Die Siegesserie des ZDF beim Deutschen Fernsehpreis hat sich nach der Nacht der Kreativen auch am Mittwochabend bei der großen TV-Gala im Kölner Coloneum fortgesetzt. Insgesamt gleich zwölf Auszeichnungen - inklusive jenen für Arte- und 3sat-Beteiligungen - gingen an den öffentlich-rechtlichen Sender, darunter auch jener in der Kategorie "Bester Fernsehfilm/Mehrteiler". Hier gewann die UFA-Documentary-Produktion "Ich bin! Margot Friedländer" den Preis, nachdem am Abend zuvor schon Martin Menzel in der Kategorie "Beste Montage" geehrt wurde. In diesem Zusammenhang sorgten bewegende Aussagen der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer für stehende Ovationen. "So hat es damals auch angefangen", sagte die 102-Jährige in einem zuvor aufgezeichneten Statement, das sie mit einem Appell verband: "Die Demokratie muss bleiben! Ihr müsst Menschen sein, nichts weiter!"
Auch sonst war es ein Fernsehpreis-Jahrgang, in dem die ernsten Themen herausstachen: So gab es auch für "Einzeltäter" gleich zwei Auszeichnungen. Nach dem Preis für die beste Kamera wurde die ZDF-Produktion, die sich sehr eindringlich mit den Hinterbliebenen der Opfer rechtsterroristischer Attentate befasst, nun auch als beste Doku-Serie geehrt. Den Preis für die beste Dokumentation / Reportage ging unterdessen an "Hamas-Angriff aufs Festival - Die Überlebenden des Wüsten-Raves" von ZDF und Arte, produziert von den Beetz Brothers. "Das ist der glücklichste Moment für den traurigsten Anlass, über den ich je einen Film machen musste", sagte der Duki Dror, der israelische Autor des Films, in seiner Dankesrede.
Der große Abräumer des Jahres handelt unterdessen vom Leben einer jüdischen Familie in Deutschland: "Die Zweiflers", ohnehin zuvor als Favorit gehandelt, wurde - nach einem ersten Preis bei der Nacht der Kreativen - am Mittwochabend mit drei weiteren Fernsehpreisen geehrt, darunter jenem für die beste Drama-Serie. Hier setzte sich die Produktion, die Turbokultur und die Degeto für die ARD-Mediathek umsetzten, unter anderem gegen "Deutsches Haus" und "Liebes Kind" durch. Degeto-Redaktionsleiter Christoph Pellander kündigte im Zuge seiner Rede zugleich an, eine zweite Staffel der "Zweiflers" in Auftrag gegeben zu haben. Daneben wurden auch Aaron Altaras als bester Schauspieler und Sunnyi Melles als beste Schauspielerin mit Fernsehpreisen bedacht.
Zur Ernsthaftigkeit des diesjährigen Fernsehpreises passt auch, dass das Arte-Format "Tracks East - Inside Russia" die Auszeichnung als bestes Infotainment erhielt und obendrein der Welt-Reporter Steffen Schwarzkopf für seine Berichterstattung aus der Ukraine ebenso wie für seinen Film "In der Gewalt der Hamas - Das Geiseldrama von Gaza" mit einem Preis bedacht wurde. Abgerundet wurde das Bild durch den Förderpreis für die ARD-Israel-Korrespondentin Sophie von der Tann.
Den Preis in der Kategorie "Beste Information" wiederum erhielt "Maischberger". Der ARD-Talk mit Sandra Maischberger setzte sich damit im senderinternen Duell gegen "Hart aber fair" durch, das ebenso wie das "heute-journal" des ZDF nominiert war. Daneben war übrigens selbst die Comedy an diesem Mittwochabend politisch: Hier setzte sich Sarah Bosetti mit ihrer 3sat-Show "Bosetti Late Night" durch - und gab ihren Hatern noch einen Gruß mit in die Nacht: "Ihr gebt mir Kraft. Alle Leute, die mich hassen: Kommt ins Studio, kommt in meine Sendung. Ihr kriegt Freikarten und dürft auch was sagen."
