60 Minutes © CBS
USA: Bill Owens, der seit 2019 als Executive Producer für das CBS-Format "60 Minutes" verantwortlich ist, hat seinen Rücktritt eingereicht. Seine Begründung wirft ein Schlaglicht auf den Zustand der amerikanischen Demokratie und der Pressefreiheit: "In den letzten Monaten ist klar geworden, dass es mir nicht erlaubt sein würde, die Sendung so zu führen, wie ich sie immer geführt habe: Unabhängige Entscheidungen auf der Grundlage dessen zu treffen, was für '60 Minutes' und das Publikum richtig ist". "60 Minutes" ist seit 1968 eine Institution im US-TV-Journalismus - und war zuletzt eines der Hauptangriffsziele von US-Präsident Donald Trump in seinem Kampf gegen unabhängige Medien. So fordert er nicht nur regelmäßig den Entzug der Sendelizenz für CBS, sondern hat den Sender in einem irrwitzigen Rechtsstreit auch auf 10 Milliarden Dollar verklagt. Streitpunkt ist ein Interview mit Kamala Harris: In einem Trailer für die Sendung war eine andere Antwort von Harris auf eine Frage zur Situation in Gaza zu hören als in der Sendung selbst.

Trump verklagte CBS auf Basis eines texanischen Gesetzes, das auf irreführende Werbung abzielt auf Schadensersatz. Bei einer unabhängigen Justiz dürfte die Klage eigentlich wenig Chancen auf Erfolg haben. Problem ist allerdings, dass die CBS-Mutter Paramount Global noch grünes Licht früh den angestrebten Deal mit Skydance benötigt - und die FCC, die hier ihr Urteil dazu abgeben muss, wird inzwischen vom Trump-Getreuen Brendan Carr geleitet. Paramount soll daher nicht nur über einen Deal verhandeln, sondern hat offenbar auch weitere "Kontrollinstanzen" für "60 Minutes" eingeführt. Laut "New York Times" sah Owens das als möglichen "Dammbruch". Bei CBS ist man bemüht, diesen Eindruck zu zerstreuen. Tatsächlich soll sich "60 Minutes" auch am Sonntag wieder kritische mit der Trump-Regierung auseinandersetzen. Die Titelstory handelt von den Auswirkungen einer geplante drastische Budgetkürzung bei einer Gesundheitsbehörde.

DAZN © DAZN
Frankreich: Zwischen der französischen Fußball-Liga Ligue 1 und DAZN als größtem Medienpartner knirscht es schon seit Monaten gewaltig. Im Februar hat DAZN vor dem Pariser Handelsgericht verklagt und fordert von der Ligue 1 Schadensersatz in Höhe von 573 Millionen Euro. So wirft DAZN dem Ligaverband LFP vor, im Vorfeld des Vertragsabschlusses irreführende Angaben über Abo-Zahlen gemacht zu haben. Zudem komme die Liga nicht ihrem Versprechen nach, DAZN exklusiven Zugang zu den Clubs und Spielern zu ermöglichen. Obendrein stört man sich daran, dass die Liga nichts gegen illegale Streaming-Anbieter unternehme. Brice Daumin, Geschäftsführer von DAZN in Frankreich, dazu: "Wenn man einen Topf kauft, erwartet man kein Sieb." DAZN, das seit letztem Jahr Übertragungsrechte an acht von neun Partien hält, hatte zuletzt schon die Zahlung einer Teil-Tranche seines 400-Millionen-Jahres-Pakets um die Hälfte gekürzt, was die finanzielle Krise der französischen Fußballclubs verschärfte. Eine Mediation zwischen beiden Parteien war fehlgeschlagen. Nun will der Ligaverband LFP den Vertrag mit dem Streaminganbieter zum Sommer vorzeitig kündigen. Das ginge aber wohl nur mit der Zahlung von Entschädigung - und die Liga müsste dann kurzfristig die Rechte neu ausschreiben, hat in der Vergangenheit allerdings schon so viel verbrannte Erde bei anderen Sendern und Plattformen hinterlassen, dass auch das kein leichtes Unterfangen wird.

TVN © TVN
Polen: Warner Bros. Discovery hat die Pläne, sich von seiner polnischen Sendergruppe TVN zu trennen, ad acta gelegt. "WBD ist zu dem Schluss gekommen, dass der beste Weg darin besteht, Eigentümer von TVN zu bleiben und unser Geschäft, unsere Strategie und die unglaubliche journalistische Arbeit unseres Teams weiter zu unterstützen", fasste man das Ergebnis einer "strategischen Review" in einem Memo an die Belegschaft zusammen. Neben dem polnischen Geschäftsmann Michal Solowow war auch MediaForEurope zwischenzeitlich Interesse an TVN nachgesagt worden. Neben dem Hauptsender TVN umfasst die TVN Group insgesamt elf Sender, darunter auch den Nachrichtensender TVN24. 2021 wäre Warner Bros. Discovery beinahe gesetzlich gezwungen gewesen, sich von TVN zu trennen: Die damalige Regierungspartei PiS hatte ein Gesetz eingebracht, das die Kontrolle polnischer Medienunternehmen durch ausländische Besitzer untersagen sollte. Kritiker sahen darin aber vor allem den Versuch, Einfluss auf die regierungskritische Berichterstattung von TVN zu nehmen, die Rede war von einer "Lex TVN". Nach landesweiten Protesten legte der polnische Staatspräsident Duda damals sein Veto gegen das Gesetz ein.

