Wir treffen uns im Waldorf-Astoria Berlin, wenige Stunden vor der Deutschland-Premiere von "This is us" gegenüber im Zoo-Palast. Es ist Donnerstag, der 11. Mai 2017. Chrissy Metz und Milo Ventimiglia sind an die Spree gereist, um die Serie zu promoten. Gleich drei Tage verbringen sie in der deutschen Hauptstadt, hatten daher auch schon die Gelegenheit, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, als wir uns trafen. Sie wirken entsprechend entspannter als viele andere Schauspielerinnen und Schauspieler, die für kurze PR-Termine um den Globus fliegen. 40 Minuten sitzen wir an diesem Nachmittag zusammen und reden über "This is us".

Es ist ein eigentlich unmögliches Gespräch: Man kann nicht sehr in die Tiefe gehen, ohne zu viel zu verraten, denn die erste Episode (heute, 21:15 Uhr bei ProSieben) offenbart erst die Grundlage der Serie, die mit Abstand der erfolgreichste Neustart im US-Fernsehen der vergangenen Saison war. Es wird dennoch ein launiges Gespräch mit zwei gut aufgelegten Hollywood-Gästen.

Chrissy, Milo, bekennen Sie sich freiwillig schuldig?

Milo Ventimiglia: Moment, was wird uns denn vorgeworfen?

Chrissy Metz: Ich glaube, ich ahne, um was es geht.

Sie haben in den USA mit "This is us" Woche für Woche Menschen zum Heulen gebracht. Jetzt der Start in Deutschland. Haben Sie denn gar kein schlechtes Gewissen?

Chrissy: (lacht) Nein. 

Milo: Überhaupt nicht.

Chrissy: Das große Geschenk dieser Serie ist doch, dass sie bei so vielen Menschen so viele Emotionen ausgelöst hat.

Milo: Es gibt so viele Menschen heutzutage, die ihre Gefühle im Zaum halten; die keine Gefühle zeigen, weil sie glauben, es würde ihnen als Schwäche ausgelegt. Was wir in den USA bei der Ausstrahlung von "This is us" erlebt haben, ist, dass die Serie für manch einen ja fast schon eine therapteutische Wirkung hat. Sich hingeben und die Gefühle einmal rauslassen. Wir bringen unser Publikum gerne zum Heulen.

Chrissy: Sie heulen und haben ja doch jede Woche wieder eingeschaltet. Sie wollen heulen!

Und es gibt ja sogar einen Preis dafür, wie ich gelernt habe. "Best Tearjerker" bei den MTV Movie & TV Awards, wo "This is us" gewonnen hat.

Milo: (lacht) Was man so für Preise gewinnen kann. Ich hab mich sehr gefreut.

Chrissy, wenn Sie die Serie beschreiben müssten, ohne zu spoilern: Um was geht es in "This is us"?

Chrissy: Das ist schwierig. Es geht um eine Gruppe von Menschen, die sich durchs Leben schlagen. Und sie sind auf gewisse Art und Weise miteinander verbunden. Wie, das wird sich im Laufe der ersten Folgen erschließen. Die Serie lässt uns das Leben und seine Höhepunkte und Tiefschläge aus anderen Augen sehen und fühlen.

Milo: Die Serie schnell zu erklären ist wirklich schwer. Als wir vergangenen Sommer in den USA auf großer PR-Tour für die Serie waren, habe ich irgendwann mal gesagt: "Es ist unfassbar hart zu erklären, aber unfassbar leicht zu verstehen." Jeder, der in Deutschland "This is us" die Zeit für die erste Folge schenkt, wird danach sofort verstehen, was ich meine. Es geht um das Leben und all seine Beziehungen.

This is us© DWDL.de

Milo Ventimiglia, DWDL-Chefredakteur Thomas Lückerath und Chrissy Metz - sowie Hasenohren made by Christoph Körfer, stellv. Senderchef ProSieben


Erinnern Sie sich noch an den Moment, an denen Ihnen klar wurde, dass die Serie wohl doch ganz gut funktioniert?

Milo: Ich könnte keinen einzelnen Moment nennen, es war mehr ein Prozess über mehrere Wochen. Mit jeder Episode kamen Zuschauer hinzu, weil viel über die Serie gesprochen wurde. Die Mundpropaganda war enorm und nach Thanksgiving haben wir nochmal einen richtigen Quotensprung nach oben erlebt. Über Thanksgiving hatten viele wohl die Zeit, aufzuholen was sie verpasst hatten. Und in Familien wurde beim Zusammentreffen für den Feiertag über die Serie gesprochen. Ich denke es war November, so um die zehnte Episode, als wir alle realisierten wie glücklich wir uns schätzen können.

Chrissy: Wir kannten ja schon die Einschaltquoten und wussten, dass es gut aussieht. Aber ich erinnere mich an den Moment, als mich auf einer Restaurant-Toilette eine fremde Frau ansprach und mir ganz aufgelöst vor Freude erzählte, dass sie dank der Serie endlich mit ihrer Tochter über ihr Übergewicht sprechen konnte. Die Serie hätte da eine wichtige Brücke geschlagen. Das war für mich der Moment, an dem ich wusste: Das ist mehr als nur eine weitere Fernsehserie. Wir erreichen Menschen, so richtig.

Ich wollte ohnehin fragen: Welches Feedback auf die Serie war bislang das denkwürdigste für Sie?

Chrissy: Da gab es noch so viele. Ich habe mit fremden Frauen in Toiletten geheult, ich habe 45 Minuten lang mit fünf fremden Frauen am Waschbecken der Damen-Toilette über ihre Beziehungen gesprochen. Ein anderes Mal erzählte mir eine Frau, unsere Serie hätte ihr wöchentlich Hoffnung gespendet in ihrem Kampf gegen Krebs. Da musste ich erstmal schlucken. Ich wusste nicht was ich antworten sollte.

Milo: So ein intensives Feedback auf eine Serie habe ich auch noch nie erlebt. Und man muss auch erst lernen, damit umzugehen. Wir spielen schließlich Rollen nach Drehbuch. Welches Schicksal Kate oder Jack auch haben in der Serie -  Chrissy und ich können nach einem Drehtag nach Hause gehen. Wir spielen das nur. Und dann kommen Menschen auf Dich zu, die ganz real mit den gleichen Problemen kämpfen und sich in der Serie wiederfinden. Da wird einem bewusst, wie viel Verantwortung man trägt.