Im Süden Münchens, genauer gesagt im Perlacher Forst, sitzt die Bavaria Film. Draußen ist es grün – aber wie sieht es eigentlich im Inneren aus? Wer, wie die Bavaria, große Fernsehstudios betreibt und gleichzeitig auf Nachhaltigkeit achten will, muss einige Anstrengungen unternehmen, schließlich ist bei der Produktion von Fernsehshows reichlich Energie im Spiel. Seit inzwischen sechs Jahren sind die Mitarbeiter des Traditionshauses allerdings darum bemüht, auf Nachhaltigkeit zu achten. Was mit der Umstellung auf geothermisch erzeugte Fernwärme begann, setzte sich mit Strom aus regenerativen Energien fort. Dieser stammt zu 100 Prozent aus Wasserkraft, erklärt Achim Rohnke, der nicht nur Geschäftsführer der Bavaria Film ist, sondern auch der Bavaria Studios & Production Services, gegenüber dem Medienmagazin DWDL.de.
Daneben nutzt die Bavaria Film die Sonne über Grünwald – und von der gibt es reichlich. Auf sämtlichen geeigneten Dächern wurden inzwischen Photovoltaikanlagen installiert, die nach Angaben des Unternehmens jährlich 86.000 Kilowattstunden Solarstrom produzieren, was in etwa dem Stromverbrauch von neun großen TV-Shows entspricht. Seit 2010 habe man am Standort Geiselgasteig die CO2-Emissionen um 97,5 Prozent reduzieren können, die restlichen 2,5 Prozent gleiche man durch Beteiligungen an Umweltschutzprojekten aus, etwa im brasilianischen Regenwald. "Das 'Green Studio' ist auf dem Gelände verwirklicht", sagt Rohnke. Nach Kenntnis der Bavaria betreibe man damit das weltweit erste und einzige Film- und Fernsehstudio, das ausschließlich auf regenerative Energien setzt.
"Wir haben vor allem erreicht, dass das Thema Nachhaltigkeit überhaupt recht früh auf die Agenda der UFA gekommen ist und den Fragen und Antworten dazu Platz eingeräumt wird – für Diskussion, aber auch für die konkrete Umsetzung", sagt Katja Bäuerle, die als Producerin beim Soap-Spezialisten UFA Serial Drama arbeitet und neben Christian Schölzel (Head of Production UFA X), Wiebke Terjung (Director Finance UFA) und Melanie Müller (PR UFA), zum Kern des sogenannten Green Teams der UFA gehört. "Bei der UFA werden Kollegen nicht belächelt, wenn Entscheidungen und bewährtes Vorgehen hinsichtlich grüner Produktion kritisch hinterfragt werden."
Diese und weitere Problemstellungen – wie gasbetriebene LKWs, leistungsfähigere Generatoren und LED-Scheinwerfer – insbesondere für externe Rental-Unternehmen will der Verband der Technischen Film- und Fernsehbetriebe VTFF möglichst gemeinsam mit der Branche lösen und eine Strategie zur Umsetzung entwickeln, heißt es. Doch bei allen Problemstellungen zeigen die Beispiele aus Grünwald und Babelsberg, aber auch von anderen Standorten, dass das Thema Nachhaltigkeit an Bedeutung gewonnen hat. Rohnke: "Immer häufiger werden bereits durch Auftraggeber – darunter sowohl private als auch öffentlich-rechtliche Sender, sowie Pay-TV- und Streaming-Anbieter – Nachfragen zur nachhaltigen Produktion gestellt oder sogar Vorgaben gemacht, die bereits für die Teilnahme an entsprechenden Pitches verpflichtend sind."
Es müsse, sagt Rohnke, ein Umdenken stattfinden, das den gesamten Produktionszyklus umfasst und so auch ökonomische Vorteile in einer ökologisch nachhaltigen Arbeitsweise aufdeckt. So wie etwa bei LED-Lampen, die in der Anschaffung zwar teurer seien, aber durch den geringeren Stromverbrauch langfristig betrachtet auch Kostensenkungen herbeiführen könnten. All zu viele Appelle, mehr für den Umweltschutz zu tun, braucht es aus Sicht der UFA aber nicht. "Wir glauben nicht, dass es notwendig ist, das Bewusstsein zu schärfen, wissen wir doch alle genug um die Situation, in der wir uns heute befinden", betont Katja Bäuerle.
"Aber wir können es einfacher machen, Dinge umzusetzen und wir können, und dabei ist eine Unterstützung durch unsere Kunden, die Sender, natürlich wünschenswert, nachhaltige Produktionen incentivieren, finanziell, aber auch durch Aufmerksamkeit", so die Producerin zu DWDL.de. "Und wenn zu einer erfahrenen und exzellenten TV-Produktionsfirma neben all den offensichtlichen Dingen irgendwann selbstverständlich auch gehört, dass man nachhaltig produziert, und dies auch als etwas Wettbewerbsrelevantes anerkannt wird, dann hätten wir eine ganze Menge erreicht. Also setzen wir um, was wir können und reden darüber ebenfalls so oft und so laut wie wir können."