Klaas ohne Joko, Netflix ohne Preis
Freilich war auch Platz für mehr Leichtigkeit. So nahm Klaas Heufer-Umlauf nicht nur seinen eigenen Preis, sondern auch den für seinen Kollegen Joko Winterscheidt entgegen, weil der das Oktoberfest dem Fernsehpreis in diesem Jahr vorzog. Der Preis für das Duo, das für ihre aufsehenerregenden 24 Stunden im Programm von ProSieben geehrt wurde, war übrigens zugleich der einzige, der nach Unterföhring ging. Bei RTL durfte man sich immerhin zwei Mal freuen: Hier heimste "Die Verräter" die Auszeichnung für die beste Reality ein, nachdem am Abend zuvor schon Mark Achterberg für seine Regieleistung bei "Let's Dance" die Auszeichnung bekam. Als beste Show musste "Let's Dance" hingegen Jan Böhmermanns "Lass dich überwachen" den Vortritt lassen.
Bemerkenswert: Während Netflix im Vorjahr noch der große Abräumer war, ging der Streamingdienst diesmal an beiden Abenden komplett leer aus. Anders als der Konkurrent Disney+, der bei der Nacht der Kreativen doppelt gewann, und Prime Video, das mit der dritten Staffel von "Die Discounter" die beste Comedy-Serie im Portfolio hatte. Abseits davon erhielt MagentaTV einen Fernsehpreis: Als beste Sportsendung wurde die Berichterstattung der Telekom-Mannschaft um Moderator Alex Schlüter zur Basketball-Weltmeisterschaft des vergangenen Jahres gekürt.
Nicht minder bemerkenswert war indes, wie schnell die TV-Gala in diesem Jahr über die Bühne ging. Zog sich die Veranstaltung im vorigen Jahr noch über vier Stunden, so war diesmal schon nach rund zweieinhalb Stunden Schluss - was nicht nur an einem hohen, mitunter fast atemlosen Tempo lag, das die Verantwortlichen erkennbar an den Tag legten, sondern auch an Rückkehrerin Barbara Schöneberger, die die Moderationszügel fest in der Hand hielt.
Nur einer fehlte am Mittwochabend: Ausgerechnet Ehrenpreisträger Mario Adorf, inzwischen 94 Jahre alt, trat nicht die Reise nach Köln an, weil er, wie Laudatorin Iris Berben sagte, nicht fit genug dafür sei. Wie gut, dass Adorf trotzdem zu Wort kam, weil Berben ihn schon einige Wochen zuvor für die Ehrung seines Lebenswerks besuchte und ein bewegendes Gespräch mit der Schauspiel-Legende führte. Nie habe er eine Preisverleihung absagen müssen, sagte der Preisträger in einem aufgezeichneten Statement. "Aber jetzt, mit 94 Jahren", scherzte er darin, "darf man doch auch mal krank sein, oder?" Standing Ovations erhielt Adorf vom Kölner Publikum ohnehin - auf dass der Applaus ihm bei der Genesung helfen möge. Es war das würdige Ende eines Deutschen Fernsehpreises, der hochaktuell wie selten zuvor daherkam. Und der obendrein glücklicherweise viel früher zu Ende ging als 2023.
Alle Gewinnerinnen und Gewinner
Werkskategorien Fiktion
Bester Fernsehfilm/Mehrteiler
- Blindspot (ZDF/Network Movie)
- Ich bin! Margot Friedländer (ZDF/UFA Documentary)
- Silber und das Buch der Träume (Prime Video/Constantin Film)
Beste Drama-Serie
- Deutsches Haus (Disney+/Gaumont)
- Liebes Kind (Netflix/Constantin TV)
- Maxton Hall – Die Welt zwischen uns (Prime Video/UFA Fiction)
- Push (ZDFneo/Bantry Bay)
- Die Zweiflers (ARD/hr/Degeto/Turbokultur)
Beste Comedy-Serie
- Die Discounter 3 (Prime Video/Pyjama Pictures)
- Legend of Wacken (RTL+/Florida Film)
- Neue Geschichten vom Pumuckl (RTL+/NEUESUPER)
Personenkategorien Fiktion
Beste Schauspielerin
- Mala Emde für Oh Hell 2 (MagentaTV/Warner|Turner/good friends)
