NBC 2017/18: Das Comeback für "Must See TV"?

"Must See TV" - mit diesem Claim bewarb NBC viele Jahre seinen Donnerstagabend, den man vor allem mit einem herausragenden Sitcom-Lineup insbesondere in den 80ern und 90ern dominierte. Doch als deren Quoten nachließen, fehlte NBC lange eine zündende Idee, wie man den Donnerstagabend - der aus Werbesicht der wichtigste der Woche ist - wiederbeleben könnte. Genau daran versucht man sich in der kommenden Season nun.

Und helfen soll dabei "This is us". Die Serie war der große Hit unter den Neustarts in der zu Ende gehenden Season, gehört mit "Empire" und "The Big Bang Theory" zu den in der Zielgruppe drei meistgesehenen Network-Serien - und das bei im Lauf der Staffel noch steigender Tendenz. Das Besondere: Während viele andere erfolgreiche Neustarts in den vergangenen Jahren zwar auch von "The Voice" profitieren konnten, ohne diese Hilfe aber deutlich absackten, stellte "This is us" schon unter Beweis, dass man nicht auf "The Voice" angewiesen ist. Die Quoten waren sogar höher als bei der Castingshow, die ohnehin langsam an Zugkraft verliert und der eine Reduktion auf eine Staffel pro Jahr wohl gut tun würde. Einstweilen muss "The Voice" aber weiter sowohl im Frühjahr als auch im Herbst ran.

Doch zurück zum Donnerstag: Dort findet sich künftig eben "This is us" wieder und bildet um 21 Uhr den Ankerpunkt für den Abend, der nun wieder das Aushängeschild für NBC und eben "Must See TV" werden soll. "This is us" erhält übrigens auch den Sendeplatz nach dem "Super Bowl", NBC nutzt diesen herausgehobenen Sendeplatz also nicht, um eine neue Produktion zu promoten - muss man sich auch leisten können. Starten wird man in den Donnerstag mit dem mit großer Spannung erwarteten Comeback von "Will & Grace". 2006 lief dort die letzte Folge der achten Staffel, nun gibt's ein Revival mit zwölf neuen Episoden und dem Original-Cast von damals. Zwischen 20 und 21 Uhr bleibt NBC also bei der Comedy-Farbe. Um 20:30 Uhr darf die von Tina Fey produzierte Serie "Great News" ihr Glück versuchen, nachdem man die erste Staffel derzeit wenig inspiriert in Doppelfolgen wegsendet - und das mit eigentlich ziemlich ernüchternden Quoten. Man darf also zumindest hier schonmal berechtigte Zweifel anmelden, ob die Zuschauer die Sitcom wirklich als "Must See TV" begreifen.

Letzter Baustein im komplett umgekrempelten Donnerstagabend ist um 22 Uhr dann das schon länger angekündigte "Law & Order True Crime": Dick Wolf springt hier auf den um sich greifenden True-Crime-Trend auf und widmet sich in der ersten Staffel den "Menendez-Morden". Der Donnerstagabend bringt für alle Serien allerdings ein paar Probleme mit: NBC besitzt an diesem Abend Football-Rechte und wird ab dem 9. November bis zum Jahresende dort Sport zeigen. Dann gibt es zwar ein kurzes Zeitfenster, doch im Februar stehen dann bei NBC die Olympischen Winterspiele auf dem Programm. Fans von "This is us" sollten sich also auf größere Pausen im Lauf der Staffel gefasst machen.

"The Blacklist", das bislang am späten Donnerstagabend lief, findet sich dafür mittwochs um 20 Uhr wieder, wo es den ansonsten unveränderten Abend mit dem Klassiker "Law & Order: SVU" und "Chicago PD" einläutet. Apropos Chicago: Dienstags bleibt "Chicago Fire" im Programm, ansonsten wird die Dosis des Windy-City-Franchises aber erstmal verringert. "Chicago Med" wird noch zurückgehalten, und ob der in diesem Jahr eingeführte Neuling "Chicago Justice" überhaupt eine zweite Staffel erhält, ist ungewöhnlicherweise immer noch nicht entschieden. Auch bei der Sitcom "Trial & Error" konnte sich NBC noch nicht entscheiden.

Bei der Zeitreise-Serie "Timeless" hatte man sich bereits für die Absetzung entschieden, das aber nach wenigen Tagen wieder revidiert. Nun gibt's doch eine zweite Staffel für die Serie, die sich montags auf dem Sendeplatz nach "The Voice" deutlich schwerer tat als Vorgänger wie "The Blacklist" oder "Blindspot". Selbst das eigentlich sehr enttäuschend gelaufene "Taken", das im Frühjahr nach "The Voice" lief, erhielt eine zweite Staffel und findet sich gemeinsam mit "Blindspot" nun am Freitagabend wieder, wo man erstmals seit Jahren ohne das nun eingestellte "Grimm" auskommen muss.

Wenn Sie bis hierhin gelesen haben und sich fragen: Ja, und was gibt's denn nun eigentlich wirklich Neues im NBC-Programm, dann kann man nur sagen: Wenig. Nach einer starken letzten Season, die NBC in der Zielgruppe gewonnen hat (zum ersten Mal seit Jahren gelang das einem Sender, der nicht den Super Bowl gezeigt hat), hielt man sich in Sachen Serien-Neubestellungen etwas zurück. Im vergangenen Jahr hatte NBC sieben neue Dramaserien und fünf neue Sitcoms angekündigt, beschränkt man sich diesmal auf fünf neue Dramas und drei neue Sitcoms. Neben "Law & Order True Crime" schafft es im Herbst sogar nur "The Brave" als echter Neustart ins Programm. Die Serie von den "Homeland"-Machern handelt von einer Elite-Einheit von Soldaten, die undercover hinter feindlichen Linien agieren.

Weitere neue Serien sollen dann im Lauf der Season dazu kommen. Dann feiert beispielsweise Josh Radnor - vor allem bekannt als Ted Mosby aus "How I Met Your Mother" - sein Comeback mit "Rise", wo er an einer Highschool die Theatergruppe übernimmt und nicht nur die ganze Schule, sondern die ganze Stadt wieder zum Leben erweckt. Mit "Champions" kehrt zudem Mindy Kaling ("The Mindy Project", "The Office") zurück zu NBC. Und Sarah Shahi ("Person of Interest") wird im Virtual-Reality-Drama "Reverie" zu sehen sein. Übrigens: Ausnahmslos alle neuen Serien, die NBC bestellt hat, werden vom Schwester-Studio Universal produziert.

(Erst im Lauf der Season: "Chicago Med", "Shades of Blue", "Timeless", "Rise", "Good Girls", "Reverie", "A.P. Bio", "Champions")

Abgesetzt oder beendet wurden: "Emerald City", "Grimm", "Powerless", "The Blacklist: Redemption".

Noch keine Entscheidung über die Fortsetzung wurde bei "Trial & Error" und "Chicago Justice" getroffen.

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