© CBS Studios
Erst in jüngerer Vergangenheit traut sich auch The CW ans Comedy-Fach, hier aber mit der Besonderheit, dass die Produktionen trotzdem einstündig sind. Und dabei ist dem Sender und dem Produktionsstudio CBS in diesem Jahr eine Serie gelungen, die sogar Applaus der Screening-Zuschauer erntete: "No Tomorrow". Weiblicher Kontrollfreak trifft darin auf Lebemann, der mit dem Untergang der Welt in acht Monaten rechnet und der deswegen seine Bucket-List mit Dingen, die er noch erledigen will, abarbeitet. Die beiden verlieben sich und arbeiten ihre beiden Listen fortan gemeinsam ab. Nicht nur aufgrund der beiden gutaussehenden Hauptdarsteller Tori Anderson und Joshua Sasse ist die Serie ein echter Hingucker, die temporeiche Erzählweise, schnelle Flashbacks, viele kleine, schräge Details und die Tatsache, dass die Serie beim Zuschauer einfach ein positives Gefühl hinterlässt, macht sie zum charmantesten Neustart der kommenden Season.
© Sony Pictures Television
Es wäre ja durchaus spannend, sich mal in eine Zeitmaschine zu setzen, ein paar Monate zurückzureisen und dann bei den Studios zu spionieren, wie man überall gleichzeitig über der gleichen Idee brütete: Warum nicht mal eine Serie über Zeitreisen? Besonders gut gefallen hat uns dabei die von Sony für NBC produzierte Version "Timeless". Ein Bösewicht stiehlt darin eine Zeitmaschine und versucht durch Veränderungen wichtiger Ereignisse der Vergangenheit die USA in der Gegenwart umzugestalten. Verhindern soll das ein Trio aus einer Geschichts-Professorin, einem Soldaten und einem Techniker. Die Story bietet gleich auf drei Ebenen interessante Ansätze: Zum Einen kann jede Folge in einer anderen Zeit erzählt werden – der Pilot spielt während des Hindenburg-Unglücks 1937. Zum Zweiten haben die Veränderungen in der Vergangenheit auch unerwartete Auswirkungen auf die Gegenwart – und zwar direkt auch auf das Umfeld der handelnden Personen. Und zum Dritten steht wie beispielsweise bei „The Blacklist“ ein Mysterium im Raum: Es gibt offenbar einen Grund, warum ausgerechnet diese Wissenschaftlerin ausgewählt wurde – nur welchen?
Charmant umgesetzt wurde die Zeitreise-Idee auch in dem von Warner produzierten Piloten "Time after Time" - dort mit umgekehrten Vorzeichen. Der Science-Fiction-Autor H.G. Wells hat darin nicht nur über eine Zeitmaschine geschrieben, sondern sie einst auch tatsächlich gebaut. Als Jack the Ripper damit ins New York der Gegenwart flüchtet, reist Wells hinterher – und sieht sich mit einer Zukunft konfrontiert, die ganz anders als in seinen Geschichten aussieht. Einzig die Tatsache, dass sich die Protagonisten aus der Vergangenheit vielleicht ein wenig zu schnell in der heutigen Welt zurechtfinden, könnte man als Mangel anführen. Etwas zu kompliziert erschien uns hingegen "Frequency", in dem es nicht um eine klassische Zeitreise geht. Stattdessen kann hier eine Polizistin mit ihrem eigentlich vor 20 Jahren verstorbenen Vater Kontakt aufnehmen – und wie bei "Timeless" führen auch dort Veränderungen in der Vergangenheit zu unerwarteten Auswirkungen in der Gegenwart. Selbst im Comedy-Fach wurde das Zeitreise-Thema übrigens mit "Making History" aufgegriffen - diesen Piloten bekamen wir allerdings noch nicht zu sehen.