- Sira-Anna Faal für Pauline (Disney+/btf - bildundtonfabrik)
- Sunnyi Melles für Die Zweiflers (ARD/hr/Degeto/Turbokultur)
- Katja Riemann für RESET – Wie weit willst du gehen? (ZDF/Gaumont)
- Katharina Stark für Deutsches Haus (Disney+/Gaumont)
Bester Schauspieler
- Aaron Altaras für Die Zweiflers (ARD/hr/Degeto/Turbokultur)
- Damian Hardung für Maxton Hall – Die Welt zwischen uns (Prime Video/UFA Fiction)
- Marc Hosemann für Die Discounter 3 (Prime Video/Pyjama Pictures) und Last Exit Schinkenstraße (Prime Video/i&u/Odeon Fiction)
- Jan Krauter für Unschuldig – Der Fall Julia B. (ARD/ORF/Degeto/filmpool) und Lost in Fuseta: Spur der Schatten (ARD/Degeto/307 production)
- Sammy Scheuritzel für Legend of Wacken (RTL+/Florida Film)
Beste Regie Fiktion
- Katja Benrath, Mia Maariel Meyer für Push (ZDFneo/Bantry Bay)
- Marvin Kren, Cüneyt Kaya für Crooks (Netflix/Wiedemann & Berg TV)
- Anja Marquardt, Clara Zoë My-Linh von Arnim für Die Zweiflers (ARD/hr/Degeto/Turbokultur)
Bestes Buch Fiktion
- Luisa Hardenberg für Push (ZDFneo/Bantry Bay)
- Annette Hess für Deutsches Haus (Disney+/Gaumont)
- Marc O. Seng für Blindspot (ZDF/Network Movie)
Beste Kamera Fiktion
- Christian Alvart, Christian Huck für Oderbruch (ARD/Degeto/Syrreal Entertainment/CBS)
- Henner Besuch für Die Quellen des Bösen – Jagd nach dem Runen-Mörder (RTL+/Wüste Medien)
- Phillip Kaminiak für Die Zweiflers (ARD/hr/Degeto/Turbokultur)
Beste Montage Fiktion
- Vincent Assmann, Aurora Franco Vögeli für Die Zweiflers (ARD/hr/Degeto/Turbokultur)
- Linda Bosch für Was wir fürchten (ZDFneo/Bavaria Fiction)
- Martin Menzel für Ich bin! Margot Friedländer (ZDF/UFA Documentary)
Beste Musik Fiktion
- Dascha Dauenhauer für Deutsches Haus (Disney+/Gaumont)
- Anna Kühlein für Was wir fürchten (ZDFneo/Bavaria Fiction)
- Liam Mour für Boom Boom Bruno (Warner/Odeon Fiction)
Beste Ausstattung Fiktion
- Lea Fumy-Schleef, Uta Materne (Production-Design) für Pauline (Disney+/btf - bildundtonfabrik)
- Ralf Schreck (Szenenbild), Mirjam Muschel (Kostüm) für Gute Freunde – Der Aufstieg des FC Bayern (RTL+/UFA Fiction)
- Anette Schröder (Kostüm) für Legend of Wacken (RTL+/Florida Film)
Werkskategorien Information
Beste Dokumentation/Reportage
- Gekaufte Politik? Europa in der Korruptionskrise (arte/ZDF/Eco Media)
- Hamas-Angriff aufs Festival – Die Überlebenden des Wüsten-Raves (arte/ZDF/Beetz Brothers)
- Das letzte Tabu (Prime Video/ZDF/BROADVIEW)
- Putins Bären (ARD/funk „Simplicissimus“/SWR)
- Uncovered: Sucht aus der Pillen-Packung. Die weltweite Opioid-Krise (ProSieben/pqpp2)
Beste Doku-Serie
- Einzeltäter (ZDF/Das Kleine Fernsehspiel/CORSO Film)
- frontal: White Angel – Das Ende von Marinka (ZDF/GKD)
- ZDFzeit: Putins Krieger (ZDF/Story House/Correctiv)
Beste Information
- Hart aber fair (ARD/WDR/Florida Factual)
- heute journal vom 9. November 2023 (ZDF)
- Maischberger (ARD/WDR/Vincent productions)
Bestes Infotainment
- Die 100 – was Deutschland bewegt (ARD/NDR/WDR/Ansager & Schnipselmann)
- MAITHINK X – Die Show: “Wie populistische Politiker uns verarschen“ (ZDFneo/btf - bildundtonfabrik)
- Tracks East – Inside Russia: Alltag in Putins Reich mit Masha Borzunova (arte/ZDF/Kobalt)
Personenkategorien Information
Beste Moderation/Einzelleistung Information
- Ina Ruck für die Berichterstattung aus Russland (ARD/WDR)
