Die größten Medienhäuser des Landes - privat oder öffentlich-rechtlich - mahnen seit Jahren vor zu großer Abhängigkeit von internationalen Plattformen, ob aus Silicon Valley oder China. Sie starten gar Kampagnen für mehr Bewusstsein bei Werbekunden, ihr Geld doch dort zu investieren, wo auch Wertschöpfung entsteht. Das eigene Handeln ist dann doch oft widersprüchlich: Stärker denn je wird eine Plattform wie LinkedIn gefüttert, weil sich für Unternehmen wie Personen Öffentlichkeit in der Branche auch ohne Branchenjournalismus herstellen lässt. Doch angesichts undurchsichtiger Algorithmen erreicht man oft nur die eigene Bubble und begrenzte Reichweite.

Bei diesem Überangebot von Information und Eigeninteressen können unsere Leserinnen und Leser weiter darauf vertrauen, dass wir mehr denn je das Wichtigste herausfiltern. Dazu gibt es bei uns unverändert Meinungsfreude und dringend nötige Kritik, die vor lauter Lobhudelei in manchen Netzwerken verloren gegangen ist. Geprägt von journalistischer Kuratierung statt wechselnden Algorithmen gewährleistet DWDL.de weiterhin einen verantwortungsvollen Marktplatz für die Themen der Branche. Und das mit Erfolg: Auch zum 23. Geburtstag bleiben wir, wie schon seit mehr als zehn Jahren, das meistgelesene Medienmagazin Deutschlands. 

Wir möchten uns daher bedanken bei unseren Leserinnen und Lesern für die Treue, die uns stützt und die stetig an uns herangetragenen Erwartungen, die uns antreiben. Wir werden uns das Vertrauen weiterhin immer wieder neu verdienen und auch angesichts der in diesem Jahr intensivierten Marktkonzentration um uns herum bleiben wir in Zukunft eine unabhängige Stimme mit unveränderter Strategie. Doch der härtere Wettbewerb treibt mitunter merkwürdige Blüten, wie wir dieses Jahr spüren mussten. So tragen wir normalerweise unsere Reichweite nicht vor uns her, doch zum Geburtstag gibt es zwei gute Gründe es doch einmal zu tun.

Einerseits die Schattenwährung einer gefühlten Reichweite auf LinkedIn, wo Likes für Links noch keine Aussage darüber erlauben, ob Inhalte auch gelesen wurden. Wir sagen deshalb: Gelesen ist geiler als geliked. Die erarbeitete Reichweite von DWDL.de - sie ist damit auch Umfeld für Werbung, die Wertschöpfung und Mehrwert generiert. Der zweite Grund war eine irreführende Werbung eines Wettbewerbers in diesem Jahr, wo es die Fairness unter Kolleginnen und Kollegen eigentlich gebietet, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Über Monate warb „Blickpunkt:Film“ mit stolzen "900.000 Usern auf Google" für sich.

Irreführend, weil man auf Nachfrage einräumte, dass damit die jährliche Reichweite gemeint war, was nicht gekennzeichnet wurde und unüblich ist in einem Wettbewerb, der seit Jahrzehnten monatliche Reichweite kommuniziert. Wenn die journalistisch geschätzten Kolleginnen und Kollegen von „Blickpunkt:Film“ über ein ganzes Jahr hinweg 900.000 Unique User erreichen, wir beim Medienmagazin DWDL.de zuletzt aber monatlich schon mehr als 970.000 Unique User, wird nachvollziehbar, warum wir auf Fairness bestehen.

Fehler, die machen wir grundsätzlich auch immer mal wieder. Und wer in der Öffentlichkeit kegelt, muss damit rechnen, dass andere die Punkte zählen. Insbesondere, wenn man - wie wir bei DWDL.de - kostenfrei von allen lesbar ist, damit vom Praktikant bis zur Geschäftsführerin Information Equality für gleiche Teilhabe am Diskurs gewährleistet wird. Wir setzen lieber auf Reichweite und Transparenz statt Bubble und Algorithmen. Und obwohl wir einst einmal der erste Branchendienst auf Twitter waren, heißt es aus diesem Grund auch heute Abschied nehmen von X. Ein Umfeld, in dem wir nicht mehr um Likes buhlen wollen. Gelesen werden ist eh geiler.