Wie kann das Fernsehen grüner werden? Seit einiger Zeit schon suchen Fernsehsender nach Antworten auf diese Frage. In den seltestens Fällen wird bei Produktionen von Shows und Serien jedoch bis ins kleinste Detail auf Nachhaltigkeit geachtet. Dabei wäre ein anderes Verhalten durchaus angebracht, immerhin rechnen Experten damit, dass im Jahr 2050 in unseren Ozeanen mehr Plastikteile als Fische schwimmen werden, sollten wir unser Konsumverhalten nicht verändern. Auch hinsichtlich dessen hat Sky im vergangenen Jahr angekündigt, von Materialverbrauch bis Produktdesign alles auf den Prüfstand stellen zu wollen.
Der Pay-TV-Sender war es auch, der auf Endemol Shine Germany zugekommen ist, um die Kochshow "Masterchef" als sogenannte Green Production zu etablieren. Das stellte die Produktionsfirma jedoch zunächst vor einige Herausforderungen, schließlich galt es, alle Abläufe auf den Prüfstand zu stellen. "Das ist zum Teil richtig aufwändig, weil man Prozesse ändern muss, manchmal aber auch ganz einfach", sagt Fabian Tobias, der bei der Produktionsfirma als Director Show & Factual fungiert und in den vergangenen Wochen und Monaten viel über das grüne Produzieren lernte.
Und eine kleine Anzahl an Bio-Plastikbechern habe man in der Kompostiermaschine zu 100 Prozent verwerten können. Alleine dadurch gelang es, unterm Strich 320 Kilogramm Plastik einzusparen – "und da ist die Dekoration noch gar nicht dabei", sagt Fabian Tobias und zieht eine weitere Statistik aus dem nach der Produktion eigens erstellten Report hervor. So habe man auch den Dekorationsbau verändert und auf eine Konstruktion gesetzt, die auf Holz verzichtet. Bei der simulierten Backstein-Wand, die sonst auf Plastik gewesen wäre, setzte die Produktionsfirma auf einen bedruckten Prospekt. Alles in allem vermied die Green Production dadurch 3,7 Tonnen Plastik und sparte über 20 Tonnen CO2 ein.
Weniger Flüge, weniger Mülleimer
Ein großes Problem brachte allerdings die Logistik mit sich. "Wenn man viel fliegt, dann sind die Einsparungen sofort wieder weg", räumt Tobias auf Nachfrage ein. Aus diesem Grund wurde auch hier ein Veränderungsprozess in Gang gesetzt. "Wir haben die Logistik der Produktion so aufgestellt, dass wir eine deutliche Einsparung bei Flügen erreichen konnten." Das Ergebnis: Die Zahl der Flüge konnte im Vergleich zur Vorjahres-Staffel von 104 auf 38 reduziert werden. Daneben kamen sogenannte CNG-Fahrzeuge zum Einsatz – auch, weil es noch nicht viele Verleiher von Elektro-Fahrzeugen gibt. Zusammengerechnet habe man die CO2-Bilanz im Bereich Transport und Reise aber immerhin um 35 Prozent senken können.
Lenzen ist Kommunikations-Chefin bei Endemol Shine Germany und hält bei dem Nachhaltigkeits-Projekt die Zügel in der Hand. Regelmäßig informiert sie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie im Kleinen etwas für die Umwelt getan werden kann. Seit einiger Zeit schon sind Plastikflaschen aus den Büros verschwunden und wer drucken will, soll dies auf recyceltem Papier tun. Demnächst sollen Drucker mit Öko-Zertifizierung angeschafft und Ökostrom bezogen werden. Mit dem bisher Erreichten ist Lenzen zufrieden. "Das sind kleine Schritte, aber wir schärfen damit das Bewusstsein", sagt sie. Dass die Umsetzung nicht immer einfach ist, wird beim Besuch in Ossendorf aber auch deutlich - etwa, wenn zur Vorbereitung des Gesprächs dann doch ein paar Seiten mehr ausgedruckt werden als unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten nötig wäre.
Doch Simone Lenzen macht deutlich, dass es ihr auch darum geht, in der Branche einen Dialog anzustoßen. Der Austausch ist ihr wichtig, weil sie hofft, dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Fabian Tobias will das Thema indes nun auch bei anderen Fernsehsendern ins Gedächtnis rufen. "Unser Anspruch ist es, den Sendern bei bestehenden oder neuen Formaten das Angebot zu machen, auf eine Green Production umzustellen." Aktuell arbeitet die Endemol Shine an einem Handbuch, um die bei "Masterchef" gesammelten Erfahrungen zu bündeln. Das will man bis zum Ende des Jahres abschließen und schließlich dazu nutzen, um den Sendern ab 2019 konkrete Vorschläge zu unterbreiten. "In Zukunft haben also unsere kreativen Mitarbeiter eine Format-Idee, die wir den Sendern beim Pitch neben der klassischen Produktion auch als grüne Alternative anbieten." Herausreden kann sich dann eigentlich niemand mehr.