ITVBe © ITV
Großbritannien: ITV stampft ITVBe ein. Der frei empfangbare Sender existierte seit 2014 und konzentrierte sich auf Reality und ungescriptete Shows wie das "Real Housewives"-Franchise und "The Only Way is Essex". Diese finden ihre Heimat ab Juni stattdessen bei ITV2 - wo "TOWIE" einst 2010 übrigens auch erstmals zu sehen war. Den Platz von ITVBe nimmt dann stattdessen ITVQuiz ein und bietet damit einem anderen Genre eine Heimat - womöglich auch vor dem Hintergrund, dass Quizformate linear noch stärker genutzt werden, während Reality zunehmend im Streaming konsumiert wird. Zum genauen Programm von ITV Quiz hat man sich noch nicht geäußert, ITV ist aber die Heimat so bekannter Marken wie "The Chase", "Who wants to be a Millionaire", "The 1% Club", "Tipping Point" oder "Deal or no Deal".

Serien-Update

Apple TV+ © Apple
Apple TV+ taucht ein ins Berlin der 1920er Jahre und wird Philip Kerrs "Berlin Noir"-Bücher als Serie adaptieren. Konkret geht es zuerst um Kerrs Buch "Metropolis", in dem Bernie Gunther von der Sitte in die Berliner Mordkommission wechselt, wo er dabei helfen soll, einen Serienmörder zu überführen, der Berliner Prostituierte umbringt und anschließend skalpiert. Als Autor für die Serie hat man Peter Straughan verpflichtet, der gerade einen Oscar für den Film "Konklave" erhalten hat. Als Produzenten sind Bad Wolf, Tom Hanks und Gary Goetzman an Bord. Hanks und Goetzman sind schon seit 2012 an einer Serien-Adaption der Bücher dran, erst Apple gab nun aber grünes Licht. Nach "Metropolis" gibt's die Option auf die Umsetzung weiterer Bernie-Gunther-Romane. Unterdessen hat Apple die neue siebenteilige Liebeskomödie "Prodigies" in Auftrag gegeben, die von Will Sharpe entwickelt, geschrieben udn inszeniert wird. Im Mittelpunkt stehen zwei einstige "Wunderkinder", die seit ihrer Kindheit zusammen sind und sich mit Anfang 30 nun fragen, ob ihr ganz gewöhnliches Leben dem außergewöhnlichen Versprechen ihrer Kindheit gerecht wird. Nicht weiter geht's hingegen für "Mythic Quest", das nach vier Staffeln endet. In einem ungewöhnlichen Schritt wurde schon veröffentlichte Finale der 4. Staffel, das nun zugleich das Serienfinale ist, aber nachträglich noch einmal überarbeitet, um einen besseren Abschied zu ermöglichen.

Banijay © Banijay
Kurt Wallander kehrt zurück. Banijay Entertainment wird den von Erfolgsautor Henning Mankell entwickelten und von ihm literarisch vielfach in Szene gesetzten, schwedischen Ermittler mit neuen Facetten zurück auf den Bildschirm bringen. Die Figur und Bücher des verstorbenen Autors aus Schweden dienten in der Vergangenheit als Vorlagen für 20 Jahre Serien- und Filmadaptionen, die zu internationalen Erfolgen wurden. In Zusammenarbeit mit Jarowskij/Yellow Bird und TV4 (sowie Banijay Rights für die internationale Vermarktung) entwickelt das Produktionshaus drei 90-minütige Filme in Form einer erste Staffel und hat sich auch schon festgelegt, wer den melancholisch veranlagten, wie leidenschaftlich engagierten Kommissar spielen wird. Der aus der berühmten schwedischen Schauspielerfamilie stammende Gustaf Skarsgård ("Oppenheimer", "Vikings") wird die Figur verkörpern, die in den als Thriller angelegten Filmen mit Unvorhergesehenem, inneren Kämpfen und dem ständigen Gefühl, unter Hochdruck zu stehen, kämpfen müsse, so CEO von Jarwoskij/Yellow Bird, Elin Kvist. Die Neuauflage zeigt einen 42-jährigen Kurt Wallander, der sich am Rande des Zusammenbruchs befindet, seinen Kummer in Alkohol ertränkt und seine Gedanken in Schlaflosigkeit aufgehen lässt: seine langjährige Ehe ist zerbrochen, die Bindung zu seiner Tochter gerissen, zudem verfolgen ihn seine alten Fälle. Mit im Team der Drehbuchautorinnen ist unter anderem Antonia Pyk, die auch beim ursprünglichen "Wallander"-Franchise dabei war. Die Regie übernehmen Molly Hartleb, Pella Kågerman und Hugo Lilja.

