Insgesamt sechs Mal steht die von Turbokultur produzierte ARD-Serie "Die Zweiflers" in diesem Jahr auf der Nominierten-Liste und damit so häufig wie keine andere Produktion. Die Miniserie über eine jüdische Familie in Frankfurt ist dabei nicht nur als Beste Drama-Serie im Rennen, überdies sind Sunnyi Melles und Aaron Altaras für ihre schauspielerischen Leistungen persönlich nominiert, dazu das Regie-Duo Anja Marquardt und Clara Zoë My-Linh von Arnim, Phillip Kaminiak für die Beste Kamera sowie Vincent Assmann und Aurora Franco Vögeli in der Kategorie Schnitt / Montage.

Und damit zu einer Neuerung in diesem Jahr: Der Deutsche Fernsehpreis hat die bislang eigenständige Kategorie Mehrteiler abgeschafft und mit dem Fernsehfilm zusammengeführt. In der Vergangenheit gab es immer häufiger Probleme, serielle Stoffe zwischen Mehrteilern und Serien zu unterscheiden, nun ist die Entscheidung leichter, sie im Zweifelsfall der Drama-Serie zuzuschlagen, wo im Gegenzug die Zahl der Nominierten von drei auf fünf aufgestockt wurde.

Dieses erweiterte Feld besteht nun neben den Zweiflers aus der "Deutsches Haus" (Gaumont für Disney+), "Liebes Kind" (Constantin TV für Netflix), "Maxton Hall" (UFA Fiction für Prime Video) und "Push" (Bantry Bay" für ZDFneo). Und nicht nur die Tatsache, dass damit die fünf nominierten Serien auf fünf unterschiedlichen Sendern bzw. Plattformen liefen, zeigt die große Vielfalt, auch inhaltlich reicht das Spektrum von einer glossy Soap wie "Maxton Hall" über eine Hebammen-Serie, einen Entführungs-Thriller und eine Serie über eine jüdische Familie bis zur schmerzlichen Behandlung der Auschwitz-Prozesse. Eine bemerkenswerte Bandbreite von leichter Unterhaltung bis zu schwerem Stoff.

Weitet man den Blick noch auf die nominierten Comedy-Serien, dann ergibt sich ein noch vollständigeres Bild der Fiction-Vielfalt. Auf den ersten Blick etwas überraschend findet sich hier "Neue Geschichten vom Pumuckl" (Neuesuper für RTL+) wieder, das keine klassische Comedy ist, angesichts einer fehlenden eigenen Kategorie für Kinder-Inhalte aber hier wohl am Besten aufgehoben scheint. Dazu kommt mit "Legend of Wacken" (Florida Film) noch eine weitere RTL+-Serie, abgerundet wird das Feld von "Die Discounter 3" (Pyjama Pictures für Prime Video).

Im vergangenen Jahr war auch schon die zweite Staffel der "Discounter" nominiert gewesen, musste sich damals aber "King of Stonks" geschlagen geben, nun also eine neue Chance. Apropos: Im vergangenen Jahr geriet der Deutsche Fernsehpreis in der Fiktion nicht nur dank "King of Stonks" zu Netflix-Festspielen: Mit 13 Nominierungen, die in sechs Preisen resultierten, schlug der Streamingdienst generell alle Konkurrenten aus dem Feld. Diesmal hingegen spielt Netflix nur eine kleinere Rolle. "Liebes Kind" (immerhin der bislang mit Abstand größte Netflix-Erfolg aus Deutschland) brachte es auf eine Nominierung als Beste Drama-Serie, ansonsten könnten nur Marvin Kren und Cüneyt Kaya in der Kategorie Beste Regie für "Crooks" noch einen Fernsehpreis für eine Netflix-Produktion einheimsen.

Im Sender/Plattform-Ranking fiel Netflix damit bis auf Rang 6 zurück. Mit insgesamt 10 Nominierungen liegt stattdessen das ZDF vor der ARD (die sich dafür fast vollständig bei den "Zweiflers" bedanken kann), auch Disney+ und RTL+ sind mit je sechs, Prime Video mit fünf Nominierungen aber gut im Rennen. Das ZDF stellt mit "Blindspot" (Network Movie) und "Ich bin! Margot Friedländer" (UFA Documentary) beispielsweise zwei der drei Nominierten in der Kategorie "Bester Fernsehfilm / Mehrteiler", wo mit "Silber und das Buch der Träume" (Constantin Film) zudem noch ein Film von Prime Video nominiert ist. Aufs ZDF-Konto zahlt zudem ein, dass auch "Blindspot"-Regisseur Marc O. Seng und der bei "Ich bin! Margot Friedländer" für Schnitt/Montage zuständige Martin Menzel in den Gewerken im Rennen sind, dazu kommen u.a. noch Nominierungen für "Push"-Autorin Luisa Hardenberg und die "Push"-Regisseurinnen Katja Benrath und Mia Maariel Meyer.

Das starke Jahr für Disney+ geht unterdessen vor allem auf "Deutsches Haus" zurück, denn die Gaumont-Produktion über den Auschwitz-Prozess ist nicht nur als Beste Drama-Serie nominiert, sondern obendrein haben auch Katharina Stark als Schauspielerin, Annette Hess als Autorin und Dascha Dauenhauer für die Musik Chancen auf eine persönliche Auszeichnung. Die Pauline" ist zwar nicht als Serie nominiert, doch Hauptdarstellerin Sira-Anna Faal sowie Lea Fumy-Schleef und Uta Materne (Production Design) in der Ausstattungs-Kategorie haben Chancen auf einen Deutschen Fernsehpreis.

Apropos Ausstattung: Da punkteten mit "Gute Freunde - Der Aufstieg des FC Bayern" (Ralf Schreck für Szenenbild und Mirjam Muschel für Kostüm) sowie "Legend of Wacken" (Anette Schröder für Kostüm) zwei RTL+-Serien. Weil Henner Besuch für "Die Quellen des Bösen - Jagd nach dem Runen-Mörder" für die beste Kamera nominiert ist, findet sich zudem auch diese Produktion von Wüste Medien im Nominierten-Feld. Obendrein ist noch "Legend of Wacken"-Hauptdarsteller Sammy Scheuritzel nominiert.

In der Schauspiel-Kategorie tritt er neben dem eingangs schon erwähnten Aaron Altaras ("Die Zweiflers") noch gegen Damian Hardung ("Maxton Hall"), Marc Hosemann ("Die Discounter 3" und "Last Exit Schinkenstraße"), sowie Jan Krauter ("Unschuldig - Der Fall Julia B." und "Lost in Fuseta - Spur der Schatten") an. Bei den Frauen komplettieren neben den schon erwähnten Sira-Anna Faal, Sunnyi Melles und Katharina Stark noch Katja Riemann ("Reset - Wie weit willst du gehen?" und Mala Emde ("Oh Hell") das Feld.

Nicht in den Formatkategorien dabei, aber trotzdem zwei Mal im Rennen ist die ZDFneo-Horror-Serie "Was wir fürchten", weil hier Linda Bosch für Bester Schnitt/Montage und Anna Kühlein für die Musik nominiert wurde. In der Musik-Kategorie ist zudem auch Liam Mour für "Boom Boom Bruno" im Rennen. Und schließlich hat es auch "Oderbruch" durch eine Nominierung für die Kameramänner Christian Alvart und Christian Huck auf die Nominierten-Liste des Deutschen Fernsehpreises geschafft.

Im Folgenden: Die Nominierten in der Fiktion im Überblick