Es ist bereits sechs Jahre her, seitdem Rupert Grint das letzte Mal an der Seite von Daniel Radcliffe und Emma Watson in einem "Harry Potter"-Film zu sehen war. Während Radcliffe und Watson ihr Image als Hogwarts-Schüler weitestgehend abschütteln und sich in Hollywoods etablieren konnten, sucht Grint noch immer nach dem nächsten großen Erfolg. Wie zuletzt zu sehen war, gelang dies auch mit "Snatch" noch nicht ganz - jener Serie also, die auf Guy Ritchies Klassiker-Heist beruht und in Deutschland seit einigern Tagen bei AXN zu sehen ist. Die Kritikerstimmen gingen eher ins Negative, ordentliche Quoten und Klickzahlen sorgten aber dafür, dass Produzent Crackle immerhin grünes Licht für eine zweite Staffel gegeben hat. Wie er selbst dieses Projekt sieht, hinter dem er auch als Co-Produzent steht und wie es ihm nach "Harry Potter" persönlich erging, verriet er DWDL.de im Gespräch. 

Mr. Grint, das Konzept von "Snatch" ähnelt dem von "Fargo" doch sehr. Was gefällt Ihnen daran, anstatt ein komplettes Remake zu drehen? 

Rupert Grint: Als Künstler hat man den Anspruch, etwas neues zu schaffen. Es wäre mir also nicht richtig vorgekommen, einfach etwas nachzudrehen. So haben wir Guy Ritchies Charaktere und Storystränge walten lassen, da wir uns sowieso nicht herausnehmen wollten, es besser machen zu können und schufen eine neue Geschichte mit anderen Figuren. Dadurch konnten wir uns ausleben und Ideen umsetzen, die den Fans des Originals nicht auf die Füße treten. Der nette Seiteneffekt ist natürlich, dass wir mit dem Namen "Snatch" etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Das kann aber auch gefährlich werden – es entstehen jedenfalls gewisse Erwartungen.

Das ist richtig. Doch wir hoffen, dass es schnell klar wird, dass wir eine eigenständige Geschichte verfolgen, die nur sehr lose auf Ritchies Original basiert. Um das zu zeigen, ist bereits die erste Folge sehr turbulent und gespickt mit allerhand Eindrücken.

Unvergessen ist Brad Pitts Auftritt als Mickey O'Neil. Wird es die von ihm geprägten Gypsys wieder geben?

Er war unglaublich und deswegen war es für uns von Anfang an klar, dass wir die Gypsys in irgendeiner Form einbinden müssen. Tatsächlich spielt nun einer unsere Hauptdarsteller, Lucien Laviscount, den Boxer-Gypsy Billy 'Fuckin' Ayers. Brad Pitt hat seine Fäuste im Film ja auch fliegen lassen, deswegen wird man ab und zu an ihn denken müssen. 

Können Sie die gesamte Story von "Snatch – Die Serie" kurz zusammenfassen? 

Ich schlüpfe in die Rolle des Kleinganoven Charlie Cavendish, der sich sicher ist, dass er zu Größerem bestimmt ist. Sein Name macht dann aber schneller die Runde, als es ihm lieb ist. Ihm und seinen Freunden fällt nämlich plötzlich eine Wagenladung Goldbarren in die Hand, die die Londoner Unterwelt aufmerksam werden lässt. Als dann ein Kopfgeld auf ihn angesetzt wird, läuft es genau so, wie man es auch noch von Guy Ritchies „Snatch“ kennt: Von einem Fettnäpfchen ins Nächste.

Klingt ganz so, als ob Sie auf der Leinwand weiterhin sehr viel ausprobieren.

So lange im „Harry Potter“-Universum gefangen gewesen zu sein, hatte etwas Erdrückendes. ‚Gefangen‘ ist wohl der falsche Begriff, weil ich die Zeit geliebt habe. Jedoch ist es als Schauspieler so, dass man das Ende eines solchen Franchises erst einmal verarbeiten muss. Ich bin deshalb froh, dass das Ende zum genau richtigen Moment kam. Nun teste ich Charaktere aus, die ich noch nicht spielen konnte – nun eben Charlie Cavendish, eine Figur, die kaum etwas mit meinem echten Ich gemein hat.

Sie haben also noch nie etwas Verbotenes getan?

(lacht) Nein, tatsächlich nichts besonders verbotenes. Selbst beim Schwarzfahren würde ich Schweißausbrüche bekommen. Der schlimmste Vorfall liegt wohl in meiner Kindheit, als ich mal eine Haarbürste geklaut habe. Danach hatte ich aber totale Schuldgefühle. Ich bin einfach nicht der Typ dafür und mir fehlt definitv das Gangster-Gen um neben der Schauspieler auch noch Banken auszurauben.

Sie standen jedoch nicht nur vor der Kamera, sondern sind auch Co-Produzent. Wie war die Konzept-Entwicklung mit Regisseur Alex De Rakoff, für den es die erste Fernsehserie war?

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass die Zusammenarbeit keinen Spaß gemacht hat. Ich muss jedoch sagen, dass wir nicht immer richtige Konzepte aufgestellt haben (lacht). Oft war es so, dass wir eine Episode angefangen haben zu drehen, ohne zu wissen, wie sie endet. Unsere Drehbücher galten eher einem großen Puzzle, dass sich erst im Prozess zusammensetzte. Das war zwar eine große Herausforderung, förderte aber auch die Kreativität.

Wie stellen Sie sich ihre Zukunft vor?

Neben der zweiten Staffel von „Snatch“ werde ich mich weiterhin ausprobieren und Ausschau nach spannenden Projekten halten. Der Broadway hat es mir in den letzten Jahren aber auch angetan, deswegen wird man mich weiterhin im Theater sehen. Ich liebe die direkte Reaktion des Publikums und das Gefühl, dass es wirklich nur einen Versuch gibt, die Szene rüberzubringen.

Vielen Dank für das Gespräch, Mr. Grint!