Netflix © Netflix
Vorhandene Stoffe in neue Formen zu hüllen, erfreut sich wie oben gesehen einer anhaltenden Beliebtheit. Bei Netflix macht man Halt bei einem, der vor allem von der großen Leinwand bekannt ist und auf den Namen "Zeit der Unschuld", im Original "The Age of Innocence", hört, auch wenn der Ursprung des Films beim geschriebenen Wort liegt. Der gleichnamige, mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete Roman von Edith Wharton aus dem Jahr 1920 beleuchtet das regelbehaftete, wie verbotene Lieben in New York City der 1870er, was 1993 - zwischen "Kap der Angst" und "Casino" - von Martin Scorsese mit Daniel Day-Lewis, Michelle Pfeiffer und Winona Ryder in den Hauptrollen verfilmt wurde. Nun wird das im Gilded Age spielende Liebesdrama mit Dreieckskomponente von Netflix als Miniserie wiederbelebt und differenziert das vorhandene und von "Bridgerton" dominierte Fach der Kostümdramen weiter aus. Ebenfalls grünes Licht bekam eine Adaption der Kurzgeschichten-Sammlung "Unaccustomed Earth" von Jhumpa Lahiri aus dem Jahr 2008. Bestellt hat der Dienst mit roten Versalien acht Folgen eines "epischen und kulturell lebendigen Dramas", welches eine eng verbundene indisch-amerikanische Gemeinschaft fokussieren wird. Und dann könnte noch eine andere Marke ein neues Gesicht bekommen: die Teenager-Komödie "Clueless – Was sonst!" ließ sich Mitte der 1990er von Jane Austens Roman "Emma" inspirieren und soll bei Peacock zur Serie weiterentwickelt werden. Mit von der Partie vor und hinter der Kamera ist Alicia Silverstone, die nochmals in ihre Rolle als Cher Horowitz schlüpfen soll. 

CBS © CBS
Im Falle der einst von Zeitsprung für Sat.1 produzierten Serie "Einstein" sind aller guten Dinge vier. Denn diese Woche wurde tatsächlich kommuniziert, dass die Serie im vierten Anlauf für den US-Markt bei CBS adaptiert wird. Klarheit gibt es vom zu Paramount gehörenden Sender nun endlich auch beim neuen "FBI"-Ableger, der eine Tür zur CIA aufmacht. Nachdem man das von Dick Wolf geschaffene Universum mit der Beendigung von "FBI: Most Wanted" und "FBI: International" verkleinerte, sollte in der Mutterserie "FBI" eine Folge zur Etablierung eines neuen Spinoffs dienen. Von dieser Variante des Backdoor-Pilot verabschiedete man sich bei CBS wieder und hat jetzt doch direkt eine Serienbestellung für die TV-Season 2025/26 getätigt. In der Hauptrolle von "CIA" (Arbeitstitel, zuvor "FBI: CIA") wird Tom Ellis zu sehen sein, der einen unkonventionellen, regelbrechenden CIA-Agenten spielt, der ein Duo mit einer an Vorschriften orientierten, regeltreuen FBI-Agentin bildet. Trotz der Unterschiede, funktionieren die beiden – oder gerade deswegen? In die Rolle eines (wenn auch ehemaligen) CIA-Agenten ist auch Titus Welliver in der aktuellen "The Equalizer"-Staffel geschlüpft. Sein Charakter Hudson Reed sollte eigentlich eine größere Fläche in einem separaten Ableger bekommen, doch CBS stoppt das Vorhaben, wie auch dieses, die Comedyserie "The Neighborhood" in einem Spinoff fortzuführen. Und auch "Poppa's House", die Comedy mit Damon Wayans und Damon Wayans Jr. als Vater-Sohn-Team, geht nach nur einer Staffel nicht weiter. Eine Chance bekommt stattdessen eine neue Serie aus dem lustigen Fach mit dem Titel "DMV": eine Arbeitsplatzcomedy mit Tim Meadows ("Die Goldbergs") rund um das Thema Fahrprüfungen.

Serien-Ticker: +++ NBC arbeitet an einem Reboot von "Royal Pains", in dem Mark Feuerstein erneut die Hauptrolle übernehmen soll +++ MGM+ hat grünes Licht für die Thriller-Anthologie-Serie "American Hostage" gegeben, in deren erster Staffel Jon Hamm einen Radioreporter spielt, der einen Geiselnehmer interviewen soll +++ Netflix schickt "Sweet Magnolias" in die fünfte Staffel +++ Peacock setzt "Based on a True Story" mit Kaley Cuoco sowie "Mr. Throwback" nicht fort +++ Tommy Davidson schlüpft für BET+ nochmal in die Rolle des Varnell Hill in einem Spin-Off der 90er-Sitcom "Martin" +++ Amazon führt die "Citadel"-Ableger "Citadel: Honey Bunny" und "Citadel: Diana" nicht fort. Ihre Storylines sollen aber in die Hauptserie integriert worden sein. +++ Rotes Licht gab's von Prime Video auch für eine Fortsetzung von "Clean Slate" +++ Netflix beendet "Heartstopper" nach drei Staffeln mit einem Film +++