Am Tag vor der Preisverleihung der International Emmy Awards haben RTL Deutschland, Seapoint Productions, Spiegel TV und Ziegler Film in New York City wieder zum Medienbrunch "ContenTTogether" geladen und mit Evan Shapiro einen Gast eingeladen, der mit einer Rede über die Herausforderungen der sogenannten Gen Z - der erst komplett online aufgewachsenen Generation - im Anschluss für einige Diskussionen sorgte - im Positiven wie im Negativen. 

Mit eindringlichen Worten machte der gefragte Medienexperte auf den aus seiner Sicht fortschreitenden Bedeutungsverlust der Medien im Allgemeinen und des traditionellen Fernsehens im Besonderen aufmerksam. Dabei sieht er vor allem diesen November als entscheidenden Wendepunkt - allen voran mit der amerikanischen Präsidentschaftswahl, die aus seiner Sicht zum Teil durch Podcasts entschieden wurde, aber auch mit Blick auf den jüngst übertragenen Boxkampf zwischen dem Box-Urgestein Mike Tyson und dem erfolgreichen YouTube Jake Paul, der den Streamingdienst Netflix zeitweise zum Erliegen brachte.

"Dies", so Shapiro, "ist der Moment, in dem sich Machtzentrum für die Relevanz in unserer Kultur von den Mainstream-Medien zur Kreativwirtschaft verlagert hat." Zugleich legte er den schleichenden Niedergang großer amerikanischer Medienhäuser offen, die aus seiner Sicht inzwischen "als Ersatzteile" verkauft würden.

Content Together in New York © RTL Die Gäste der "ContenTTogether"-Veranstaltung im Vorfeld der International Emmy Awards in New York City.

Amerika sieht Shapiro daher dann auch nicht mehr als gutes Vorbild für Europa, wo inzwischen ja auch nur noch etwa ein Viertel der Gen Z täglich eine Stunde oder mehr fernsieht und das Vertrauen in traditionelle Medien sinkt. "Schauen Sie nicht nach Amerika!", appellierte er in New York an die deutschen Fernsehmacher mit Blick auf die Entwicklung der Medien in seinem Heimatland. "Nehmen Sie nicht die Vereinigten Staaten als Beispiel - es sei denn, Sie wollen ein Beispiel dafür, was man nicht tun sollte."

In seiner Rede verwies Shapiro unter anderem auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, für den die Amerikaner gerade einmal rund drei Dollar pro Monat bezahlen würden. Den Mangel an robusten öffentlich-rechtlichen Medien in den USA sieht er dann auch als einen der zentralen Gründe für den zunehmenden Vertrauensverlust an. Er forderte die europäischen Medienvertreter deshalb auf, ihre öffentlichen Medien zu nutzen, um jüngere Generationen effektiv anzusprechen, schließlich würden diese perspektivisch auch in Europa nicht mehr dafür bezahlen wollen, "es sei denn, sie fangen an, sie zu nutzen".

Es gibt Hoffnung für Europa

Zugleich betonte Evan Shapiro, dass es zentral sei, jüngere Stimmen schon früh in Entscheidungsprozesse von Unternehmen einzubeziehen, da die Gez Z schon bald Führungsrollen in der Gesellschaft übernehmen werde. Ihre Perspektiven und Erfahrungen seien entscheidend für die Bewältigung künftiger Herausforderungen.

Im Gegenzug zu den Amerikanern hätten die Europäer aber noch eine Chance, einen anderen Weg einzuschlagen. So habe man die Möglichkeit, der jungen Generation ein realistisches Ventil für Dinge geben, "die nicht unbedingt schwarze Löcher von Informationen oder Fehlinformationen sind". Evan Shapiros Appell an die deutschen Zuhörerinnen und Zuhörer: "Sie haben eine Chance, Ihre Medienwirtschaft zu retten, die wir nicht mehr haben." Ein Hoffnungsschimmer zum Schluss, immerhin.