nur wünschen kann. Sie sprechen mit einem sehr glücklichen Unterhaltungschef.

Zum Schluss der klassische Blick in die Zukunft: Wer holt sich in diesem Jahr die Krone?

Ganz klare Antwort: Keine Ahnung. Mein traditionell schlechter Tipp: Maurice.

Herr Küttner, vielen Dank für das Gespräch.