Wenn am 24. und 25. September wieder der Deutsche Fernsehpreis in verschiedenen Kategorien in den Bereichen Fiktion, Unterhaltung und Information vergeben wird, werden viele wohl auch darauf schauen, wie das Geschlechterverhältnis ausfällt. Das kommt nicht von ungefähr: Bei der Nacht der Kreativen, bei der die besten Einzelleistungen geehrt werden, dauerte es im vergangenen Jahr mehr als zwei Stunden, bis überhaupt die erste Siegerin auf der Bühne stand. Am Ende wurden vier Frauen ausgezeichnet - und zwölf Männer. 

Gut möglich, dass sich das in diesem Jahr ändert, auch wenn sich die prozentuale Verschiebung auf den ersten Blick nicht ganz so stark ausnimmt: Im vergangenen Jahr war es nach offizieller Zählweise des Fernsehpreises ein Frauenanteil von 40 Prozent unter den Nominierten, diesmal sind es 43 Prozent. Doch vor allem in den Gewerken der Fiktion spiegelt sich diesmal wieder, dass Regisseurinnen, Autorinnen und andere Frauen längst zur Champions League gehören. In vier von sechs Personenkategorien stellen die Frauen hier die Mehrheit. 

Für ihre grandios authentische Serie "Push" sind Katja Benrath und Mia Maariel Meyer als beste Regisseurinnen nominiert, antreten müssen sie in dieser Kategorie unter anderem gegen Anja Marquardt und Clara Zoë My-Linh von Arnim, die für die Inszenierung beim diesjährigen Fiction-Shootingstar verantwortlich zeichneten - "Die Zweiflers". Und auch beim Drehbuch sind die Frauen in der Überzahl: Luisa Hardenberg (ebenfalls "Push") und Annette Hess ("Deutsches Haus") sind nominiert. 

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Mit Dascha Dauenhauer hat es zudem in der Kategorie Beste Musik Fiktion eine Frau auf die Nominiertenliste geschafft, die bereits 2023 nominiert war. Damals noch für "Der Schwarm", jetzt für "Deutsches Haus". Sie tritt unter anderem gegen Anna Kühlein an, die für die Musik in der ZDFneo-Horrorserie "Was wir fürchten" verantwortlich zeichnete. Ebenfalls nominiert aus dem Team von "Was wir fürchten": Linda Bosch für die beste Montage. Und auch Aurora Franco Vögeli kann zusammen mit Vincent Assmann für ihre Montage-Arbeit bei "Die Zweiflers" bei der Nacht der Kreativen geehrt werden. 

Eine weibliche Gewinnerin wird es in jedem Fall in der Kategorie Beste Austattung Fiktion geben. Hier sind Lea Fumy-Schleef und Uta Materna für die Disney+-Serie "Pauline" ebenso nominiert wie Anette Schröder für "Legend of Wacken". Darüber hinaus kann Mirjam Muschel (Kostüm) zusammen mit Ralf Schreck (Szenenbild) auf eine Auszeichnung hoffen, sie wurden für die RTL+-Serie "Gute Freunde - Der Aufstieg des FC Bayern" nominiert. 

Am männlichsten ist 2024 die Unterhaltung geprägt. Bei Buch und Ausstattung sind gar keine Frauen nominiert, bei der Regie mit Andrea Achterberg ("Frag doch mal die Maus") immerhin eine. Dafür stellen die Frauen in der Kategorie Beste Moderation/Einzelleistung in Person von Laura Wontorra ("Drei gegen Einen", "Grill den Henssler") und Sonja Zietlow ("Die Verräter") zwei Nominierungen, während Joko und Klaas sich eine Nominierung teilen. 

So oder so: Der Preis für die beste Moderation wird nicht im Rahmen der Nacht der Kreativen verliehen, sondern einen Tag später bei der großen Gala-Preisverleihung, die auch im Fernsehen zu sehen sein wird. Gleiches gilt für die beste Moderation/Einzelleistung in der Information, wo Ina Ruck und Esther Sedlaczek nominiert sind und gegen Steffen Schwarzkopf antreten. 

Ansonsten ist das Nominiertenfeld in der Information, blickt man auf das Geschlechterverhältnis, ziemlich ausgeglichen. Für die beste Montage im Bereich Info/Doku sind einerseits Annette Muff ("Capital B - Wem gehört Berlin?") und andererseits Kim Frank ("Echt - Unsere Jugend") nominiert. Hinzu kommen Janine Dauterich und Chris Wright für ihre gemeinsame Arbeit an der Netflix-Produktion "Der Fall Jens Söring: Tödliche Leidenschaft". In der Kategorie Beste Kamera Information/Dokumentation können sowohl Luise Schröder (zusammen mit Julian Vogel für "Einzeltäter") und Antonia Lange (zusammen mit Nikolai von Graevenitz für "Wachtendonk") auf einen Deutschen Fernsehpreis hoffen. 

Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen ist beim Deutschen Fernsehpreis 2024 zwar noch nicht komplett ausgeglichen, die Liste der Nominierten zeigt aber eindrucksvoll auf, dass Frauen in allen Bereichen auszeichnungswürdige Höchstleistungen vollbringen. Und vielleicht müssen die Besucherinnen und Besucher der Nacht der Kreativen 2024 nicht noch einmal mehr als zwei Stunden warten, bis die erste Frau einen Fernsehpreis entgegennehmen darf.