- Steffen Schwarzkopf für In der Gewalt der Hamas – Das Geiseldrama von Gaza und WELT TV Spezial: 2 Jahre Ukraine-Krieg – live aus Kiew (WELT TV)
- Esther Sedlaczek für die Sportschau UEFA EURO 2024 (ARD/WDR)
Beste Kamera Information/Dokumentation
- Luise Schröder, Julian Vogel für Einzeltäter (ZDF/Das Kleine Fernsehspiel/CORSO Film)
- Peter Thompson, Anton Elchaninov, Florian Ledoux für Terra X: Die Arktis – 66,5 Grad Nord (arte/ZDF/colourFIELD)
- Nikolai von Graevenitz, Antonia Lange für Wachtendonk (RTL+/The Thursday Company)
Beste Montage Information/Dokumentation
- Janine Dauterich, Chris Wright für Der Fall Jens Söring: Tödliche Leidenschaft (Netflix/Fruitmarket)
- Kim Frank für ECHT – Unsere Jugend (ARD / SWR / ARD Kultur / MDR / NDR / rbb / BR / Radio Bremen / Kim Frank Produktion)
- Annette Muff für Capital B – Wem gehört Berlin? (arte/rbb/WDR/Port au Prince / Fruitmarket)
Sport
Beste Sportsendung
- FIBA Basketball-WM 2023 (MagentaTV/ThinXpool TV/PLAZAMEDIA)
- Handball-EM 2024 (ARD/ZDF/NDR)
- sportstudio live - UEFA EURO 2024 (ZDF)
Werkskategorien Unterhaltung
Beste Unterhaltung Show
- Lass dich überwachen! (ZDF/Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld)
- Let's Dance (RTL/Seapoint/BBC Studios)
- Wer stiehlt mir die Show? (ProSieben/Florida Entertainment)
Beste Unterhaltung Reality
- Alone – Überlebe die Wildnis (RTL+/ITV Studios)
- Kaulitz & Kaulitz (Netflix/Constantin Entertainment)
- Die Verräter – Vertraue Niemandem! (RTL/Tower Productions)
Bestes Factual Entertainment
- Buchstäblich leben! (ZDF/Endemol Shine)
- Mälzer und Henssler liefern ab! (VOX/Endemol Shine)
- STAR KITCHEN mit Tim Raue (Prime Video/Warner)
Beste Comedy/Late Night
- Bosetti Late Night (3sat/ZDF/Turbokultur)
- Bratwurst & Baklava – Die Show (ProSieben/Brainpool TV)
- Die Teddy Teclebrhan Show (Prime Video/Leonine Studios/KOFBELU)
Personenkategorien Unterhaltung
Beste Moderation/Einzelleistung Unterhaltung
- Joko Winterscheidt, Klaas Heufer-Umlauf für "24 Stunden mit Joko & Klaas" (ProSieben/Florida Entertainment)
- Laura Wontorra für "Drei gegen Einen" (RTL/Endemol Shine/Potatohead Pictures) und "Grill den Henssler" (VOX/ITV Studios)
- Sonja Zietlow für "Die Verräter – Vertraue Niemandem!" (RTL/Tower Productions)
Beste Regie Unterhaltung
- Andrea Achterberg für Frag doch mal die Maus (ARD/WDR/Ansager & Schnipselmann)
- Mark Achterberg für Let‘s Dance (RTL/Seapoint/BBC Studios)
- J. Patrick Arbeiter für Lass dich überwachen! (ZDF/Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld)
Bestes Buch Unterhaltung
- Raphael Selter für Browser Ballett: Brüste des Terrors (4), Mein bester Freund wählt AfD (5), Der KI-Kollege (6) (ZDFneo/Steinberger Silberstein)
- Torsten Sträter für Sträter (ARD/WDR/Prime Productions)
- Dietrich Krauß, Max Uthoff, Claus von Wagner für Die Anstalt - Nahost-Konflikt, Moral und der Weihnachtsmann (ZDF/redspider networks)
Beste Ausstattung Unterhaltung
- Bode Brodmüller (Set-Design), Adriano Ciarrettino (Requisite) für Die Teddy Teclebrhan Show (Prime Video/Leonine Studios/KOFBELU)
- Michael König (Set-Design) für Lass dich überwachen! (ZDF/Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld)
- Florian Wieder, Per Arne Janssen (Set-Design), Paola von Griesheim (Requisite) für Let's Dance (RTL/Seapoint/BBC Studios)
Förderpreis der Stifter
- Sophie von der Tann
Ehrenpreis der Stifter
- Mario Adorf