© ABC Studios
Wenn ein Studio bei den Screenings der neuen Serien für den Herbst zunächst 45 Minuten lang sein – fraglos beeindruckend erfolgreiches - Film-Line-Up feiern muss und dann nochmal viel Zeit darauf verwendet, den größeren personellen Umbau in den letzten Monaten nach dem Abgang von Paul Lee zu erklären, um damit den geringen Output zu erklären, dann ist klar: Hier lief in diesem Jahr ordentlich etwas schief. Während die Screenings für die internationalen Einkäufer bei anderen Studios teils bis nach 18 Uhr andauerten, war bei Disney ABC in diesem Jahr bereits vor 12 Uhr wieder Feierabend. Die meisten neuen Serien für sein Network hat ABC in diesem Jahr bezeichnenderweise lieber von anderen Produktionsstudios eingekauft. Trotzdem gab's auch bei ABC ein paar gute Ansätze. Die Freeform-Serie „Beyond“ etwa über einen jungen Mann, der nach 12 Jahren aus dem Koma erwacht und plötzlich über übernatürliche Kräfte verfügt, oder die Sitcom "American Housewife".
9.) Grüne Wiese? Traut sich kaum jemand...
Die US-Serienindustrie war auch schonmal kreativer, die Networks auch schonmal risikobereiter: In diesem Jahr traute man sich nur allzu zaghaft daran, neue Stoffe „auf der grünen Wiese“ zu erfinden. Stattdessen überall Adaptionen von Büchern (wie „Midnight, Texas“, „Emerald City“), Adaptionen von Comics (wie bei „Riverdale“), Adaptionen von Filmen (wie bei „Lethal Weapon“,„Taken“, „The Exorcist“ oder „Training Day“), Adaptionen oder Fortführung von Serien (wie bei „MacGyver“,„24: Legacy“ oder „Prison Break“) oder die Erweiterung bestehender Franchises (wie bei „Chicago Justice“ oder „Blacklist: Redemption“). Dabei können fraglos sehr gute und sehenswerte Serien herauskommen – doch ein wenig mehr Überraschungen würde man sich als Serien-Fan trotzdem wünschen.
© CBS Studios
Haben sie sich angesichts des etwas aus dem Ruder gelaufenen Vorwahlkampfes in den USA auch schon gefragt, was eigentlich in die US-Politiker gefahren sein könnte? Michelle und Robert King, also das Ehepaar hinter "The Good Wife", liefern in diesem Sommer bei CBS eine Erklärung, die beim Blick auf die aktuellen Geschehnisse gar nicht mehr so abwegig erscheint: Ein Asteroid ist auf die Erde eingeschlagen und hat eine Ameisen-Art mitgebracht, die die Gehirne der Politiker frisst und deren Steuerung übernimmt. Die Serie stellt nicht nur das Serien-Comeback von "Monk"-Darsteller Tony Shalhoub dar, sondern hätte bei einem Erfolg auch das Zeug dazu, "You might think" von The Cars nochmal in die Charts zu hieven. Der Song ist jedenfalls omnipräsent in der Pilotfolge. Ob die Story über eine ganze Staffel trägt, bleibt erst noch abzuwarten – doch wenn sie eine Berechtigung hat, dann jedenfalls im Umfeld der Präsidentschaftswahl in diesem Jahr. Man kann ProSiebenSat.1, das die Rechte besitzt, also nur raten, nicht allzu lange zu zögern.
War das wirklich alles?
Während die meisten Studios inzwischen auch die Fachpresse zu den Screenings zulassen, zeigen einige Studios wie 20th Century Fox und Universal die Piloten weiterhin exklusiv den internationalen Einkäufern. Da wir an dieser Stelle über unsere persönlichen Eindrücke berichten, wollen wir diese also auch nicht aufgrund von Hörensagen bewerten. Doch wir haben natürlich auch bei den deutschen Einkäufern nachgefragt. Wie deren Eindrücke und was deren Favoriten waren, lesen Sie in Kürze auf DWDL.de.
