Herr Tall, Sie haben sich in diesem Jahr exklusiv an ProSieben gebunden, nachdem Sie mit Ihren Shows lange bei RTL zu sehen waren. Wie kam's dazu?
Bei RTL war ich nie exklusiv. Aber natürlich war der Sender für mich so etwas wie meine Fernseh-Heimat. In den vergangenen zwei Jahren haben sich allerdings mehrfach die Wege mit ProSieben gekreuzt. Dabei ging's dann immer wieder auch um die Frage, wie gut wir zusammenpassen. Bis irgendwann der Moment kam, an dem ich voll Bock darauf hatte, Teil eben dieser ProSieben-Family zu sein und ich mich mehr in diesem Entertainment-Umfeld sah, das dort aufgebaut wurde – angefangen vom Joko-und-Klaas-Kosmos über "TV total", "Die Quatsch Comedy Show" bis hin zu “The Masked Singer“. Und dann wurde ich relativ schnell gefragt, ob ich denn eine Hochzeit mit ProSieben eingehen möchte.
Eine Hochzeit aus Liebe?
(lacht) Wir hatten mit "Wer isses?" ja bereits so eine Art erstes Date Anfang 2024, auch wenn meine Teilnahme im Panel der Show sicher nicht alleinig ausschlaggebend für die spätere Entscheidung gewesen ist. Aber es hat mich natürlich gefreut zu sehen, dass die Sendung auf Anhieb so gut funktionierte, dass wir gerade eine zweite Staffel machen durften. Als wir schließlich über die exklusive Zusammenarbeit gesprochen haben, habe ich einen großen Vertrauensvorschuss gespürt. Das alles zusammen hat mich überzeugt.
Haben Sie sich auch deshalb für ProSieben entschieden, weil Comedy bei RTL derzeit keine ganz große Rolle spielt?
Ich bin kein Typ, der direkt Stress macht, wenn es mal eine Zeit lang kein neues Angebot gibt, und sowohl "Murmel Mania" als auch "Take Me Out" haben mir in den vergangenen Jahren großen Spaß gemacht. Aber irgendwann stellt man sich die Frage, in welchem Umfeld man sich eigentlich in Zukunft sieht – und wenn man dann spürt, dass der Sender gerade einen anderen Weg einschlägt, dass die Comedy in den Hintergrund rückt, und dass man selbst auch nicht gerade festgehalten wird, dann ist es vielleicht die richtige Zeit für einen Wechsel. Außerdem ist ProSieben einfach der coolste Sender, hat den besten Humor und ist trotz seines Mainstreams ein bisschen edgy. In diesem Umfeld fühle ich mich gerade mega wohl.
Ihre neue ProSieben-Show heißt "Chris Du das hin?". Da muss man nicht viel erklären, oder?
(lacht) Das Wortspiel stammt tatsächlich von mir und war anfangs bloß ein Gag. Aber der Name ist einfach Programm. Es ist der Versuch, eine Late-Night-Show, bei der das Publikum ja nie so recht weiß, was es bekommt, ein wenig zu formatieren. Genauso wie man bei "TV total" weiß, dass da der lustige Typ rauskommt, der das komplette Fernsehen unter die Lupe nimmt, geht’s bei uns eine Stunde lang um verrückte Challenges, die mein Gast und ich absolvieren müssen – von spektakulär über lustig und spannend bis richtig dumm. Da ist wirklich alles dabei, von: Chris Du das hin, Mario Basler und Giulia Siegel fünf Stunden vom Rauchen abzuhalten? Bis hin zu: Chris Du das hin, dich von einem Hund anpinkeln zu lassen? Das alles ist genauso absurd wie es klingt.
Wer denkt sich so etwas aus?
Das macht tatsächlich die Redaktion. Mir war auch wichtig, dass ich vorher nicht weiß, was mich erwartet. Im Nachhinein finde ich es echt cool, dass sie da meinen Nerv ziemlich genau getroffen haben. Besonders großen Spaß macht es, dass die Herausforderungen auch im Studio nicht enden. Da wird mir dann plötzlich mal ein Umschlag mit einer neuen Challenge gereicht, während ich meinen Eröffnungs-Stand-Up mache. Das sorgt für eine ständige Anspannung.
Mit "Murmel Mania" haben Sie vor ein paar Jahren erstmals eine klassische Moderationsaufgabe übernommen. Hat sich ihr Stil seither verändert?
Ganz bestimmt. Dieses Learning by Doing ist in dem Fall ziemlich wichtig. Ich habe Coaches im Hintergrund, die zusammen mit mir analysieren, was ich besser machen kann, und ich finde schon, dass ich im Laufe der Jahre auch besser geworden bin. Wenn ich mir heute die ersten "Darf er das?"-Folgen anschaue, die wir damals live gemacht haben, da war ich schon sehr hektisch. Heute bin ich ruhiger geworden und spüre förmlich, dass ich selbstsicherer auftrete. Und eine gewisse Ruhe kommt einer Sendung ja auch total zugute. Wenn man am Montagabend ProSieben einschaltet, will man ja nicht die ganze Zeit angeschrien werden. Ich werde bestimmt nie leise sein – das bin ich halt einfach nicht. Aber ich setze meine Lautstärke reduzierter ein.
Sie sind also kritikfähig?
Als ich mit der Comedy angefangen habe, war ich der arroganteste Mensch auf diesem Planeten und wollte unbedingt in großen Hallen wie der O2 World -die heutige Barclays Arena- in Hamburg spielen. Mit der unfassbaren Selbstsicherheit, der nächste Superstar zu werden, bin ich damals aufgetreten. Aber als dann auf einmal tatsächlich nicht mehr 100 Leute im Publikum saßen, sondern 10.000, bin ich auf einen Schlag sehr selbstkritisch geworden. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Wenn man aufhört, sich und seine Arbeit zu hinterfragen, wird man mit der Zeit fahrig oder gar faul. Mir hilft es sehr zu wissen, dass es zwei, drei Menschen in meinem Leben gibt, denen ich absolut vertrauen kann.
Herr Tall, vielen Dank für das Gespräch.
"Chris du das hin?", montags um 21:25 Uhr bei ProSieben